Wein am Limit - Hendrik Thoma
05.07.2012 - Folge 34 / Teil 2

Dreimal unter 10,-- Euronen

Weine im Video

Name des Weines Soulfaktor Preisspanne
2011 Silvaner ‚Weißer Jura’
Weingut Dolde, Würtemberg
Soulfaktor 3
10-20 Eur
2011 Brut Dargent Pinot Noir Brut
Maison du Vigneron,
Soulfaktor 2
10-20 Eur

Im zweiten Teil der Folge „3 Weine unter 10 Euronen“ kommt es zu einem echten Überraschungswein. Ein seltener Silvaner, der von den hochgelegenen Hängen der Schwäbischen Alb kommt. Das Weingut Dolde ist ein Miniweingut mit ganzen zwei Hektar, dessen Weinberge auf 520 Höhenmetern liegen. Der Name des Weins bezieht sich auf den in Deutschland selten zu findenden Boden: den Jura. Das ist eine Sedimentformation des Jurameeres, die ca. 160-145 Millionen Jahre alt ist und den es auch an der Côte d’Or in Burgund gibt.

Ich fand diesen Wein überraschend gut. Er ist nicht knochentrocken, sondern besitzt eine elegante Fruchtsüße. Das klare Aroma hat eine spielerische Leichtigkeit, und im Geschmack ist dieser Silvaner ansprechend frisch. Ein echter Kauf- und Geheimtipp, den niemand auf dem Radarschirm hat. Danke an Stephan.

Dann haben wir noch das Geheimnis um unseren Gast, den Bacchus, gelüftet. Er hatte auch einen Wein mitgebracht, der sich aber nur für ein Bacchanal der unteren Kategorie eignen würde. Doch seht selbst. Enjoy! Und weiterhin einen entspannten Sommer euch allen!

Kommentare

22 Kommentare zu “Folge 34 : Dreimal unter 10,– Euronen

  1. Vielen, vielen Dank Hendrik für dieses Statement, das ewige gefrage „was kostet der denn“ geht mir unglaublich auf die Nerven, es hat bei mir dazu geführt das ich einfach Lüge, beim einfachen Literriesling für 5€ behaupte ich gerne mal er kostet 12€ und bei einer 30€ Flasche habe ich auch schonmal 9,80€ gesagt….
    Zum Thema Wein unter 10€ muß ich sagen das man für 8-10€ wirklich eine Menge toller Weine bekommt, bei diesem Thema denken aber viel an die Preisliga von 4-6€ und da gibt es auch schon schöne Sachen aber es wird schwieriger.

  2. Also Weine unter 10 Euro schließen ja viele geile Gutsweine von sehr vielen Weingütern mit ein. In dem Preissegment ist es fast unmöglich, schlechte Gutsweine zu finden und wenn doch, dann ist es halt so, dann kommt eben der nächste Winzer dran! Im Supermarkt sieht das schon wieder anders aus. Auch dort finden sich natürlich auch sensationelle Weine, der Rest ist aber entweder einfacher Trinkwein (ist ja nichts dagegen einzuwenden, trinke ich ab und zu auch gerne. Muss ja nicht immer etwas besonderes sein. Manchmal muss der Wein nur den Mund feucht halten, damit man weiterreden kann :-D) oder eben Einheitsplörre. Vom verkorksten Mundwasser will ich jetzt gar nicht mal reden!
    Danke für die Folge Hendrik, war wieder mal super, hatte aber meiner Meinung nach nicht so viel „Wein“ wie die erste, wenn du verstehst was ich meine. Molitor und Koch sind aber auch schwer zu schlagen! Was mir noch auffällt, was man verbessern könnte: Man könnte meiner Meinung nach noch ein bisschen mehr über den Wein reden. Einfach noch so ein bisschen Geschichte, vielleicht noch etwas mehr über den „Geschmack“, dann wären deine Videos für meinen Geschmack perfekt! Ein großes Lob gibt es aber für die Gäste, immer sehr interessant!
    Was ich noch fordere: Vielleicht einfach noch ein paar Folgen in nächster Zeit (muss ja nicht jedes Mal so sein), an der ein normaler Verbraucher teilnimmt. Wäre doch mal interessant zu wissen, was ein Verbraucher sagt, der sich auch was traut. So in der Art: Was sagt der Sommelier, was der Otto-Normal-Verbraucher?

    Grüße Thorsten

    PS: Zum Thema Weinsteuer habe ich selbst etwas geschrieben, nachdem sie vor ein paar Tagen 110-jähriges Jubiläum hatte…
    http://tsweinblogdrweinstein.blogspot.de/2012/07/sekt-secco-und-das-jubilaum.html

    1. Ja zwischendurch einfach mal „normale Leute“ würde ich auch begrüssen. Wie Lilo Wanders bei TVino das fand ich super. Einfach mal unsachliche Kommentare wie „hat der Kork?“ und Hendrik nein hat er nicht ;-) Sind doch ganz interessant. Wo der Weinprofi viel finesse rausschmeckt, da schmeckt der Otto Normalverbraucher vielleicht einfach mal was total anderes.

  3. Sag mal Hendrik, wie oft wechselst Du eigentlich das Motoröl bei Deinem Auto? Wenn ich genau so oft Wein trinken würde, wären die 29,50 natürlich kein Problem. Die Mosel und viele andere deutsche und österreichische Weinbaugebiete hatten doch wohl die Probleme in den 70er und 80er Jahren, da sie umfangreiche Weinskandale und Panschereien zu verkraften hatten. Es war also ein Neuanfang und daher am Anfang qualitativ auch nicht so super. Außerdem finde ich fränkisch trocken schon super. Bei den anderen Weinbaugebieten werden nämlich viele trockene Weine von Österreichern und Franzosen beispielsweise schon als zu süß empfunden. Vielfalt you know

  4. Leute, darf ich Euch mal verraten, vom wem der Silvaner überhaupt kommt und was er kostet? (Ich bin ja vor lauter Tischabwischen in der Aufzeichnung nicht dazu gekommen.)

    Also, der Wein war der 2011 Silvaner Weißer Jura von Helmut Dolde aus Frickenhausen, Schwäbische Alb, Württemberg. Er kostet 8 Euro und wird im WEINWISSER nicht mit 3 Soul-Punkten verkannt, sondern mit 17/20 Punkten geadelt.

    Helmut Dolde ist eigentlich Bio- und Chemielehrer und hat den Wein immer nur nebenher erzeugt, aber mit größter Passion und zunehmender Ambition. Heute zählt sein 2.5 ha Betrieb zu den feinsten in ganz Württemberg. Silvaner ist sicherlich die Vorzeigesorte des Betriebs, der überdies auch herausragenden Weißburgunder und sehr feinen Spätburgunder erzeugt, aber auch Riesling, Kerner und Müller-Thurgau.

    Doldes Silvaner sind deshalb so besonders, weil die Reben in den diversen kleinen Weingärten alt sind und über die Dekaden immer weitervermehrt worden sind. Klone sind daher rar in Frickenhausen, wo der Weinbau mit seinen vielen kleinen Rebgärten noch in die ursprüngliche, von Streuobstwiesen geprägte Landschaft integriert ist.

    Der Gelbe Silvaner ist überdies kleinbeeriger als etwa der weit verbreitete Grüne Silvaner und liefert immer intensiv fruchtige und fleischige Silvaner mit vollem Geschmack. Wer alte Bücher liest erfährt, dass der Silvaner einmal zu den attraktivsten Sorten überhaupt gezählt hat. Zum einen weil er sicheren Ertrag bringt, vor allem aber, weil die reifen Trauben so gut geschmeckt haben, dass er damals in den üblichen Gemischten Sätzen immer in der Mitte gepflanzt werden sollte, da dort für hungrige Diebe schlechter zu erreichen war. Sein Geschmack muss überaus sinnlich und verführerisch gewesen sein, keinesfalls aber herb und erdig. So schmeckte Silvaner erst, als er geklont wurde und die Erzeuger die Erträge wuchern ließen. Leider wurde zu dieser Zeit auch das Image des Silvaners versaut und die einstmals wichtigste, da am weitesten verbreitete Rebsorte Deutschlands und des gesamten Donauraumes musste ihre Bedeutung einbüßen. Nicht nur dank der sehr ambitionierten und heimatverbundenen Franken, sondern auch mit Leuten mit Herz und Seele wie Helmut Dolde wird seit etwa zwei Dekaden wieder das Gute im Silvaner herausgearbeitet.

    Zurück nach Frickenhausen auf der Alb. Die Böden hier sind im Zeitalter des Jura ausgebildet worden, also Kalkböden, wie es sie sonst nur in Burgund und im Jura gibt, vereinzelt aber auch im Markgräflerland, so etwa in Hanspeter Ziereisens Tschuppen-Parzelle in Efringen-Kirchen, aus der er einen seiner hochfeinen Spätburgunder holt. Dieser Kalkboden ergibt sehr seidige, elegante und spannungsreiche Weine mit reifer gelber Frucht, delikater Säure und herrlich salzigem Geschmack.

    Hinzu kommt, dass die Weingärten in Frickenhausen recht hoch stehen, in Falle des „Weißen Jura“ also bis zu 530 Metern hoch. Dies hat den Vorteil, dass die Trauben langsam, aber gleichmäßig ausreifen und sich die Säure aufgrund der deutlichen Temperaturunterschiede zwischen warmen Tagen und kühlen Nächten besser hält als in der Ebene, wo mit zunehmender Fruchtreife die Säurewerte abnehmen, weswegen viele Weine aus diesen Gegenden adäquat flach und breit schmecken (auch wenn es auch hier Ausnahmen gibt).

    Auch das Aroma bleibt aufgrund des Wechselspiels zwischen Tag und Nacht intensiver. Das Problem kann jedoch sein, dass die optimale Traubenreife nicht erreicht werden kann, weil Herbstregen oder gar Schneefall den reifenden Trauben mit Fäulnis droht und den Winzer zu Eile mahnen. Natürlich zählen auch Spätfröste zu den Gefahren, aber Helmut Dolde blieb 2011 von allem Unbill verschont.

    Seine 2011er sind die besten Weine, die ich von ihm je verkostet habe. Die allesamt spontan, also ohne Zugabe von Reinzuchthefen im Stahltank vergorenen Weine sind reif, vollmundig, dicht und mineralisch strukturiert und von einer herrlich animierenden, reifen und harmonischen Säure getragen.

    Da die Weine 2011 langsam gärten (sie werden ja immer erst spät gelesen, so dass die Gärung, bei der bekanntlich Zucker in Alkohol verwandelt wird, nicht immer durch geht, bis die Kellertemperaturen aufgrund der winterkühlen Außentemperatur so weit absinken, dass die Hefen ihre Tätigkeiten bis ins nächste Frühjahr einstellen), hat Helmut Dolde es im Herbst vorgezogen, u.a. auch den „Weißen Jura“ von der Hefe zu nehmen und abzuschwefeln, bevor ihm der biologische Säureabbau gedroht hätte, bei dem Apfelsäure in milde Milchsäure verwandelt wird. Dieser natürliche Prozess, den viele Weine, auch Rieslinge, unterlaufen und gegen den per se nichts einzuwenden ist, hätte den 2011er am Ende aber womöglich zu mild und weich gemacht. Dolde hat es daher vorgezogen, die Säure zu erhalten und den Wein mit knapp 7 Gramm unvergorenem Restzucker abgefüllt.

    Hendrik hat gleich grammscharf erkannt, dass der „Weiße Jura“ eine gewisse Süße hat. Er hat aber nicht gesagt (und ich habe das auch nicht getan, weil ich ja ständig den Tisch gewischt habe), dass diese Süße nicht dazu da ist, Unzulänglichkeiten oder gar Unreife zu kaschieren, sondern den Wein in seiner Fruchtintensität und saftigen Fülle nur noch verstärkt. Er ist daher ungemein sinnlich und erinnert an Silvaner aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts, als in Deutschland noch kein trocken!-Diktat gab.

    Es mag Puristen hier und heute etwas zu viel des Guten sein. Zum Essen aber und vor allem in 8 oder 10 Jahren wird diese zarte Restsüße (wir befinden uns immer noch im gesetzlich trockenen Bereich!) den Wein rund, voll und fruchtig, aber nicht mehr süß oder lieblich erscheinen lassen. Man kennt das Phänomen von gereiften Rieslingen, aber auch Silvanern. Vor zwei Jahren, im September 2010, trank ich eine 1937er Silvaner Spätlese von Wittmann und es war Philipp und mir ein Fest!

    Angesichts ihres Preises (zwischen 6.80 und 12 €) sind Doldes Weine, vor allem Silvaner und Weißburgunder – eigentlich Pflichtkäufe. Nicht nur für Freunde feiner, authentischer Weine mit Seele, sondern gerade auch für Leute, die zwar gerne Geld sparen möchten, aber eben nicht am guten Geschmack. Dass alle Weine ökologisch erzeugt werden, ist selbstverständlich, mag aber ein zusätzlicher Anreiz sein.

    Ich selbst trinke in diesem Jahr übrigens Doldes 2006er. Man darf Geduld haben mit diesen Weinen, auch wenn sie schon jetzt verdammt attraktiv schmecken.

    Wer übrigens genial leichte und herzhaft trockene Silvaner von Dolde möchte, der kaufe den Linsenhöfer Vulkan und/oder den Silvaner Alte Reben, die bide für 7.50 € verschenkt werden.

    Wo so?

    Bei Helmut Dolde, http://www.doldewein.de/

    Cheers!

    Stephan
    http://www.facebook.com/weinwunder
    http://www.facebook.com/thefinestwinesofgermany

    1. Wow, das muss man erst einmal verdauen! Tolle Informationen, ich finde das gibt dem Wein endlich ein vollständiges Gesicht! Jetzt weiß ich auf jeden Fall, wo mein nächster Karton Wein herkommt!

    2. Ich find’s immer klasse, wenn man die echte Begeisterung spürt. Da darf und soll es dann auch ruhig mal etwas länger sein, ohne dass man etwas „wegwischen“ müsste. Ich bin neugierig geworden.

  5. Zunächst mal wieder ein Kompliment für diese Folge und den Videoblog, Wein soll Spaß machen und Bacchus sei dank ;-) wurde auch nicht zuviel über Oechsle, Restzucker und Preise gesprochen. Apropos: Hendrik, du hast den Wein anfangs auch mit 6-7g Reszucker taxiert. Ist dies genau nicht auch so eine „Feststellung“ wie „Was kostet der Wein“, „Wieviel Öchsle hat er“ ?
    Zu Stephan Reinhardt: ich kenne ihn nicht persönlich, (muss ich mal nachholen, irgendwo rennt man sich immer über den Weg), habe aber von Winzerseite schon sehr, sehr viel positives von ihm gehört. Ein sehr akribisch arbeitender Journalist, nicht selbstverliebt wie leider viele in der Szene. Wenn man es mit meinem erlernten Beruf als Koch vergleicht: die omnipräsenten Effekthascher sind es nicht, die etwas bewegen, es sind vielmehr die weniger präsenten, wie ein Harald Wohlfarth oder ein Klaus Erforth, die Spuren hinterlassen, die einen weiterbringen. Ein herrlich unaufgeregter Stil, kann es ein, dass da einer seine Profession lebt? Beste Grüße, Bernd von K&M

    1. Hallo Bernd, ich finde diesen Bewertungen von Restzucker und Säure grausam. Selten werden sie dem Wesen des Weines gerecht. Eigentlich wollte ich nur sagen: der ist nicht ganz trocken und das schmeckt mir auch. Cheers, Hendrik

  6. Den Brut Dargent habe ich auch schon einige Male getrunken, sowohl in der Pinot- als auch in der Chardonnay-Variante, und empfinde ihn qualitativ als derart beachtlich, daß ich ihn jedem nicht allzu anspruchsvollen Sektfreund vorbehaltlos empfehlen würde. Von mir würde er ganz klar 3 Soul-Punkte bekommen.

  7. Stephan Reinhard ist echt ein super Talkgast. Schon die Weihnachtssendung in dem alten Format war sehr interessant, ich hoffe er war nicht das letzte mal da…

  8. kann mich nur anschließen – Stephan Reinhardt kommt super sympathisch rüber und hat echt ein sau-solides Weinwissen! Würde mich freuen, mit ihm mal eine Flasche zu dekantieren….weiter so Hendrik mit guten Gästen!!

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