Wein am Limit - Hendrik Thoma
02.04.2012 - Folge 10

Malbec über den Wolken

Weine im Video

Name des Weines Soulfaktor Preisspanne
2010 Malbec „Felino“
Viña Cobos, Mendoza
Soulfaktor 4
10-20 Eur
2009 Malbec „Finca Bellavista“
Achaval Ferrer, Mendoza
Soulfaktor 4
10-20 Eur

Da ich vor einigen Wochen auf einem Weintrip in Südamerika war, nehme ich das heutige Video zum Anlass, Euch zwei Malbecs aus dem argentinischen Mendoza vorzustellen.

Diese Rebsorte stammt aus Frankreichs Südwesten und kommt dort vor allem im schwarztintigen Cahors vor. Nennenswerten Bestand gibt es auch an der Loire, wo sie als Cot Auxerrois bekannt ist. Es gibt über 300 Synonyme für diese sehr alte Rebsorte. Sie wird auch als Zugabe in den bordelaiser Cuvées verwendet, vor allem an der Côtes de Bourg. Dort heißt sie übrigens Pressac.
Sie wird geschätzt für ihren hohen Gerbstoffgehalt und intensive Farbgebung. Die größte Herausforderung ist, sie vollends reif zu bekommen, denn sie hat eine äußerst dicke Schale. Im moderateren Klima Frankreichs wurde ihr diese Eigenschaft zum Verhängnis. Deswegen findet sich auch der größte Rebbestand in Argentinien. Das trockene, warme Klima lässt den Malbec hier anders reif werden als in ihrer Urheimat Frankreich.

Dass sie heute ein Publikumsrenner ist, bleibt auch für Argentinien neu. Lange wurden dort ihre Qualitäten nicht erkannt. Einen großen qualitativen Schub machte der Malbec, als ausländische Investoren in den 90er Jahren ins Land kamen. Diese hatten eine andere Brille auf als die einheimischen Produzenten, und schnell boomte diese Rebsorte. Heute ist sie der Liebling, vor allem im Export, für den wichtigsten Weinmarkt der Welt, die USA.

Sie entwickelt im hochgelegenen Andenklima (800-1100 Meter), das von heißen Tagen und kalten Nächten mit bis zu 20 °C Temperaturunterschied geprägt ist, eine ganz eigene Aromatik: süßsaure Pflaumen, Tabak und Veilchennoten, die mich etwas an Syrah denken lassen. Dazu kommen ein knackiger Gerbstoff und eine saftige, frische Säure. Man kann schon behaupten, dass der Malbec aus Argentinien sehr eigenständig ist. Mir gefällt er sehr gut, seiner Rasse wegen. Es ist kein Langweiler, sondern ein polarisierender Wein, der in die Zeit passt.

Im Video verkoste ich zwei sehr unterschiedliche Weine. Den Finca Bellavista von Achaval Ferrer, der mit 98 Punkten von Robert Parker bewertet wurde, habe ich vor Ort für teures Geld erstanden. Es werden pro Jahr nur ca. 6000 Flaschen aus einem uralten Weinberg nach biodynamischen Prinzipien gekeltert. Das Weingut selbst wurde bis vor kurzem vom italienischen Star-Önologen (was für ein grauenhaftes Wort) Roberto Cipresso, der bis vor kurzem auch Teilhaber war, beraten. Das kaum eine Dekade alte Weingut, ein Spaßprojekt verschiedener Investoren, hat sich schnell einen Kultstatus in der Welt der Weine verschafft.

Viña Cobos ist auch ein Unternehmen mit verschiedenen Partnern und in der Szene noch sehr neu. Trotzdem gehören einige sehr alte Weingärten zum Bestand. Diese bilden die qualitative Essenz des Weinguts. Der aus Buffalo stammende Paul Hobbs ist in Kalifornien ein sehr erfolgreicher Winzer und hat, wie ich finde, das richtige Händchen für den argentinischen Malbec. Seine Einstiegslinie „Felino“ zeigt superklare, frische Rebsortenweine mit wahnsinnig viel Biss und Spiel. Für mich war der Besuch dieser Kellerei der Höhepunkt der Reise. Hier passt einfach alles.

Kommentare

31 Kommentare zu “Folge 10 : Malbec über den Wolken

  1. Hallo Hendrik, Malbec gehört auch für mich zu meinen Lieblingstraubensorten, auch wenn für mich viele argentinische zu viel (Ami) Holz haben und dadurch etwas klebrig sind. Mach doch mal als Kontra-Punkt 2 Malbec Weine aus dem Cahors wie z.B. Clos Triguedina oder den günstigen Château de Mercuès beide von AOC Cahors.
    LG

  2. Hi Hendrik, ist das nicht ganz oft der fall das man von soo hochpreisigen Weinen entäuscht wird? Oder mag es daran liegen das die Erwartungshaltung entsprechend groß ist ? Ich hab ja auch noch einen Wein der meine Fantsie beflügelt, ein Glas Petrus wäre mal ne große Nr. Grruß Michael

  3. eine super-spannende rebsorte, aus einem leider immer noch oft unterschätztem weinbauland!
    tolles video und super informativ!!! hut ab…

  4. Hallo Hendrik, argentinischer Malbec zu argentinischem Rindfleich. Lecker! Finde aber die Originale aus Cahors auch nicht schlecht. Das mit den zu hohen Erwartungen stimmt oft. Habe letztens mit meinem Bruder eine Spätburgunderprobe gemacht. Fürst,Knipser und Vollmer. Gewonnen haben Vollmer und Knipser, die günstigeren Pinots. Warum eigentlich keinen deutschen Spätburgunder zum Grillen? Argentinisch gegrillt ist immer so komplett durch und zum richtig blutig gegrilltem Fleisch ( warum das Tier zweimal töten?) schmeckt mir persönlich eben Pinot. Weiter so

  5. Tolles Video und wie immer eine ehrliche Beurteilung,die zeigt,das teuere Weine nicht immer die besseren sind. Chapeau Hendrik !

  6. Bei Cobos hat mich das gesamte Sortiment überzeugt. Angefangen mit dem Felino, 2 weiteren tollen Malbec´s in der Mitte und am ende DER COBOS. Zugegeben der ganz große ist perfekt, kostet dann aber auch mal schnell 80-90 €. Ganz nebenbei find ich den Carbernet Sauvignon super, tolles Preis-, Leistungsverhältnis !

    Gruß von der Insel,
    Benny

  7. Toller Beitrag! Danke. Möchte mich dieser Sorte auch gerade etwas mehr annehmen und es stimmt, im Moment noch etwas unbekannter in Norddeutschland und im Verkauf merke ich es auch – sie polarisiert sehr stark – aber super spannendes Kapitel.

  8. Hallo Hendrik,

    danke für deine vielen tollen Tipps. Ich glaube den „Felino“ werde ich mir auch mal zum Grillen im kommenden Frühling „antun“ ;-). Er hört sich zumindest sehr gut an und scheint sich nicht wie viele der argentinischen Malbecs, die ich in letzter Zeit so verkostet habe, zu präsentieren. Da stand eigentlich immer nur Alk, Alk, Alk + tonnenweise Extrakt + (über)intensive pflaumige Süße und „Brett-Leck-Gefühle“ auf dem Programm. Leider. Ich werd ihn ausprobieren. Danke nochmals.

    Gruss Chris

  9. danke, hendrik, für die tolle rundherumerklärung über die weine, deren rebsorten und ursprungsländer, hat einen prima lerneffekt, kann ich momentan bestens gebrauchen.
    und den wein werde ich demnächst auch mal probieren!
    weiter so!

    gruß stef

  10. Moin,

    wie auch die übrigen Folgen in Wort und Schrift sehr aufschlussreich. Und das ist in der Szene alles andere als selbstverständlich. Mußte erst kürzlich auf einer anderen PLATTform wieder feststellen, dass man auch ein Weinvideo abdrehen kann, ohne während der gesamten Sendezeit auch nur ein einziges Mal Herkunftsland, Anbaugebiet, Rebsorte, Winzer, Idee usw. zu nennen. Wenn da nicht die entsprechende Flasche mal im Bild gewesen wäre, hätte man meinen können, es ginge um Frucht-Drops. Es gibt wesentlich mehr Wissbegierige unter Weintrinkern, als man landläufig vermuten würde.

    Thema gefällt. Auch wenn ich mich zu den Ganzjahresgrillern zähle, so finde ich, paßt der Felino gut in die Jahreszeit. Wenn ich mir vorstelle, was dessen Tannine für unanständige Sachen mit dem Fett einer Bratwurst vom Holzkohlegrill anstellen, dann wird mir ganz warm ums Herz.

    In diesem Sinne

  11. Wenn der Papst nicht merkt dass der Mittelgaumen fehlt ist es traurig! Für 98 Punkte sollten schon alle Ritzen der Mundhöhle was davon haben. Spaß beiseite! Superseite! Supertyp! Ich bin schon ganz gespannt auf die nächste Sendung und vertreib mir die Zeit mit einem Felino.

  12. Malbec kenne ich vor allem als Cahors-Wein, und dort gerät mir mir diese Rebsorte ein bißchen zu dünn und zu schwach. Kann mir daher gut vorstellen, daß sie unter südamerikanischen Klimabedingungen deutlich besser gedeiht, und Weine von intensiverer Fülle und Aromatik hervorbringt.

  13. Puh, was den Finca Bella Vista anbelangt, so wundere ich mich schon, warum er nicht wenigstens rechtzeitig dekantiert wurde. Das ist vielleicht kein Baby mehr, aber ein Kind, der benötigt doch noch Sauerstoffzufuhr!

    Der 09er mag ggü. den Vorgängerjahrgängen nachgelassen haben (der WS trägt dem in Form der Punktevergabe Rechnung), aber selbst diese benötigen. Bei mir liegen sie noch lange im Keller und werden zum Trinken nicht vor 2014 geöffnet.

    Ansonsten hätte ich ihm mindestens 4h im Dekanter gegönnt.

    Vinophile Grüße

    Diollysos

    1. Lieber Diollysos, ich würde hier gerne ein Statement von Bernard Delmas, langjähriger Regisseur auf Haut-Brion, zitieren: ‚Ein großer Wein ist immer groß!‘ Bei diesem Stoff kann ich das nicht erkennen. Sicher, dieser Wein wird ohne Frage an der Luft besser, aber er bleibt flach am Gaumen und irgendwie lustlos. Ob es was mit der neuen Ausrichtung und den Besitzern zu tun hat? Wir werden sehen. Insider Stimmen behaupten: Dieses Weingut wurde schnell hochgepimpt (siehe Story), um es nachher teuer zu verkaufen. Was dann auch passiert ist. Anyway, finde die älteren Sachen (sofern man das sagen kann) aus diesem Weingut auch sehr gut.

  14. Hab heute endlich einen deiner vorgestellten Weine bei einem Merchant hier in England gefunden, nähmlich den Felinos. Bin sehr gespannt und freu mich das es eine Wein gab den ich hier finde, auch wenn das nicht beabsichtigt war.

    Grüße

    Niklas

  15. Sehr erfrischend, dass es in der Wein-Szene Menschen mit einer eigenen, (Parker-)unabhängigen Meinung gibt! Wenn diese in einem Format wie „Wein am Limit“ gepaart ist mit Expertise, Spaß und frischem Denken, dann ist das Zuschauen informativ und macht echt Laune. Weiter so!

    In diesem Sinne: „Wir zieh’n das durch!“ ;-)

  16. Ich bin froh, dass es eine Sendung wie diese gibt. Jenseits der Spiessigkeit und ohne (hoffe ich) Marketing/kommerziellen Druck.
    Malbec gehört nicht unbedingt zu meinen Lieblingsweinen, kann jedoch manchmal passen. Wenn Malbec, dann aus Mendoza oder Patagonien.

  17. Bin erst heute auf deinen Blog gestoßen und bin restlos begeistert! Werde mir den Felino die Tage mal bestellen. Super Beitrag! Weiter so!

    P.S.: Würde mal gerne was aus Spanien sehen. Ribera del Duero wäre glaub ich ganz interessant. Bodega Aalto und Hermanos Sastre, würde mich interessieren was du dazu zu sagen hast.

    Viele Grüße aus Stuttgart
    Marc

  18. Den Felino Malbec 2010 haben wir diese Woche zu zweit getrunken. Wir waren beide restlos begeistert von der Komplettheit, der Dichte, Wärme und der Ausgewogenheit. Schweinelecker und enorm aromatisch ohne Tricks! Sicher kein feingliedriger Typ, aber für die 10-12€ eine ganz starke Nummer! Als Bordeauxliebhaber eine ganz tolle Abwechslung. Einer der besten Weine, die ich in diesem Preisbereich getrunken habe!!

  19. Ein gefälliger und reeller Malbec aus Argentinien wurde mir im letzten Jahr von einem sehr passionierten Weinhändler in Hamburg-Blankenese für eine Chili-Con-Carne-Party empfohlen. Unter 10€ und es war auf unserer Party ein „Aha“-Wein, d.h. es gab viel positives Feedback. Er heißt Alamos Malbec von der Bodega Catena Zapata aus Mendoza. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist gut und der Wein m.E. auch.
    Das Leben ist zu kurz für schlechten Wein.

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