Wein am Limit - Hendrik Thoma
23.08.2012 - Folge 46 / Teil 2

Garagisten und Alpine Frische

Weine im Video

Name des Weines Soulfaktor Preisspanne
2011 Kalterersee Auslese „Olte Reben“
Weingut Thomas Pichler, Südtirol
Soulfaktor 4
10-20 Eur
2010 Kalterersee Auslese „Sea“
Weingut Thomas Pichler, Südtirol
Soulfaktor 2
10-20 Eur
2009 Lagrein Riserva „Sond“
Weingut Thomas Pichler, Südtirol
Soulfaktor 5
10-20 Eur

Der zweite Teil der alpinen Frische befasst sich mit den beiden „Garagenwinzern“ Thomas Pichler und Andi Sölva. Bei füllen nur ein paar tausend Flaschen ab und beweisen ein gefühlvolles Händchen, wenn es um ihre Weine geht. Bis dato haben sie ihre Trauben immer an die großen Kellereien abgeliefert. Seit einigen Jahren versuchen sie es alleine und das mit wachsendem Erfolg. Denn ihre Weine sind schnell vergriffen.

Die Kalterersee Auslese „Olte Reben“ von Thomas Pichler ist etwas Besonderes. Früher war der Kalterersee verschrien, aber seit einigen Jahren arbeitet die ambitionierte Winzerschaft daran, den ramponierten Ruf wieder herzustellen (erinnert mich an Gumpoldskirchener in Austria). Der „Olte Reben“ ist ein Vernatsch der ganz eleganten, feinen Art mit einem wohldimensionierten Holzeinsatz. Er hat nicht die, wie so häufig bei dieser Rebsorte vorkommenden, dominierenden Marzipannoten, sondern eine sinnliche Frucht und tolle Würze. Irgendwie erinnert mich das Aroma wegen seiner Erdbeer- und Kirschnoten an einen Burgunder. Ein herrlich leichter Wein, der beweist, dass man aus dieser Rebsorte Weine „auf der Höhe der Zeit“ keltern kann.

Auch der Lagrein „Sond“ ist stark. Würzig, pfeffrig, kraftvoll und nicht so „holzaufgepimpt“ wie es bei dieser dunklen Rebsorte häufig passiert. Ein ruhiger, fester Wein aus jungen Weinbergen und gefühlvoll inszeniert. Natürlich kann er noch einige Jahre lagern, aber mir gefällt diese cremige Frucht schon jetzt sehr gut.

Der Kalterersee „Sea“ von Andi Sölva hat mich nicht ganz so begeistert. Ein solider Wein aus den verschieden Spielarten von sehr alten Vernatschstöcken mit einem Schuss „‚Edelschwarzer“. Eine Rebsorte die es auch in Venetien gibt. Im Ganzen war er mir zu deftig und hatte keine Länge, d. h. er wirkte kurz. Nicht, dass ich Großartiges erwartet hätte, aber die leichte Bitterkeit am Gaumen hat mir nicht gefallen. Vielleicht liegt es auch am Jahrgang oder der schon vorangeschrittenen Reife von 2010. Vernatsch muss ja nicht besonders alt werden. Dass Andi Sölva großartige Weine abfüllt, beweist er mit der Viribus Unitis. Ein Tannat (richtig gelesen!) von den hohen Lagen des Kalterersees in der Blend mit leicht angetrockneten Lagreintrauben aus der Terlaner Gegend. Dieser Wein ist ein Gemeinschaftsprojekt mit Norbert Kofler vom Weingut Kiemberger.

Ein faszinierender Wein mit fruchtiger Tiefe und delikater Frische. Kein Monsterstoff, aber weich, dicht und üppig. Andi Sölva trifft mit diesem Wein direkt in mein Herz. Auch der Holzfassausbau wirkt schon jetzt wunderbar integriert. Kein günstiges Vergnügen, doch dieser Stoff ist sein Geld wert. Durch die besondere Herstellungsweise und die im südtiroler Rebsortenspiegel nicht zugelassene Rebsorte Tannat (die ist in Südwestfrankreich zu Hause) ist der Viribus Unitis nur als Italienischer Vino kategorisiert. Egal, nur der Inhalt zählt in diesem Fall.

Diese kleinen und jungen Betriebe sind eine absolute Bereicherung für die von großen Kellereien und Genossenschaften dominierte südtiroler Weinszene. Ich finde es klasse, wie gefühlvoll die beiden ihre Weine vinifizieren. Es sind noch echte Geheimtipps, und an die Flaschen kommt man leider schwer ran. Viel Spaß beim ergoogeln.

Kommentare

37 Kommentare zu “Folge 46 : Garagisten und Alpine Frische

  1. Klasse Video! Freut mich sehr, dass Du dich einmal den kleinen Weinbauern aus Südtirol widmest.

    Im Text steht es zwar korrekt, aber vlt nochmal zur Erläuterung: Viribus Unitis ist ein Gemeinschaftsprojekt von Andi Sölva und Norbert Kofler (Weingut Kiemberger). Von Andi kommt der Tannat und Norbert liefert den Lagrein.

    Das Weingut Kiemberger liegt in Terlan. Norbert produziert dort einen klassischen Terlaner, einen Lagrein und einen Terlaner Passito. Alle super spannend. Von Andi gibt’s übrigens auch noch einen Weißburgunder, derzeit der erste Jahrgang in der Flasche.

    Die Weine von Andi und Norbert gibt’s übrigens bei http://www.wein-aus-suedtirol.eu den Viribus und die Weine von Thomas Pichler auf Anfrage.

  2. Neulich waren wir ja zum südtiroler Weinbrand u.a. Mit weinen vom Herrn sölva

    Ich fand den kalterersee Auslese jetzt nicht so schlecht Preis leistung stimmt
    Man darf gespannt sein wie es weiter geht

    Ps: bald 50. Sendung da USS ne Jubiläums party her

  3. Hallo Hendrik,
    war Klasse und wird bestellt. Nur finde ich nicht, dass Südtirol erst in den letzten Jahren diese Entwicklung gemacht hat. Franz Haas ( speziell den Pinot Nero) und auch Lageder ( nicht alle ) fand ich schon in den 90ern super. Die „jungen Wilden“ sind, glaub ich, in allen Weinbaugebieten zu beobachten. Sehr selbstbewußt ( zu Recht) und auch mit schnell steigenden Weinpreisen.

  4. Lieber Hendrik!

    Mache doch einmal eine Folge über das Burgenland.
    Ich denke dabei insbesondere an drei Weine: Uhudler (autochtone Rebsorte Südburgenland, rosé, weiß), Gut Oggau (Tscheppe-Eselböck) und Hannes Reeh, Andau. Letzterer hat eine fantastische „Unplugged“-Linie mit ungeschönten, puren und authentischen Weinen.

  5. Danke für ein erneut informatives und unterhaltsames Video! Finde deinen Einsatz schon besonders, auch wenn ich das mit dem self-marketing und so weiter verstehe! Ich jedenfalls profitiere sehr von deinen Sendungen…

    Bin mal gespannt, ob ich den Thomas Pichler irgendwo finde…

    1. Hallo Hendrik,

      Vielen vielen Dank für dein hervorragendes Gutachten :-)
      Wenn Du mal nach Südtirol kommst sind die Kellertüren stets geöffnet um andere Tropfen oder neue Jahrgänge zu probieren und ein wenig zu plaudern ;-)
      Liebe Grüße aus Südtirol,

      Thomas Pichler

  6. Henrik waere mal ein willkommener Gast in der Vinothek Battisti vor dem Altar wo sich woechentlich die heute beschriebenen Garagisten, Jungwinzer und Weinverrueckte mit Architekten, Politikern, Phylosophen und dergleichen treffen und sich durch die besten Weine der Welt verkosten…..Also Hendrik, bei deinem naechsten Suedtirolbesuch versuche dir einen Freitag Abend von 17.00 – 20.00 Uhr frei zu halten, es koennte allerdings auch spaeter werden, je nach Weinlaune und Weinqualitaet…..
    Wie immer superprofessionell und gut beschrieben bis ins letzte Detail, danke weiter so….

    1. “ und sich durch die besten Weine der Welt verkosten….“
      Aha? Nenn doch bitte mal Platz 1 bis 3 der „besten Weine der Welt“ die dort verkostet werden! ;)

  7. Hallo Hendrik,
    auch ich möchte mich für dein tolles Video über unsere Weine bedanken auch wenn ich mir ehrlich gesagt mehr Soulpunkte für meinen Sea erwartet hätte! Wenn du jedenfalls wieder mal nach Südtirol kommst bist du immer gerne in unseren garagen willkommen und wir könnten auch mal über etwas gereiftere Kalterer See´s plaudern ;-) !

    Viele Grüße aus Kaltern
    Andi

    1. Kalterersee
      Die einzige DOC-Bezeichnung ohne den vorangestellten Zusatz „Südtirol“. Der Grund: „Kalterersee“-Weine werden nicht nur in Südtirol, sondern auch im benachbarten Trentino produziert. Wird „Kalterersee“ allerdings in den dafür definierten Südtiroler Weinbaugemeinden produziert, dürfen sowohl der Zusatz „classico – klassisch“ als auch die Bezeichnung „Südtirol“ verwendet werden. Qualitativ hochwertige Weine können als „Auslese“ bezeichnet werden.
      Anbaufläche: 459 Hektar (8,9% der Gesamtfläche)

  8. Hallo Hendrik,

    eine wunderbare Sendung. Überhaupt gefallen mir die letzten Videos sehr sehr gut. Toll, dass Du Dich Südtirol widmest. Ich bin dort immer sehr gerne und mann kann viel entdecken! Ich finde, dass auch einige der bekannteren Betriebe schöne Sachen abfüllen, werde aber nächstes Mal versuchen, die von dir vorgestellten Winzer zu finden. Schön, dass Du einen tollen Lagrein vorstellst. Ich finde wenn der gut gemacht ist, ist es ein echter Genuss.

    Grüße!
    Wine Nerd

  9. Haben heute in unserem Südtirol-Urlaub das Weingut Thomas Pichler aufgesucht. Supernette Verkostung im Garten mit dem Winzer und seinen Eltern (an dieser Stelle liebe Grüße!). Neben den von Dir natürlich schon toll beschriebenen Weinen haben uns auch der Weißburgunder „Im Feld“ und der Chardonnay „Untermazzon“ sehr gut gefallen. Es ist immer toll im persönlichen Gespräch auch den Stolz der Eltern zu spüren, wenn die „eigenen Weine“ der jüngeren Generation trotz der Bedenken der Eltern (Eigenvermarktung) gut ankommen und entsprechend bewertet werden.

  10. Wenn wir hier schon von den tollen kleinen genossenschaftsunabhängigen Produzenten in Südtirol reden, dann darf neben den hier genannten keinesfalls der Hannes Kleon fehlen. Der macht in seiner Kellerei von Braunbach (braunbach.it) im terlaner Ortsteil Siebeneich mit das beste was ich seit 10 Jahren immer wieder in Südtirol an Wein und Sekt bekommen habe – Jahr für Jahr. Und nebenbei ist der Hannes einer der Erzeuger bei dem jedes Jahr die Verkostung immer wieder ein herrliches Meeting ist aus Nachbarn die gerade ihr mittags- oder Feierabend – Viertel trinken und stammgästen von überall her die wieder ihren jährlichen Vorrat abholen. Jedesmal ein Ereignis. Also wenn ihr in der Nähe seid, unbedingt einen Besuch Wert !

  11. Hallo Herr Sölva, hallo Herr Pichler,
    Freut mich die hohen Bewertungen zu lesen/sehen. Bin aber der Meinung, dass die Weine Sölva und Pichler auf einer Stufe sind. Ich ziehe persönlich die Weine von Herrn Sölva vor (nicht verwechseln mit dem andern Weingut Sölva, welcher echt mittelmäßig ist). Eine Frage noch an Herrn Sölva. Wo kann ich Ihre Weine ich Deutschland beziehen? Leider ist der Weg aus dem Ruhrgebiet nach Südtirol um nur ein paar Flaschen Wein zu kaufen ein wenig weit. Gerne Antwort an jcfk75@googlemail.com

  12. Hallo zusammen,
    waren heute im Rahmen unseres Südtirol-Urlaubes bei Thomas Pichler. Draußen auf der Gartenbank unter Weinreben verkosteten wir die Pichler-Weine und waren sowohl von der Herzlichkeit der Familie Pichler, als auch von den Weinen sehr begeistert. Eine Flasche Olte Reben nahmen wir gleich für den Balkon abends mit, der Rest wird uns zugesendet. Der Sond ist großes Kino und wird uns nach weiterer Lagerzeit viel Freude machen.
    Wir kommen gern wieder…

    Gruß,
    Michael (z.Zt. Kaltern/Südtirol)

      1. Hallo Hendrik,
        mittlerweile ist die Lieferung eingetroffen und der Wein ruht sich im Keller aus. Alles perfekt! Bin sehr gespannt auf den 2011er SOND und werde Thomas Pichler gespannt weiter verfolgen. Beim nächsten Südtirolbesuch ist der Folgebesuch Pflicht! ;-)

        Gruß,
        Michael

  13. Krass, 4 Weine in 13 Minuten – dass ist neuer Rekord. Und dass auch über einen meinen meiner Heimatweine – den Trolli – puh, Fontane wird ja in den Mund gelegt, dieses Himbeerwasser als weinähnliches Getränk bezeichnet zu haben. Nicht ganz zu unrecht, will ich meinen…

    1. @Alex: „Das ist ein weites Feld.“ Die meisten Südtiroler Vertreter (Vernatsch, Kalterersee, St. Magdalener, Meraner Hügel) sind ganz weit weg von Himbeerwasser. Einige gehen sogar mit etwas Alterung in eine Burgunderrichtung. Und auch gescheite Trollinger gibt es mittlerweile, z.B. von Andi Knauß, auch wenn die Stilistik ganz anders ist als in der südtiroler Heimat des T(i)rol(l)ingers.

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