Wein am Limit - Hendrik Thoma
27.10.2012 - Folge 61

Vérité oder nichts als die Wahrheit!

Weine im Video

Name des Weines Soulfaktor Preisspanne
2002 La Muse
Vérité, Sonoma County
Soulfaktor 5
10-20 Eur
2002 La Joie
Vérité, Sonoma County
Soulfaktor 6
10-20 Eur
2009 Le Désir
Vérité, Sonoma County
Soulfaktor 6
10-20 Eur

Barbara Banke ist die Frau des vor einiger Zeit verstorbenen kalifornischen Weintycoons und Milliardärs Jess Jackson aus Sonoma. Er war einer der größten Protagonisten aus dem Tal des Mondes, wie es die Indianer einst nannten. Neben Robert Mondavi war Jess Jackson einer der bekanntesten Namen der kalifornischen Weinindustrie. Heute führt seine Witwe Barbara die Geschäfte des Imperiums von 30 Marken, zu denen neben dem Stammhaus Kendall Jackson auch Kultweingüter wie Lokoya und Cardinale gehören.

Die qualitative Spitze des Imperiums stellt allerdings das Weingut Vérité aus Sonoma County dar. Kaum ein Weingut auf der Welt hat häufiger die Höchstmarke des amerikanischen Weinkritikers Robert Parker sowie seines Vertreters Antonio Galloni geknackt. Ganze sieben Mal hat Vérité die 100 Punkte in seiner kurzen Geschichte seit 1997 erhalten. Wenn es keine 100 Punkte gab, finden sich die Noten fast immer im klassischen Bereich ab 95 Punkte wieder.

Jetzt müsste man denken, dass es sich bei diesem Kultwein um ein megaschweres Extrakt ganz nach Parkers Gusto handelt. Doch weit gefehlt: Die Weine haben eine sensationelle Frische und Feinheit. Es sind keine Blockbuster, sondern elegante Weine. Vielleicht liegt es daran, dass sie von einem Europäer vinifiziert werden. Der Franzose Pierre Seillan braut das Trio zu 100 % in neuem Holz aus, ohne die Frucht damit zu maskieren. Das stecken die Trauben aus den Gemarkungen Alexander Valley, Chalk Hill, Bennett Valley und Knights Valley sehr gut weg.

Der erste Wein des Trios ist der 2002 „La Muse“, der zu 85 % aus Merlot besteht. Ein traumhafter Stoff. Ultrafein und ein Beweis dafür, dass der Merlot aus Kalifornien nicht grasige unreife Noten wie so häufig haben muss. Er ist herrlich mineralisch und voll entwickelt. Dunkle Früchte, wie Pflaumen und exotische Gewürze, steigen im Glas auf. Irgendwie erinnert mich der „La Muse“ in diesem „singenden“ Stadium an einen anderen superben Merlot: den Masseto von der Tenuta dell’Ornellaia aus der Toskana.

Der 2002er „La Joie“ ist die Cabernet-dominierte Blend. Ein tiefgründiger, noch sehr fester Wein mit kühlem Kern und animierender Frische. Ein Klassiker mit reichlich Potenzial, der mich hundertprozentig überzeugt hat. Großer Stoff!

Der 2009er „Le Désir“ ist für mich der Gipfel des Trios, allerdings noch viel zu jung. Die Hauptrebsorte ist der Cabernet Franc mit seiner unvergleichlich würzigen Art. Das feine Aroma ist eine Melange aus Espresso, dunklem Cassis und schwarzem Pfeffer. Auf der Zunge hinterlässt er einen nicht enden wollenden Geschmack. Ein fester, unentwickelter Wein, der in 4-5 Jahren mehr Reife und damit auch Tiefe zeigen wird.

Der stolze Preis für diese Weine wird sicherlich einige Leser und Zuschauer entsetzen. Aber diese Weine spielen eben in der Champions League und sind damit auch gerechtfertigt. Ob man jemals soviel Geld für eine Flasche Wein ausgeben möchte ist wiederum ein andere Frage…

Kommentare

23 Kommentare zu “Folge 61 : Vérité oder nichts als die Wahrheit!

  1. Hi Hendrik,

    hatte das grosse Glück letztes Jahr bei einem Privatkeller-Verkauf je 2 Flaschen von La Muse und Le Desir zu ergattern. Kannst du mir zum 2007er Jahrgang was sagen? Bin mir nicht sicher wie lange ich den ruhen lassen soll…

    Vielen Dank vorab

    Patrick

  2. Hallo Hendrik
    ganz grosser Stoff!!! Konnte die 2002er alle in der Schweiz bei einem vernarrten Kalifornierfan probieren; auch mir hat der Le Désir am besten gefallen.
    Nochmals herzlichen Dank für deinen Einsatz am Montag im Jacob.
    Liebe Grüsse Pierbattista

  3. Bei 500,- Euronen die Flasche kostet ein Schnapsglas (2cl) 13,33 EUR. Hab zum Frühstück mal was Gesundes aus Deutschland probiert – ein Johanniter vom Weingut Clemens Lang. Schön herb und frisch so wie ich es auch beim Riesling liebe – werde noch weiter hineinschmecken.
    Der erste Eindruck zählt ja meist, gefällt mir! :o)
    Für den Preis für den Schnaps aus dem Amiland bekomme ich 2 Flaschen Johanniter. Aber warum nicht – freue mich für alle die sich auch teureren Stoff gönnen können. :)
    http://www.weingutlang.de/johanniter.htm

  4. Hi,

    ganz fantastische Sendung, hätte euch noch längere Zeit zuschauen und zuhören können. Das muss bestimmt eine ganz einzigartige Erfahrung gewesen sein…ich hoffe, ich komme auch ein einmal in den Genuss ein solch herausragendes Meisterwerk probieren zu dürfen.
    Den Vergleich mit einem Kunstwerk stelle ich auch immer gerne an und finde ihn bei guten Weinen auch besonders treffend. Die Symbiose aus großer Anstrengung, Einsatz, Herzblut und Aufopferung bedeutet in vielen Bereichen des Lebens eine herausragende Leistung. So ist letzten Endes auch eine hohe Gegenleistung gerechtfertigt.

    Einen herzlichen Dank und schönen Sonntag!!

  5. Gerade hatten wir noch so ein schönes verbrauchernahes Tasting mit hervorragenden und doch bezahlbaren Weinen, jetzt sind wir schon wieder in solchen abgehobenen Sphären. Ich habe überlegt, ob ich meine Missbilligung mit einem Kommentar oder einem Nicht-Kommentar zum Ausdruck bringen soll, habe mich dann aber für den Kommentar entschieden (davon lebt das Ganze hier ja schließlich). Die bislang etwas zurückhaltende Resonanz auf diese Folge, zeigt aber , dass ich mit meiner Meinung wohl nicht ganz allein dastehe.
    Bei einem solchen Preis von „gerechtfertigt“ zu sprechen, halte ich für etwas gewagt. Schließlich handelt es sich hier nicht um irgendwelche raren Einzelflaschen, sondern um Weine, von denen mehrere tausend Flaschen produziert werden (wenn ich das richtig verstanden habe). Selbst wenn der Winzer jeden Tag in den Weinberg klettert und seine Trauben streichelt, sie per Hand erntet und jede Beere einzeln zerquetscht, ist das immer noch ein stolzer Preis. Ich muss es hier noch einmal sagen: Es handelt sich um vergorenen Traubensaft, ein landwirtschaftliches Produkt, das gelegentlich gut oder auch sehr gut gelingen kann und das dann sicherlich auch seinen Preis hat. Der sinnlich erfahrbare Genuss stößt, in monetären Einheiten gemessen, aber sicherlich irgendwo an seine Grenzen. Diese Grenze mag, je nach Brieftasche, sehr unterschiedlich sein, für mich liegt sie jedenfalls weit weit unterhalb dessen, was hier angegeben wird. Und das meiste davon ist vermutlich irgendeinem Hype und vor allem der Bewertung von Herrn Parker zu verdanken (obwohl ich mich frage, ob nicht manchmal auch die Punktezahl dem Preis folgt und nicht umgekehrt).
    Ich freu mich auf die kommenden Folgen, die dann hoffentlich wieder im Bereich des für mich persönlich Erfahrbaren liegen. (Ein herzliches Prost! in diesem Zusammenhang übrigens an Rainer, s.o.).

    1. Hallo Mathias, besten Dank für Dein Feedback. Auch wenn diese Weine für viele unerreichbar im Orbit der Preise sind, gehören sie zum Weinbiz dazu. Vielleicht sind solche Informationen für den normalen Konsumenten unbrauchbar. Ich bleibe bei meiner Meinung bezüglich des Preises. Wenn ein Auto oder Kunstwerk für Millionen verkauft wird ist das für viele normal. Warum soll es beim Wein anders sein? Diese Weine spielen in der Championsleague und sind im Vergleich mit anderen berühmten Weinen nicht teurer. Ein Teil der Zurückhaltung liegt auch in den englischsprachigen Videos stelle ich immer wieder bei WaL fest. Aber auch hier gilt: Das Weingeschäft bleibt international und deswegen wird es bei WaL immer wieder fremdsprachige Gäste geben. Danke für Deine Gedanken. Viele Grüße, Hendrik

      1. Hallo Hendrik,
        ich sehe das Problem nicht in der englischen Sprache, eher in der Beschreibung der Weine. Ich weiß nicht ob es diesmal nur an dem Gast lag, aber eine gewisse Kühle und Distanz zu den Produkten (obwohl „Weltklasse“) war deutlich zu sehen/spüren. Ein Wein mit 100 PP sollte doch etwas mehr Emotionen auslösen bzw. etwas detalierter zu beschreiben sein. Auch die Dame war mir zu abgeklärt. Wenn Wein ein hochemotionales Produkt ist, dann doch wohl in solchen Sphären. Oder?
        Grüße aus Mittelhessen,
        Nico
        http://www.drunkenmonday.de

      2. Hallo Hendrik,
        auch ich glaube nicht dass das englischsprachige Video das Problem ist warum es weniger Kommentare dazu gibt, sondern eher die Tatsache dass nahezu alle die hier mitreden niemals Gelegenheit haben werden diese Weine zu verkosten.Ob Kunstwerk, „CL-Wein“ oder Genuss pur – egal, mangels persönlicher Beurteilungsmöglichkeit ist es schwer dazu große Kommentare anzugeben.

    2. Ich bin ganz deiner Meinung Mathias. Letztenendes ist es die Rebe, die das ermöglicht und die Hefen die den Gärprozess unterstützen. Das konnte die Natur aber schon immer. Kein Winzer kann aber im monäteren Gegenwert derart mehr geleistet haben, als einer der nur 30€ für seine Flaschen verlangt. Das wird ihm kein noch so geschulter und vielschichtiger Geruchssinn nachweisen können und es es gibt auch nicht die Zunge und den Gaumen, der dies bestätigen kann. Aber am Ende kann ich auch nichts dagegen machen, wenn ich in einem Laden stehe und eine Flasche für 30€ in der Hand halte (lass es die letzte in dem Laden sein) und es kommt ein ‚Weinerleuchteter‘ und bietet dem Händler das 10-fache dafür. Dann geh ich eben leer aus.

  6. Was eine Ware oder ein Wein kostet ist ein Hinweis darauf welche Stellung er am Markt gewonnen hat. Je höher der Preis desto höher die Wertschätzung der Käufer. Manchmal frage ich mich dann wer Käufer und Liebhaber der Hochpreisweine ist was sie ihm bedeuten. DAS wäre für mich interessant.

    In einer Pressenotiz fand ich mal einen Bericht über einen gefeuerten Londoner Investmentbanker der seine Jahresgratifikation in Millionenhöhe mit Kollegen in einem Lokal mit einer Flasche Wein im Gegenwert von 50.000,- EUR oder mehr gefeiert hatte. Das war an die Öffentlichkeit gelangt und der Bank blieb aufgrund der „Empörung“ der Bankkunden nur noch übrig den Mitarbeiter zu feuern. ;)

    Meine Güte – nun lasst den reichen Leuten doch ihren Spaß! Wer aber ist es eigentlich der 500,- EUR Wein kauft und nicht damit in der Öffentlichkeit auf die Pauke haut? Was sind dessen Maßstäbe? Was trinkt er sonst und womit vergleicht er diese Weine?

    Tja, da werde ich wohl lange warten müssen um eine Antwort zu bekommen – oder? Ein Grund könnte sein den Status des Exklusiven zu genießen, man möchte etwas haben was anderen verwehrt bleibt und man möchte seine Ruhe haben – so in etwa beantwortete das der Geschäftsführer eines Weinguts in der Toskana im Interview mit Piero Sini. Er war auch sichtlich froh darüber dass kaum jemand weiß wo das Weingut genau liegt und dass selbst Interviewer Sini nur mit Mühe hingefunden hatte.

    Ach ja, ein schöner Traum, ein Leben auf der Insel der Glückseligen – wer träumt nicht davon? :)

  7. Ich finde es durchaus ok, auch solche hochpreisigen Prestigeweine vorzustellen. Nur finde ich dass nicht, dass die Wortwahl von Hendrik bzgl. des Preises richtig ist, ich würde den Preis nicht als ‚angemessen‘ sonder als ‚marktgerecht‘ bezeichnen. Aber gut, lassen wir solche Spitzfindigkeiten ;-)….

    Schlussendlich finde ich aber, dass diese hochpreisigen Weine hier auch ein Stück weit desmaskiert und entmystifiziert werden. Denn wir hatten hier im Blog auch schon mal Weine, die ca 1/15 und 1/20 des hier aufgerufenen Preises (in Bezug auf den Blog bzgl. Anlagen in Gold oder Wein mit Mross sogar nur 1/30 bzw. 1/50, 1/100 der dort genannten Preise…) gekostet, aber trotzdem Hendriks Höchstwertung kassiert haben. Auch wenn das 6-Punkte-System nicht so viele Abstufungen bietet wie dass 100’er-System, aber ich gehe mal davon aus, dass diese Weine sich alle in der gleichen Gewichtsklasse befinden.

    Insofern ist das ganze schon verrückt zumindest aus der Perspektive von Leuten wie mir, die Weine eben zum Trinken kaufen…

  8. Hab das genannte Video über das kleine, versteckt liegende Weingut in der Toskana gefunden, deren Weine werden nur in Magnumflaschen abgefüllt und kosten zwischen 200 und 500 EUR.

    http://www.pierosini.com/show/videoblog-65.html

    Video 24:10 – “I invite everybody who wants to show in to see it but it is not easy to find because we won’t be found – So as you have seen it this morning.”

    Wenn man sich das Video aufmerksam ansieht merkt man aber auch die Liebe und die Leidenschaft mit der dort gearbeitet wird. Dem Manager kommen beinahe die Tränen bzw. ist wirklich gerührt als er für seine Arbeit gelobt wird.

    Sehr schön, sehr intensiv – erkennt man wahrscheinlich nicht sofort aber spätestens beim zweiten Sehen des Videos.

  9. Ich fand das Video super, die Frau wirkte aber schon ein bissl Lustlos. Die Preise sind schon sehr hoch, aber für einen besonderen Anlass bestimmt toll. P.S. der Gastro Preis liegt bei 295 € für alle drei, Jahrgang 2007.

  10. Ich finde es erstaunlich, dass sich einige Weinfreunde so negativ über Sendungen mit hochpreisigem Inhalt äußern. Ich verstehe WaL als Portal für alle Dimensionen dieses vielfältigen und von uns allen so geschätzten Getränks. Wenn ich schon nicht regelmäßig in den Genuss solcher Edelweine komme, finde ich es dennoch spannend etwas über sie zu erfahren. Diese Sendung war für mich sehr spannend und informativ. Die Diskussion, ob ein Edelwein seinen Preis wert ist, liegt im Auge bzw. Munde des Betrachters bzw. Verkosters( und in seiner Brieftasche).

  11. Ich finde die Vorstellung solcher Weine durchaus (auch) ganz spannend – gerade weil ich Sie wohl nie trinken werde. Allerdings fand ich die Dame höchstens jeweils mittel spannend, sympathisch+freundlich, leidenschaftlich und interessant…ich denke wir hätten mehr über die Weine erfahren wenn Hendrik sie alleine verkostet hätte. Oder noch besser mit diesem ?Pierre? – von dem immer wieder die Rede ist – wohl der eigentlich Verantwortliche…Im Vergleich haben mir viele andere (Gast-)Winzer einfach mehr Lust auf ihre wesentlich günstigeren Weine (Produkte/Säfte) gemacht…von daher gibt’s von mir „nur“ 3-4 Soul Punkte für diese Folge…

    LG, Sebastian

  12. Die Weinwelt ist vielseitig und hochpreisige Weine gehören dazu, gerade weil ich wahrscheinlich nie in die Lage komme sie zu trinken, finde ich es toll mir diese Verkostung anzusehen, für mich ist dies viel spannender als z.B. das Thema Literweine, wenn ich wissen will wie so was schmeckt, dann kaufe ich ihn mir einfach und probiere ihn selbst. Aber einen Véritè werde ich mir nicht so einfach kaufen können. Ich fand das Video super und finde den Mix den Hendrik bei WaL bietet klasse und durchaus ausgewogen. Weiter so…

  13. Hochpreisige Weine gehören einfach ebenso hier her wie ein Einstiegsriesling. Es geht hier im Blog um das Thema Wein, von „unten“ (preislich) bis ganz nach oben. Das gehört dazu und für mich persönlich sind gerade diese Folgen auch das Salz in der Suppe. Von dem her kann ich die Aufschreie von einigen hier nicht ganz nach nachvollziehen. Das Einzige was es zu bemängeln gibt ist, dass Barbara Banke absolut ohne Leidenschaft die Weine hier verkostet und vorstellt. Schade.

    Trotzdem tolle Folge und weiter so Hendrik!

    Cheers
    Marc

  14. Sehr geile Sendung!!

    Und zur Diskussion, auch ich kann mir (noch ;)) nicht diese Weine lesiten, trotzdem ist es doch ganz wichtig das es diese Weine gibt, da sie die Magie um das Thema Wein erweitern. Ich glaube wie Hendrik sagte es ist wie mit Autos und auch da schauen sich ja Autoverrückte TV-Shows darüber an wie ein Ferrari etc. getestet werden aber selber ihn sich niemals leisten könnten.

    Cheers

    Niklas

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