Wein am Limit - Hendrik Thoma
28.05.2013 - Folge 111 / Teil 1

Wach auf!

Weine im Video

Name des Weines Soulfaktor Preisspanne
2012 Grüner Veltliner Federspiel
Kaiserberg, Domaine Wachau
Soulfaktor 4
10-20 Eur
2011 Grüner Veltliner Smaragd
Achleiten, Domaine Wachau
Soulfaktor 5
10-20 Eur

Liebe WaLinauten,

Roman Horvath ist der Weingutsleiter der Domäne Wachau in der gleichnamigen renommierten Weinregion, die ungefähr 50 km westlich von Wien beginnt. In seinem Gepäck hat er zwei klassische Weine aus Österreichs Nationalrebsorte, dem Grünen Veltliner, mitgebracht. Roman ist der zweite österreichische „Master of Wine“ und seit 2004 technischer Weingutsleiter. Er ist federführend für die Weinbereitung des 440 Hektar umfassenden Weinguts (die Wachau hat 1500 Hektar Weinberge!), das sich auf 250 Winzerfamilien aufteilt. Damit bewirtschaftet die Domäne fast ein Drittel der Wachauer Weinberge.

Hier wachsen auf den steilen Terrassenlagen auf verwittertem Urgestein wie Gneis einige der besten und berühmtesten Weißweine des Landes. Das Klima ist eine Mischung aus dem warmen Steppenklima Ungarns und dem kühleren Einfluss des nördlich gelegenen Waldviertels. Es ist vor allem die Menge der herausragenden Winzerpersönlichkeiten, die der Wachau zu Weltruf verholfen haben.

Im Jahr 1983 haben die einflussreichsten Wachauer Winzer, zusammengefasst im Verband der Vinea Wachau, die trockenen Weine der Region in die Kategorien Steinfeder (bis 11,5°Alk), Federspiel (11,5-12,5 ° Alk.) und Smaragd (ab 12,5° Alk.) unterteilt. Diese bezieht sich in erster Linie auf ihren Alkoholgehalt, aber auch die garantierte Herkunft und ein Ausschluss von fragwürdigen Verfahren, wie Aromatisierung, Fraktionierung oder Konzentrierung.

Der erste Wein ist ein herrlich erfrischender GV Federspiel mit 12,5 Volt aus dem Jahr 2012. Er hat den typisch, würzigen Duft, den manche auch als „Pfefferl“ bezeichnen. Was mir so gut an ihm gefällt, ist seine kristallklare Frucht und Brillanz. Sicher kann der „Kaiserberg“ gut einige Jahre reifen, aber mir gefällt seine sortentypische Art. Ein sensationeller Wein zu gebackenem Hähnchen oder einem klassischen Wiener Schnitzel.

Die Lage „Achleiten“ in Weissenkirchen ist eine der berühmtesten Lagen der Wachau. Dieser GV ist ein Smaragd mit 14 Volt, der aus boytritisfreiem Lesegut gekeltert wurde. Er duftet wunderschön nach Aprikosen, Steinobst und exotischen Früchten. Obwohl er kein Leichtgewicht ist, bleibt er ausgewogen und wird nicht zu pomadig. Ein feiner Wein, der seine beste Zeit in 2-3 Jahren erleben wird und weiteres Potential für 10-15 Jahre Lagerung hat. Ein sehr guter Wein, auch in Anbetracht des moderaten Preises für diese Qualität, ein sicherer Wert.

Der zweite Teil kommt bald und dann wird „blind“ verkostet. Jetzt nicht nachlassen!

Mehr Spaß im Glas,

Euer Hendrik

Kommentare

11 Kommentare zu “Folge 111 : Wach auf!

  1. Servus Hendrik,
    nachdem ich im Büro gelesen habe, dass Du eine neue GV-Folge bringst, habe ich mir gleich auf dem Heimweg beim Meindl einen GV von der Domaine Wachau gekauft. Terassen Federspiel 2012. Klasse , Veltliner, wie ich ihn mag. Cremig, Pfefferl und Marillen. Irgendwie kriegt man Hunger auf Wiener Schnitzel mit Erdäpfelsalat oder noch besser, Tafelspitz. Also von dem Weingut wird bestellt, endlich mal richtig guter Veltliner, aus einer Region, wo er hingehört.

  2. Sehr geehrter Herr Thoma,

    das war eine hervorragende Folge! Tiefgreifendere Informationen, einerseits bezüglich der spezifisch regionalen Gegebenheiten, andererseits hinsichtlich allgemeiner Kriterien der Weinerzeugung und der Stilprägung. Dies hätte man sicherlich noch ausbauen können (und m.E. sollen! So etwa Botrytis, Enzymatik, ..). Ich verstehe nicht, weswegen den Zuschauer das vorenthalten wird. Ja, ich weiß, ich weiß, nicht alle haben das entsprechende Hintergrundwissen und die Passion, jedoch stellt sich eine Forderung nicht selten als Forderung heraus…

    Zudem erlaube ich mir die Kritik, dass man die Gesprächsführung ein wenig modifizieren könnte; z.T. wirkt die Ansprache des Gastes ein wenig unbeholfen, bzw. überheblich. Keinesfalls unterstelle ich eine solche Intention, aber ein paar Momente wirken grotesk.

    Doch wie schon gesagt: das ist mehr Spaß im Glas – kein oberflächlicher Spaß, sondern Vergnügen, durch Informationen angereichert.

    Besten Dank und gerne weiter so – insofern freue ich mich auf den zweiten Teil!
    Vinophile Grüße

    Diollysos

  3. Sehr geehrter Herr Thoma, sehr geehrte Zuschauer,

    das war meiner Einschätzung nach die schlechtestete Folge „Wein am Limit“ dato. Warum? Der Gast war langweilig, Herr Thoma wirkte gelangweilt und das Thema war langweilig.

    Ich wünsche mir als nicht-Experte und Weinliebhaber authentische Personen. Der Herr aus Österreich war es nicht. Seine Ansprache für mich als hochdeutsch sprechende Person wirkte arrogant, schluderig und gelangweilt.

    @ Herr Thoma: Bitte bleiben Sie Ihrem Motto treu und laden Sie alternative oder hochdekorierte Weinexperten ein. Alles andere ergibt keinen Sinn.

    Ich wünsche einen schönen Sonntag.

    Nord Wein

    1. Für mich als Schweizer klingen Sie ziemlich arrogant, trotzdem unterstelle ich Ihnen in keiner Weise Arroganz. Hochdekorierte Weinexperten? Einer der beiden ist MS und der andere MW. Mehr „dekorieren“, ich nenne es eher Kompetenz, kann man nicht.

  4. Ich möchte auch dringend widersprechen. Ich fand die Folge durchaus gut…tiefgründiger sowie mit mehr Infos als viele anderen Folgen versehen und ein absoluter Experte von einem tollen Weingut zu Gast! Lieber Herr Horvath bitte so weitermachen.

  5. Mir ist bei Roman am sympathischsten, dass er wie ich ein „Gaumentrinker“ ist. Je mehr Weine man im Laufe seiner Genusskarriere getrunken hat, desto mehr zählen die Freude bringenden Eigenschaften: Mundgefühl, Struktur, und Herkunftscharakter, in der Gesamtheit also die Weinstilistik. Rebsorten und Aromen werden zur absoluten Nebensache. Frucht braucht keiner, dafür gibt es Säfte!

    @ Roman zum Thema Genossenschaften:
    Weine von Genossenschaften lehne ich als Konsument grundsätzlich ab, aus folgenden Gründen: die wenigsten Traubenbauern sind wirklich am Endprodukt interessiert, vielmehr bestreiten sie mit Ihrem Traubengut ihre Existenz. Somit sind sie stark daran interessiert, dieses möglichst mit wenig Aufwand in marktfähiger Qualität abzugeben. Mit Hilfe und Mitteln der modernen Agrarindustrie wird das auch möglich. Ich habe vollstes Verständnis dafür, schließlich geht es um eine möglichst risikoarme Existenzsicherung. Jedoch freiwillig trinken, möchte ich Weine aus Traubengut von Giftspritzern nicht! Weiter werden Hunderte Parzellen vermischt. Ein Herkunftscharakter oder Lagencharakter geht verloren. Qualitätsbessene Winzer vinifizieren jede Parzelle separat.
    Dennoch: richtiger und wichtiger Ansatz, Ihre Vertragswinzer mit dem Endergebnis zu identifizieren und zu motivieren! Ich wünsche viel Erfolg dabei.

    1. @Peer G. ich würde mal sagen, dass jeder Angestellte, jeder Arbeiter, jeder Arbeitnehmer seinen Job macht, weil er damit seine Existenz bestreitet. Nur deswegen zu sagen es gibt keine erfolgreichen Unternehmen/Betriebe, weil alle nur ihre Existenz damit bestreiten wäre wohl nicht gerechtfertigt. Es liegt am Unternehmer, an den Vorgesetzen, Verantwortungsträgern die Mitarbeit so zu gestalten, dass eine Motivation und Sinnhaftigkeit dabei entsteht. Wachauer Winzerfamilien spritzen genauso viel und wenig wie jeder andere Winzer in nachhaltiger Produktionsweise. Wir initiieren verschiedenste Maßnahmen um naturnahe zu produzieren. So konnte in der Wachau ein extrem dichtes Gebiet zur Traubenwickler Verwirrung umgesetzt werden. Dies funktioniert nur wenn ALLE (Winzerfamilien der Domäne Wachau und selbständige Winzer) mitmachen und nicht nur jeder zweite Parzelle. Wir haben eine spezielle Bodenbegrünung für die kargen Wachauer Böden umgesetzt. Wir arbeiten mit einem Weingarten-Management-Programm, kontrollieren Weingartenarbeit (honorieren diese auch monetär), bieten Fachseminare an und vieles mehr.
      Bei Wein gilt: „every wine is a blend“. Als Beispiel: Ein hochqualitativer Winzer aus der Wachau mit 15 Hektar verteilt sich auf 60 Parzellen. Er macht sicher keine 60 Einzelabfüllungen (sondern vielleicht 5-10). Da haben liegt ein Missverständnis vor. Wir haben an die 20 Einzellagen-Abfüllungen (auf einer Lage haben wir auch mehrere Parzellen), einige Gemeinde-Abfüllungen und weitere Herkunftsselektionen.
      Unsere Winzerfamilien (zum Teil auch Nebenerwerbswinzer) sind mit viel Passion bei der Sache. Mit rund 1.000 Arbeitsmannstunden pro Hektar (ein Vielfaches mehr als mechanisierte Weingärten in der Ebene) bearbeiten sie mit viel Erfahrung die Weingärten auf den Terrassen.
      Wenn anonym Weine für den Handel bzw. Großabfüller produziert werden, diese nach den Tagespreisen gehandelt werden mag schon das eine oder andere schon stimmen. Jede einzelne unsere Trauben wird als Bouteille (keine Literweine) abgefüllt.
      Naja, war ein Versuch der Argumentation …..

      1. @ Roman:
        Vorbildliche Ausnahmen, wie in deinem Kommentar ausführlich geschildert, mag es geben.
        Deine Frage im Video galt jedoch der allgemeinen Haltung gegenüber Genossenschaften. Diese habe ich geäußert. Meine Meinung hierzu ist sehr pauschal, kann also nur en Gros gelten. Sie galt keinesfalls speziell auf die vorgestellte Domäne Wachau gerichtet. Ausnahmen gibt es immer.
        Einen Winzer kann ich dir jedoch nennen, ein Fanatiker, der nur eine und die gleiche Traubensorte aus ca. 20 verschiedenen Parzellen vinifiziert, jedoch aus jeder Parzelle eine einzelne Abfüllung mit eigenem Flaschenlabel macht: Patrick Piuze aus dem Chablis!

  6. „Frucht braucht keiner, dafür gibt es Säfte!“
    Weinwelt lass den Riesling sein, Apfelsaft schmeckt genau so fein! ;-P
    Erzähl das mal den im Hochwasser um ihre Existenz bangenden Winzern und zeig uns das Video von Deiner Flucht. :-D
    [http://wuertz-wein.de/wordpress/2013/06/03/hochwasser-2013/]
    [http://spon.de/vfv8l]

Menu