Wein am Limit - Hendrik Thoma
13.09.2012 - Folge 51

Der Wiener Winenerd!

Weine im Video

Name des Weines Soulfaktor Preisspanne
2011 Grüner Veltliner „Winenerds“
Weingut Fleckl, Niederösterreich
Soulfaktor 3
10-20 Eur

Mein heutiger Gast bei Wein am Limit ist der Ulmer Weinbau- und Marketing-Student Sören Specht, der in Wien lebt. Er hat einen Grünen Veltliner im Gepäck, den er gemeinsam mit dem Weingut Fleckl aus Niederösterreich, der größten Weinregion des Landes, konzipiert hat. Herausgekommen ist bei dieser Zusammenarbeit ein frischer und unkomplizierter Alltagswein, der mehr apfelige Frucht als der berühmten „Pfefferl“ zeigt. Das Etikett, ein stilisierter Bacchus, wurde von einer befreundeten belgischen Tätowiererin entworfen. Ein guter Versuch, etwas für den ganz normalen Weingenuss zu schaffen. Nicht kompliziert, allerdings auch eher technisch als soulig. Für mich an der Untergrenze zu 3 Soulpunkten. Ein trockener, saftiger Wein für Einsteiger und Menschen, die einen soliden, klaren Wein schätzen.

Der ruhige Paul Weltner aus Rödelseer im Herzen von Franken ist ein Vertreter des klaren markanten Sylvaners. Für mich ist er ein großartiges, stilles Talent, der das um seine Arbeit und Weine wenig Lärm macht. Wer knochentrockene, mineralisch mineralisch-herbe Weine mag, der kommt an diesem köstlichen Sylvaner nicht vorbei.

Sein 2011 Rödelseer Sylvaner ist ein Beispiel, wie wunderbar diese alte Rebsorte sein kann. Ein klarer, frischer Duft, der herb-markant schmeckt. Dazu kommt diese herrliche weiche Cremigkeit und zupackende mineralische Würze, die man bei vielen Weinen in dieser Preisklasse vergebens sucht. Da müsste man schon tiefer in die Tasche greifen.

Pauls Sauvignon Blanc gehört für mich in die Kategorie der besten Sauvignons Blancs, die man hierzulande kaufen kann. Ein ernster, mächtiger Wein mit Grapefruit- und Johannisbeeraroma, knackiger Säure und Schmelz gewachsen auf Keuperboden. Er hat nichts mit dem populären Stil zu tun, der nach grasgrünem Laubfrosch (Nessel, Basilikum), Kumquat und Litschi duftet.

Leider ist dieser Stoff noch blutjung und gibt sich etwas spröde und verschlossen. Er wird seinen Soul erst in 2-3 Jahren so richtig zeigen. Dann ist er ein Kandidat für 5 Soulpunke. Kaufen würde ich ihn in jedem Fall, denn zu diesem Preis ist er heiß. Wer nicht auf ihn warten möchte, sollte ihn in die Karaffe umfüllen und aus bauchigen Burgundergläsern genießen.

Kommentare

12 Kommentare zu “Folge 51 : Der Wiener Winenerd!

  1. Hallo Hendrik,
    das Schnitzel sah echt lecker aus. Wenn ich wieder meinen Bruder besuche, muss ich auch mal wieder eines essen.
    Den Winenerds Wein muss ich auch mal probieren. Da freu ich mich schon. Als absolute Empfehlung kann ich nur noch „Die Flora“ von Birgit Wiederstein empfehlen. Ein toller Veltliner, den ich dieses Jahr auf der Vievinum probieren durfte.
    Endlich Franken. Ich bin begeistert. Bocksbeutel sind klasse. Sie sind auch gut zu lagern. Ich habe erst zuletzt einen Riesling vom Juliusspital von 2008 probiert und war begeistert. Nicht mehr jung und frisch, sondern eher barock und mundvoll. Klasse.
    Weltner konnte ich schon probieren. Da hab ich echt noch keinen schlechten Wein getrunken. Was ich da auch empfehlen kann, sind die Silvaner von Schmitts Kinder aus Randersacker – direkt vor Würzburg zu finden. Ein klasse Weingut.
    Weiter so. Ich freue mich auf mehr Franken. Immerhin die innovativste Weinregion Deutschlands laut Stuart Pigott.

    1. Beim Googeln nach – “Die Flora” von Birgit Wiederstein – fand ich folgendes Zitat.

      „Speiseempfehlung:
      Das Motto von Frau Wiederstein lautet hierzu: Angeblich soll gegessen werden was auf den Tisch kommt und beim Wein soll man nach eigenem Belieben wählen. Sollten die beiden Partner nicht zusammen passen, dann bitte Speise und Wein, getrennt voneinander genießen.“

      Wem der Appetit noch nicht vergangen ist der sollte unbedingt zum gleichen Thema auch die Kolumne „Esspapier“ auf faz-net lesen:
      http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/esspapier/kochbuchkolumne-esspapier-was-sollen-wir-trinken-11889934.html
      „Da wird mehr Nutzen behauptet, als überhaupt möglich ist.“

      Tja, scheinbar eine recht anstrengende und freudlose Angelegenheit? ;)
      http://www.welt.de/print/wams/lifestyle/article12975126/Schluss-mit-dem-Terroir.html
      „Großer Wein gehört zur Kultur, und eine Tradition und Geschichte, der es an Leichtigkeit und Lebensfreude mangelt, ist bei der Weinwahrnehmung hochgradig schädlich.“

      Ein Lichtblick, sehr lesenswerter Beitrag aus 2011 von H.O.Spanier. :)

  2. Hallo Hendrik,
    den Sören Specht hast du ja ganz schön plattgemacht. Ich glaube nicht, dass das deine Absicht war und ich werfe dir das auch nicht vor. Eher möchte ich Sören ermuntern, mal Farbe zu bekennen. Leider habe ich den Eindruck, dass er sein eigenes Produkt nicht kennt, Hauptaussage: „Ja, so easy-drinking halt.“ Viel geredet, aber wenig gesagt, dabei bist du doch vom Fach, Sören!
    Hendrik, du bist beim Beschreiben mal wieder über dich hinausgewachsen. So sehr, dass ich jetzt erst mal in den Keller gehe und einen Silvaner kaltstelle.
    Grüße aus dem Kraichgau!
    Christoph

    1. Ja Sören ist halt ein wenig introvertiert im Gegensatz zu Hendrik Thoma, da geht einer schnell mal unter. Er hätte aber gerne leidenschaftlicher von seinem Winenerd Wein erzählen können. Da kam leider nicht so viel rüber. Für einen einfachen „easy-drinking Wein“ zahle ich keine 8-9 Euro zumindest nicht, was ich bis jetzt darüber weiss. Ich denke wer mal Wein verkaufen will muss früher oder später auch mal aus sich rauskommen. Das kommt aber schon noch. Ich denke es stehen nicht ohne Grund einige Flaschen vom Weingut Meierer bei mir zuhause ;-)

      1. „Für einen einfachen “easy-drinking Wein” zahle ich keine 8-9 Euro zumindest nicht, was ich bis jetzt darüber weiss.“

        Dem kann ich mich nur anschließen, habe den Wein soeben probiert und werde ihn sicher nicht austrinken sondern wegschütten. Herb, grob, unharmonisch – sowas ist höchstens Grabbelkorb Discounter-Qualität. Da muss irgendwas schgief gegangen sein. Schade! :-(

  3. Moin,
    also,
    was mich mal interessieren würde ist warum der Silvaner so ein „schlechtes“ Image hat, ich habe schon einige wirklich tolle Silvaner getrunken und finde es eher merkwürdig das der Sauvignon blanc so angesagt ist, nichts gegen diese Rebsorte die ist auch toll (wenn gut gemacht), aber bei Silvaner sind immer alle eher zurückhaltend und dann ganz erstaunt wenn der Wein toll ist. Mein bescheidener Tipp probiert mal den Liter Silvaner von Faubel (Pfalz), ich finde es schon fast unverschämt sowas als Liter zu füllen. (Bin eigentlich kein Liter-Fan, weil 1L einfach zu viel zum trinken ist).
    Bocksbeutel finde ich eigentlich nur aus pragmatischen Gründen blöd, ist blöd zu lagern, nimmt im Kühlschrank viel Platz ein und es schenkt sich auch komisch ein damit, aber ich gönne den Franken diese Tradition, daher schreckt es mich auch nicht ab….

  4. Es war wie immer sehr Unterhaltsam. Ich muss auch sagen, dass Silvaner völlig unterschätzt wird. Schade eigentlich, diese Rebsorte kann so gut sein.
    Zum Thema SB muss ich sagen das ich zu H.O (Spanier) stehe . Belasst es doch mal bei der Scheurebe und lasst den SB andere Länder machen.

  5. Hallo Hendrik,
    farblos kann man absolut nicht zu Gast und Sendung sagen, schon allein wegen der Miro-Tattoos. Aber ich muß sagen Hendrik, Deine fränkische Weinauswahl und deren Präsentation hat mich beeindruckt.
    Leider war ich die letzten zwei Wochen in der Toskana, sonst hätt ich Dir in Wien das „Gustl-Bauer“ als ultimatives Wiener Schnitzel- Restaurant empfohlen, in Kombination mit einem grünen Veltliner von Schmid aus dem Kamptal. Jungwinzer mit Weinen zum Niederknien. Und das Schnitzel in Butterschmalz gebacken. Vorher eine Rindssuppe mit Lungenstrudel und hinterher Powidltascherl, natürlich frisch gemacht. Liegt „Am Hof“, welcher den Ruf hat der sauberste Platz in Wien zu sein, da der Bürgermeister jeden Mittag mit am Fetzen drübergeht ( im wienerischen ein Pseudonym für Rausch und Putzlappen). Hab ich selber schon gesehen.
    Ein Easy drinking GV für 8,90 find ich schon übertrieben. Vor allem hat Niederösterreich vor einigen Jahren ein DAC-Gebiet für GV eingerichtet, mit strengen Qualitätskontrollen. Hier ist der/die glückliche ÖsterreichIn ( immer schön politisch korrekt )in der Lage Super GVs ab 7 Euronen zu bekommen. Ich find auch diesen Begriff „Easydrinking“ reichlich nervig. Hat für mich immer den Geruch von Besäufnis, also ganz untypisch für Weingenießer.
    Franken ist ein Superthema. Nach zwei Wochen Toskana war das Erste heut vormittag eine fränkische Sylvaner Spätlese trocken, Escherndorfer Lump 2008 vom Weingut Schäffer aufzumachen.
    Barock und Genuß pur. Als Franke ziehe ich Sylvaner meistens dem Riesling vor. Speziell habe ich noch keinen Riesling mit Mango- und Erdaromem in Kombination gefunden. Ein anderer Sylvaner vom Juliusspital ( Meßwein aus der Literflasche 2011) hatte eine Wahnsinnsgrasnote. Mein absoluter Lieblingssylvaner derzeit ist jedoch der Freiraum von Rainer Sauer. Exotik und Mineralik pur in einer trockenen Spätlese vereint. Die Weltnerweine durfte ich in diesem Jahr bereits zweimal probieren. Absolute Spitzenklasse und der SB ist in Franken ja bereits früher als Muskatsylvaner für den Gemischten Satz angebaut worden, also keine fremde Rebsorte. Bocksbeutel finde ich absolut cool. Corporate Identity seit Jahrhunderten und die Lagerung ist absolut kein Problem. Man muß nur wissen wie.

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