Wein am Limit - Hendrik Thoma
31.10.2012 - Folge 62

Der Grand Cru der südlichen Hemisphäre

Weine im Video

Name des Weines Soulfaktor Preisspanne
1997 Grange „Bin 95“
Penfolds Wines, South Australia
Soulfaktor 6
10-20 Eur
2007 Grange „Bin 95“
Penfolds Wines, South Australia
Soulfaktor 5
10-20 Eur

Kurzer Zwischenstopp in Hamburg. Peter Gago, der Chief Winemaker von Penfolds aus Südaustralien, ist auf seiner Tour um die Welt. Wahrscheinlich hat er längst mehrfachen HON-Status bei sämtlichen Airlines dieser Welt.

Ich kenne keinen Winzer, der auf dem Gebiet der globalen Vermarktung agiler und aktiver ist als Peter. Seine Aktivitäten, wie z.B. mit der Penfolds Cork Clinic, sind nicht nur PR-technisch astrein, sondern auch ein einzigartiger Service, den dieses Unternehmen bietet. Alle Jahre wieder kommt ein Team von Winemakern in die Metropolen dieser Welt, um den entstandenen Schwund in den alten Flaschen wieder aufzufüllen und neu zu verkorken, bzw. überprüfen.

Peter Gago wurde 2002 zum Chief Winemaker von Penfolds ernannt und ist erst der 4. Chefkellermeister, der dem legendären Max Schubert folgt. Dieser schuf 1951 eine einzigartige Ikone der südlichen Hemisphäre: den Grange Hermitage, wie er damals und bis 1989 genannt wurde. Schubert kam nach einigen Weinreisen durch europäische Anbaugebiete auf die Idee (bzw. hatte er den Autrag) für einen großen trockenen australischen Rotwein. Anfänglich wurde dieser Wein von den Juroren bei Wineshows als untypisch abgebügelt. Damals waren in Australien in erster Linie Süßweine und aufgesprittete Weine gängig und dieser tiefdunkle Wein mit seinem starken Eichenholzgeschmack passte den Juroren nicht. Prägend für den Grange war und ist, neben einer kontrollierten Gärführung, vor allem der Holzfassausbau. Max Schubert baute den Grange nicht nur in großen neutralen Fuderfässern, sondern auch in kleinen Eichenholzfässern mit toasting aus. Letztere waren nach Schuberts Beobachtungen eindrucksvoller und so blieb er standhaft. Denn nach dem Veriss durch die Weinkritiker musste Schubert das Experiment für ein paar Jahre im Geheimen weiterführen.

Bis 1962. Auf der Wineshow in Sydney kam der Durchbruch mit dem 55er, der die Konkurrenz auf die Plätze verwies.

Der Rest ist Geschichte. Der britische Weinjournalist Hugh Johnson bezeichnete den Grange einmal als „Grand Cru der südlichen Hemisphäre“. Johnson spielt auf die Einzigartigkeit und Geschichte dieses Weines anspielt. Tatsächlich ist der Grange eine Blend aus verschieden Regionen (in erster Linie Barossa und Mc Laren Vale) und Weingärten (Kalimna und Magill). Ganz selten ist er, wie in 2001, reinsortiger Shiraz bzw. Syrah. Meistens finden sich in ihm zwischen 2-13 % Cabernet Sauvignon.

Heute hat der Grange Verehrer auf der ganzen Welt und gehört zu den berühmtesten Weinen der Welt. Da wären wir schon beim Wort „Bin 95“, das eine Stilrichtung oder Gebinde umschreibt. Der Grange ist das Beste vom Besten, was die 500 Hektar Weingärten von Penfolds hergeben. Daher können die Parameter, die zu seiner Herstellung nötig sind, auch immer variieren. Ausgebaut wird er 18-20 Monate in neuen amerikanischen 300 Liter Hogsheads. Diese haben bekanntermaßen eine etwas vanilligere Note als ihre französischen Pendants und verleihen eine verführerische Duftigkeit.

Der Grange kann sehr gut reifen und es hat schon einige legendäre Jahrgänge gegeben. Der 1997er und der 2007er sind beide unterschätzte Jahrgänge und gelten nicht als monumental. Insbesondere der 2007er ist ein Jahrgang, der noch viel Freude machen wird, obwohl er auf mich noch etwas verschlossen wirkt und in diesem Stadium nur 5 Soulpunkte kassiert. In ein paar Jahren hätte ich mehr Freude an ihm. Der 1997er ist in seiner besten Trinkphase angekommen und zeigt das wunderbare fruchtige Spektrum dieses einzigartigen Gewächses: Dunkle Beeren, exotische Gewürze, Lakritz, Pflaume, Espresso, Rauch, Mineralien und vieles mehr. Grange ist ein mächtiger und tiefer, aber kein überkonzentrierter Wein. Kein Aussie-Klopper mit 16,5 Volt, sondern ein vielschichtiger Tropfen, der an der Luft deutlich an Aroma zunimmt. Den Ausgleich zum recht geschmeidigen Gaumengefühl bildet eine wunderbare Säure, die ihm zwar keine Flügel, aber dafür eine delikate Frische verleiht. Ich gestehe, dass ich diesen Wein, von dem ich bereits fast alle Jahrgänge verkostet habe, stets zu meinen ganz großen Weinerlebnissen zähle. Auch der portemonnaieschonendere Baby Grange, der „Bin 389“, sei euch ans Herz gelegt.

Und dann gibt es Weine, die man nicht kaufen kann. Aber seht selbst im weiterführenden Link.

Kommentare

25 Kommentare zu “Folge 62 : Der Grand Cru der südlichen Hemisphäre

  1. Oje die zweite „Hochpreissendung“, ich bin schon mal gespannt auf die Klagen. :-)

    Tolle Sendung, das was mir bei Barbara Banke an „Passion“ gefehlt hat bringt Peter Gago hier absolut mit! Toll und unterhaltsam, obwohl auf englisch. Und das erste Mal bei WAL wo es mir so vorkommt als ob ein Wein dich wirklich ein bischen sprachlos macht :-)
    Weiter so!

    Cheers
    Marc

  2. Peter ist super sympathisch, toller Gast…..Glückwunsch, Hendrik, daß du solche Gäste an deinem Tisch hast. Den Grange habt ihr echt schmackhaft dargestellt, werd mal anfangen zu sparen! LG Rene

  3. Super Sendung mit einem wahnsinnig sympathischen Gast, bei dem man merkt, dass er das liebt, was er tut. Er ist regelrecht verliebt in seinen Wein. So soll es sein! Der Grange ist ein wunderbarer Wein, hat mir einen der schönsten Weinmomente überhaupt beschert. War ziemlich neidisch auf Dich, Hendrik, und wäre am liebsten ins Video gesprungen!
    Ich finde im Übrigen Sendungen mit den besten Weinen der Welt genauso gut und richtig wie Sendungen mit Weinen, die gut und günstig sind (wie die Weine des Weinpakets). Die Weinwelt ist so facettenreich und vielfältig und Dein Job ist es, uns diese Welt noch mehr zu erschließen. Und Du machst ihn verdammt gut!
    In diesem Sinne, Prost
    Joachim

  4. Marc hat Recht-Barbara Banke war schrecklich im Vergleich zu Peter Gago.Wenn man so
    uninspiriert und leidenschaftslos solche Weine verkostet und bespricht,hat man keine Lust
    mehr auf sie(ganz egal wie teuer oder billig)Hab sie auch in einem anderen Blog mit anderen Weinen gesehen und fand sie dort genau so gelangweilt und distanziert wie bei WAL.
    Was eigentlich die Frage aufwirft ob diese Promotion Touren wirklich Sinn machen.
    Ist ein bißchen wie bei „Wetten Dass“,wenn die Gäste nur ihr Produkt vermarkten wollen
    ohne auf den Gegenüber einzugehen.
    Peter hat es geschafft einem riesigen Weinkonzern ein Herz und eine Seele einzuhauchen bzw.
    am Leben zu erhalten.Respekt!

  5. Ist nicht meine Preisklasse; meine persönliche Schmerzgrenze für eine Flasche Wein liegt bei maximal 50.- Euro. Nichtsdestotrotz würde ich den großen Grange mal gerne probieren. Muß wirklich ein Erlebnis sein! :-)

  6. Hallo Hendrik,
    Sendung war top. Ich finde auch die meisten anderen Weine von Penfolds sind Supereinsteigerweine, mit denen man sich mit steigender BIN-Zahl hochtrinken kann.
    Grange ist ein absolutes Kultobjekt und man darf ruhig mal ein bißchen sparen. Im Vergleich zu anderen hochpreisigen Weinen ist er, glaube ich, nicht überteuert. Sex in a bottle.

  7. Absolute Edelblend. Es wäre schon sehr hedonistisch einige große Gewächse von Spätburgundern aus Baden, Franken und Pfalz miteinander zu vereinen um hier jährlich einen deutschen Superblend zu erzeugen.

  8. Ich konnte den 1997er Grange vor ein paar Jahren auf der ProWein schon einmal verkosten. Selten habe ich Eleganz und zarte Frucht so wunderschön verpackt in einem Wein gehabt. Hier stimmt Emmotion des Chef-Winemakers, Preis und Branding. Dagegen war Frau Banke ein seelenloser Eiswürfel im Parker Punkte Modus. Habt ihr bemerkt, das Peter nicht einmal irgendein Ranking / Bewertung / Accolade genannt hat? Das ist wahres Understatement!

  9. So macht auch das Thema hochpreisige Weine Spaß. Peter Gago könnte ich stundenlang zuhören, der Mann ist so leidenschaftlich in dem was er macht, genaues Gegenteil der Dame aus dem letzten Video. wahrscheinlich werde ich kaum jemals die Gelegenheit haben den Grange zu verkosten, aber Penfolds hat ja auch schöne Weine die man sich leisten kann. Diese Art von interessanten Gästen ist genau das was ich an Wein am Limit liebe, weiter so Hendrik.

  10. „Das ist wahres Understatement!“

    Das ist vor allem eine klare Aussage dazu was er von „Punkten“ hält. ;) Selbst an Aldi-Aktionsweinen baumeln kleine Kärtchen am Flaschenhals die stolz die Parker-Punkte zitieren. Nachdem ich mich 1x davon habe zum Kauf hinreißen lassen ist der Quatsch für mich gegessen. Auf mich wirken Parker-Punkte als Aufforderung die Finger davon zu lassen.

    Warum soll sich der Produzent eines Weines damit überhaupt schmücken oder sich dessen rühmen? Was mich, wie Nico es schreibt, auch eher überzeugt ist seine Begeisterung die er mir mitteilt. Seine Freude über besonders gelungene Jahrgänge, Weinkreationen oder Produktideen die er entwickelt hat. Davon lasse ich mich gerne anstecken. Das halte ich für eine glaubwürdige Haltung.

  11. Peter Gago ist eine echt coole Socke. Da überlege ich echt meine Cuvee aus Mouverde und Shiraz aus dem Keller zu holen. Ich bin ehrlich gesagt auch einer der Weintrinker, die durch Penfolds zum Weintrinken gekommen sind. Den Koonunga Hill trinke ich immer noch gerne.
    Ich hoffe auch mal den Grange zu trinken. Ich glaube das wäre schon ein Erlebnis.

  12. Ich kann mich den vorigen Kommentaren nur anschließen. Es macht Spaß zuzuschauen und man lernt auf sehr angenehme Art und Weise. Aber sag mal, wozu hast Du eigentlich diesen Behaelter links zu stehen? ;-)

  13. Hallo Hendrik, Glückwunsch zu Sendung und Gast. Barbara Banke kannte ich vorher nicht (auch nicht die Weine). Peter Gago und der BIN 95 sind natürlich eien Begriff. Da kann man schon schwach werden ;-). Schön fand ich, dass du in deiner Beschreibung auch den BIN 389 erwähnt hast, der schon eher in die Geldbörse passt. Wobei ich das Prädikat Baby-Grange noch nicht kannte, für mich war es immer der „Poor-Man’s-Grange“. Aber weiter so…
    Mich würde an dieser Stelle interessieren, wie zufrieden Du selbst mit Folge 60 warst (rein von der Beteiligung). Man hat da ja vorher immer eine bestimmte Erwartungshaltung und will für die Mühe einen Gegenwert erhalten, zumindest immateriell.

    1. Hi Messias, ich bin vor allem mit den Weinen von Barbara zufrieden. Sicher, Ihr Auftritt wirkte im Gegensatz zu Peter Gago kühl und distanziert. Nun, jeder ist anders und manche Menschen sind auch einfach nur scheu (oder sollten diese Form des Auftritts vermeiden). Sie ist seit einem jahr Witwe und das macht das Leben bestimmt nicht schöner. Die Verite Weine sind auf der Höhe der Winzerkunst und deswegen fand ich es auch für mich eine tolle Erfahrung. Ich fand die Debatte auf WaL sehr hilfreich und sie ist Teil meiner Philosophie: ich möchte einen offenen Dialog mit Euch führen, auch mal so. Alles gut!

      1. Hallo Hendrik,
        ich glaube die Frage von Messias ziehlte auf die Beteiligung der interaktiven Weinverkostung ab. Die Antwort würde mich auch interessieren. Gruß Steffen

      2. Dass du bei verteilten 6 Soul Punkten ein Problem mit den Verite Weinen haben könntest kann ich glaube ich ausschließen. Wie SteffenU richtig bemerkte bezog sich meine Frage eigentlich auf die interaktive Verkostung und das erhaltene Feedback.

  14. Herrn Gago durften wir ja bereits in dem früheren Format von Hendrik bewundern und schon damals war es eine der unterhaltsamsten Sendungen überhaupt. Dieses Mal ist es auch nicht anders. Der Mann hat Stil und bringt jene Leidenschaft in den Wein, nach der man immer wieder selber sucht.

  15. #closer
    Begründungen für die Weinauswahl wie: der Preis liegt unterhalb der gesetzlichen Grenze für „Zuwendungen“ oder diese Weine wurden leider bisher leider weniger nachgefragt, verderben mir den Spaß daran nicht unerheblich. Dann sehe ich mir lieber noch mal Witwe Blanke oder Max Schuberts Nachfolger an. Besonders letztgenannter hat mich beeindruckt – positiv. ;)

  16. Ich finde die beiden Beiträge mit Peter Gago und Frau Banke schon recht interessant auch wenn ich diese Weine vermutlich niemals geniessen werde. Mir sind die schon beschriebenen Verhaltensweisen auch aufgefallen. Da kann jeder seine eigenen Schlüsse ziehen.

    Zu Peter Gago und Penfolds, weise ich auf Kapitel 3 Barossa von Stuart Pigotts Buch „Schöne neue Weinwelt“ hin. u.a. im Dezember 2001 hält Peter Gago ein Seminar in London und sagt das „Grange“ regelmäßig sowohl Säure als auch Gerbstoffpulver zugesetzt wurde.

  17. Folgendes scheint eine offizielle Penfolds Webseite zu sein dort heißt es zu ihrem hochgeschätzten und angesehenen Kellermeister Max Schubert:
    http://www.grange.biz/winemaking/philosophy/max-schubert.asp
    „It was fortunate that Max had enough confidence in Grange to persevere. Other Schubert innovations such as the use of plastics, refrigeration, pH control and cold stabilisation of white wines have also had effect on the wider winemaking community.“

    Mehr Details werden dort leider nicht verraten. Ich weiß nicht welche Techniken und Zusätze dort eingesetzt werden.
    Ich vermute in Australien ist bei der Weinherstellung mehr erlaubt als z.B. in Deutschland.

    Erst vor kurzem las ich dazu auf http://weinhier.de

    29 Okt 2012 @ 13:30
    ________________________________________
    Stuart Pigott schreibt : NEUE WEINSKANDAL WEGEN ILLEGALE EINSATZ VON MOSTKONZENTRATION???: die letzte Tage war ich krank und habe daher erst gerade von einer Razzia der hessische Staatsanwaltschaft letzten Freitag (wenn ich korrekt informiert bin) bei SCHLOSS SCHÖNBORN in Hattenheim/Rheingau erfahren. Die Gerüchte sprechen von einer illegale Einsatz von Mostkonzentration, bzw. die flasche Deklarierung von Weinen, aber momentan handelt es nur um einer Ermittelung und viele Gerüchte.

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