Wein am Limit - Hendrik Thoma
20.07.2012 - Folge 38

Vive la (r)évolution

Weine im Video

Name des Weines Soulfaktor Preisspanne
2010 Dencon
Domaine Causse Marines,
Soulfaktor 4
10-20 Eur
2010 Les Peyrouzelles
Domaine Causse Marines,
Soulfaktor 4
10-20 Eur

Der heutige Gast bei Wein am Limit heißt Eder Gonzales und stammt aus Guadalajara in Jalisco, Mexiko. Für mich ist Eder der beste Beweis dafür, wie persönlich und tief die Verbindung in sozialen Netzwerken ist. Eder hat mich vor drei Jahren in der legendären Internet-Video-Wein-Show von Gary Vaynerchuk gesehen. Seitdem sind wir auf Facebook miteinander verbunden, und wir haben viele gemeinsame Freunde, die unsere Leidenschaft und Ansichten um das Thema Wein mit uns teilen.

Eder, der zurzeit auf einer Sprachschule in Hamburg am Goetheinstitut ist, war somit ein gesetzter Gast für Wein am Limit.

Bei meinem letzten Besuch im Februar in Paris habe ich im sensationellen Weinbistro Le Boudoir die Weine von der Domaine Causse Marine aus Gaillac aus dem Südwesten Frankreichs wiederentdeckt. Schon vor einigen Jahren begeisterten mich die rustikalen, authentischen Tropfen dieser kleinen Domaine. Diese schenken einem nichts, aber bei näherer Betrachtung bekommt man unglaublich viel ins Glas.

Die Spaßvögel und Nonkonformisten Patrice Lescarret und Virginie Maignien sind Puristen im besten Sinn. Sie hinterfragen die manchmal etwas starren Gesetze der französischen Weingesetzgebung auf ihre ganz persönliche Art und Weise. Dabei finden sie einen zynisch anmutenden Weg, ihren Protest irgendwie auf das Etikett zu schreiben. Wie im Fall vom 2012 Ondenc, der, als französischer Tafelwein deklariert, zu „0102 Dencon“ in einem lustigen Silben- und Zahlenspiel mutiert. Denn es ist laut Gesetz nicht erlaubt, die alte Rebsorte Dencon reinsortig als Gaillac AOP auf den Markt zu bringen. Somit wird der „0102 Dencon“ ganz selbstbewusst zu einem französischen Tafelwein deklassiert ohne an Qualität zu verlieren. Ganz im Gegenteil, denn er schmeckt köstlich: ein leichter, fruchtbetonter Weißwein mit einer markanten Mineralität und einem Williams-Christ-Birnen Aroma. Eigenständig und nicht kopierbar zeigt er, wie wichtig das seriöse Ansinnen des Winzers den Großteil des Terroirs ausmacht.

Das Gleiche gilt für den roten Gaillac namens „Les Peyrouzelles“, der herb und trocken schmeckt. Er ist eine Cuvée aus den Rebsorten Fer Servadou (Braucol), Duras und Syrah aus Steillagenanbau. Kein beeriges Monsterkonzentrat, sondern ein wildwürziger, mineralischer Wein, der etwas Luft zu seiner Entfaltung braucht. Ein Beweis für unsere vielfältige europäische Weinkultur. Ein Wein, der in der Tradition als Tischwein – und nicht als Verkostungswein – die Palette der Weinkultur bereichert.

Solche Gewächse finden sich selten Deutschland und schon gar nicht in Mexiko. Deswegen waren sie ein willkommener Anlass für diese Web-2.0-Verkostung, die aus der Virtualität des Netzes ein reales Happening des modernen offenen Dialogs über unser Lieblingsthema, den Wein, macht. Viva et Salut!

Kommentare

15 Kommentare zu “Folge 38 : Vive la (r)évolution

  1. Ich darf korrigieren, lieber Hendrik Thoma. Weine von Causse Marines finden sich in Deutschland. Bei meinem Freund und Gaillac-Spezialisten Herman Beyer von Gaillac et Voisin. Übrigens, falls Du ihn noch nicht kennen solltest, empfehle ich den wirklich sensationellen methode ancestrale aus 100% Mauzac zur Probe!

  2. Rubiolo ist definitif nicht von Causse Marines. Da hast Du wohl Cut&Paste aus der Folge 37 gemacht, oder falls eine Datenbank angebunden ist einen falschen Index in deinem Code.
    Ansonsten kann ich kann mich Torsten nur anschließen und da auch den reinen Syrah mit den 7 Mäusen von Patrice empfehlen. Hermann lädt bestimmt gerne zu einer ganz individuellen Probe ein mit Causse Marines und seinen Co-Fightern.
    Steillage ist bei Patrice übrigens eher nicht zu finden und neben den drei genannten sind im Peyrouzelles noch einige Prozente von Prunelart, Alicante ! und Jurançon noir zu finden. Also ein 6-er Verschnitt.

  3. Ein Deutscher und ein Mexikaner sitzen Englisch sprechend vor einem Stapel Pakete und probieren französischen Wein der in Frankreich nicht mehr angebaut werden soll.

    Der Wein hat mich schon interessiert, dieses Mal wird es unnötiger Weise anstrengend zu folgen, finde ich.

  4. Lieber Hendrik,
    überlege doch bitte, ob es nicht sinnvoll ist auf die anderssprachigen Folgen zu verzichten.
    Grüße
    Reblaus1975

    1. Hallo Reblaus, darüber mache ich mir auch schon Gedanken. Allerdings wäre es schade, gerade dieses Element, daß Wein am Limit mehr Tiefe verleiht, zu kappen. Zumal Wein ein sehr internationales Thema ist. Wenn es unter der 10% Marke bleibt, kann es doch nicht schaden bei 6 Beträgen im Monat? Aber vielleicht muß man noch konsequenter sein. Hhmmm…? Beste Grüße, Hendrik

  5. Hallo Hendrik,
    bin ganz der Meinung meiner Vorkommentatoren und bleib besser bei deutsch oder übersetze wenigstens die wichtigsten Teile, denn ich bin sicher nicht alle Zuseher sprechen englisch und schauen solche Folgen gar nicht erst an oder brechen ab, wie ich, obwohl ich ein bisschen englisch verstehe.
    Grundsätzlich finde ich die Idee der Sendung gut, auch internationale Gäste ohne Profi-Hintergrund.
    Gruß vom Bodensee
    Dominik

  6. Captain Cork z.B. feuert derzeit täglich aus seiner Bordkanone. Zumindest kommt ein bebilderter Textbeitrag. Trotz heftigen österreichischen Dialekts hab ich bei den Videos keine Verständnisprobleme, bei Bedarf blendet er immer wieder Untertitel ein. ;)

    1. Ich glaube das Qualität immer noch besser ist als Quantität und dieses Seemannsgetue geht mir absolut auf die Nerven. Außerdem sehen Österreicher ihre Sprache nicht als Dialekt, sondern als eine weitere Form des Hochdeutschen, welches auch von der Germanistik mittlerweile so betrachtet wird. Du kannst nur vom Tiroler oder Kärtner Dialekt sprechen, nicht aber von einem österreichischen Dialekt.

  7. Hallo Hendrik, also ich find es nicht schlecht auch mal in fremden Sprachen über Wein zu sprechen. Wenn ich im Urlaub beim Winzer in Frankreich oder Italien einkauf, kann ich auch nicht in detaillierte Fachbegriffe in Landessprache gehen. Man verständigt sich da halt auch mal mit Händen und Füßen. Klappt aber immer und macht das Leben spannender. Ebenso wie Sprachen lernen.

  8. Von „Felix Austria“ dem glücklichen Österreich hab ich schon gehört, eine Insel der Glückseligen? So wie Japan? Navigare necesse est! :)
    Das Japanische soll sich aus dem Chinesischen entwickelt haben. Im Land der Ribiseln und Marillen klingt vieles charmanter als auf Hochdeutsch, wenn aber Zorn zum Ausdruck kommt, ist plötzlich alle Charmanz verduftet. ;)

  9. Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass es die Diskussion um die Sprache immernoch gibt. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass gerade Wein ein absolut internationales Thema ist – was es ja auch so vielschichtig und interessant macht. Wäre doch sehr schade und vor allem einseitig wenn keine internationalen Gäste zu Besuch kommen würden – und da ist nun mal der gemeinsame sprachliche Nenner in der Regel Englisch. Die Übersetzung findet man ja im Grunde genommen zusammengefasst im schriftlichen Teil des Blogs.

  10. Wein ist international und daher ist englisch eben oft der gemeinsame Nenner. Ich hätte auch kein Problem mit spanischen oder italienischen Beiträgen, aber allgemein sollte englisch bei internationalen Gästen als Kompromiss funktionieren – zumindest die meisten Zuschauer dürften da keine grossen Probleme haben. Es wäre schade auf internationale Gäste zu verzichten. Die meisten Folgen sind ja in deutscher Sprache und ab und zu mal ein interessanter Gast aus einem anderen Land ist für mich auf jeden fall eine bereicherung – also Hendrik das passt schon so!

  11. Ok, wenn der Gast den Wein mitgebracht hat oder mit dem jeweiligen Wein in direkter Beziehung steht, sollte man den Redefluss nicht durch zweisprachige Kommentare unterbrechen. Hier war der Gast allerdings genau so schlau wie ein Zuseher der den Wein nicht kennt und sich auf grundlegende Informationen dazu freut. Da ist es durchaus nicht unhöflich sich in deutscher Sprache an die deutschsprachigen Zuseher im „deutschen Internet“ ;) zu wenden, mit dem Gast in seiner Sprache zu reden und das für die Zuseher zu übersetzen.

    Klar, wird dann von manchem als zu langatmig, holperig oder vielleicht betulich und altmodisch empfunden, oder was spricht dagegen?

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