Wein am Limit - Hendrik Thoma
05.02.2013 - Folge 84

So muss Wasser schmecken

Weine im Video

Name des Weines Soulfaktor Preisspanne
2011 Sauvignon Blanc
Soulfaktor 4
10-20 EurDetails
2011 Sauvignon Blanc ‚Te Ahu
Soulfaktor 6
30-40 EurDetails

Die Rebsorte Sauvignon Blanc wurde in den 70er Jahren in der Region Marlborough auf der Südinsel Neuseelands angepflanzt. Hier gibt es steinige Böden und ein moderateres Klima als auf der Nordinsel. Eigentlich galt es als zu kühl, doch schnell avancierte der Marlborough Sauvignon zum internationalen Superstar und wichtigsten Exportartikel der Weinwirtschaft. Die Weintrinker der Welt fanden vor allem Gefallen an diesem explosiv-fruchtigen Bukett mit seinem grünen nesselartigen Geschmack. Es war neu und anders als die Sancerre’s oder Pouilly Fumé, ihre französischen Rivalen. Das Weingut Cloudy Bay wurde zum Wegbereiter und in den darauffolgenden Jahren zum festen Bestandteil auf vielen Weinkarten.

Heute ist Marlborough mit 22.000 Hektar mit Abstand die größte Weinregion Neuseelands. Viele Reben sind noch sehr jung und das schnelle Wachstum hat sich für das höhere Preisgefüge in den letzten Jahren eher als nachteilig erwiesen. Mit der kleinen 2012er Ernte dürfte dieser Zustand wieder passé sein.

Trotzdem empfehle ich genau hinzuschauen, auf welchen Stoff man sich von hier einlässt. Viele Sauvignons werden maschinell auf der flachen Ebene des Wairau Rivers mit hohen Erträgen geerntet. Die besten wachsen auf ausgewählten Parzellen, teilweise sogar in Hanglange.

Gordon Ritchie ist der Kellermeister des kleinen Familienweingutes Terra Vin, das zu den Toperzeugern in Marlborough gezählt wird. Das Weingut liegt im Seitental Omaka Valley in der Subzone „Southern Valley’s“. Diese steht im Ruf eine der besten Quellen für Pinot Noir zu sein. Die Trauben für die beiden Sauvignons stammen von eigenen kühleren Weinbergen in Meeresnähe. Der Unterschied zu den vielen ausdruckslosen, meist restsüßen, Sauvignons ist frappierend. Dieser Stoff ist kein Zitronenwasser mit Paprikageschmack, sondern hat die klare Art, die mich so an Kiwi Sauvignon fasziniert: Guave, Holunderblüte, Cassis, Grapefruit, Jalapenos, grüner Apfel und Zitrusfrüchte. Er schmeckt herrlich komplex, nicht zu säurebetont, saftig und ausgewogen. Dass 20 Prozent des Weines im Holzfass ausgebaut wurden, ist nicht zu spüren, verleiht jedoch zusätzliche Komplexität. Mit seinen 13,5 Volt ist dieser Stoff im unteren Bereich (meist liegt er 14,5 Volt +). So glockenklar sollte Wasser schmecken. Knapp bei 5 Soulpunkten.

Der „Te Ahu“ ist ein Lagenwein und bedeutet so viel wie „Der neue Weg“. Damit soll das einzigartige Konzept dieses Weins unterstrichen werden. Er wächst auf einer kleinen Parzelle in Hügellage und wird von Anfang an als „Cru“ behandelt: Niedrige Erträge, Handlese, vergoren im Holzfass und minimalistische Intervention und Ausbau. Ein genial-komplexer Sauvignon Blanc, der mineralisch und nicht zu fruchtbetont rüberkommt. Er hat reife Fruchtaromen, man merkt das Holz unterschwellig, aber vor allem riecht er nach rauchigen Feuersteinen. Sicher kann der „Te Ahu“ ein paar Jahre reifen, aber er ist zurzeit unverschämt lecker zu trinken. Der Alkoholgehalt liegt bei 13 Volt und ist trotzdem satter, bzw. dichter als der Einstiegsstoff von Terra Vin. In dieser Liga gibt es nur ein paar Weine aus Marlborough, die mithalten können. Mehr geht nicht, wenn man diese Stilistik des explosiven Sauvignon Blancs mag.

Die nächste Folge kommt dann aus dem „Eaton Family Vineyard“ von Terra Vin.

PS: Kleiner Versprecher: Neuseeland (35.000 Hektar) hat weniger Weinberge als Österreich (46.000 Hektar) und nicht die Schweiz (15.000 Hektar).

Kommentare

13 Kommentare zu “Folge 84 : So muss Wasser schmecken

  1. Hallo Hendrik,
    also wenn ich bedenke, dass Österreich fast doppelt so viele Einwohner hat wie NZ ist die Anbaufläche gar nicht so klein. Also sind die Kiwis ja schon auf den Export angewiesen.
    Bin schon erstaunt, dass ein Land , in dem es bis 1961 ein Gesetz gab, welches den Weingenuss in Restaurants verbot, solche Fortschritte in vierzig Jahren gemacht haben soll. Dachte immer das Tradition auch eine Rolle spielt. Meine Erlebnisse mit den Kiwi Sauvignon Blancs habe ich ja schon oft genug geschildert. Warum nicht einfach mal ein Vergleich von vier SBs, aus vier Ländern, mit dem selben Preisniveau. Würde hier NZ, Frankreich, Deutschland und Österreich vorschlagen. z.B.Knipser für D und Gross für Ö. Machen wir es endgültig aus ( 4. Probepaket). Django und Waltz lassen grüssen.

  2. Ich hatte bisher nur Kontakt zu den Kiwis über den Greywacke Sauvignon Blanc „Wild Sauvignon“ den du ja einige Sendungen zuvor bereits vorgestellt hattest und so begeistert warst. Ich muss zugeben das ich diese Begeisterung durchaus teilen konnte. Mich hat einfach diese überragende Frische und Gradlinigkeit voll überzeugt.
    Mein „Wunschzettel“ wird mit „Te Ahu“ um eine Position reicher :-)

    Cheers
    Marc

  3. PN im Vergleich NZ und F könnte aber schon teuer werden. Aber okay. Nur mein Vorschlag sollte eigentlich dahin gehen, einen direkten Vergleich zu bringen, was bekomme ich z.Bsp. für 12,– EUR die Flasche. Hier würde D absolut nicht schlecht ausschauen. Der SB von Knipser ist
    nämlich absolute Klasse. Keine Fruchtbombe. Auch der von Gross (steirische Klassik) ist ein eher eleganter Wein. Die steirischen Dolly Buster SBs sind in einer anderen Preiskategorie. Frankreich wird schwer mit diesem Preis mithalten können und NZ zu diesem Preis ist ja in den Berichten vorgestellt worden. Bei den vier Ländern wären eben die drei für den SB-Anbau bekanntesten dabei.
    Ein Gag wäre es auch eine gute Scheurebe in den Vergleich einzubauen. Habe vor einigen Tagen die Scheureben von Müller Catoir, Vollmer und Wittmann probiert. Ist meiner Meinung nach auch die für den Anbau in Deutschland interessantere Rebsorte. Autochtone Exotik.

    1. Pfeffingen Ungstein Scheurebe Spätlese € 11,00 € hab ich letztes Jahr mal probiert, Flasche wurde und wurde nicht leer – immer ein Zeichen dafür, dass der Wein mir nicht schmeckt. Dabei ist das bestimmt ein guter, komisch.

      Und hier mal ein französischer Discounter-SB den ich geradezu „gesoffen“ habe – zack, Flasche leer: [http://www.vivino.com/wine/comt-tolosan-colombard-sauvignon-2011.html] Als ich danach dann wieder beim Discounter Mosel-Riesling landete – etwa gleiche Preislage [http://www.lidl.de/de/Weisswein/Riesling-Mosel-QbA-aus-der-Steillage-Alte-Rebe-Weisswein-2011] war es ein Gefühl wie „nach Hause kommen“ was den Riesling-Genuss, den fruchtig-frischen Geschmack anging. Kein Wunder dass der ausverkauft ist!

      Nun mag man die Nase rümpfen und sich über die Billigheimer lustig machen, ich nicht, ich trinke die tatsächlich mit Genuss und hab Spaß daran. :-)

      1. Einen französischen Discounter PN hab ich zwar noch nicht entdeckt, aber der hier ist ein heller wie PN transparent durchscheinend im Glas stehender Rotwein der ebenfalls leicht daher kommt und mir Spaß gemacht hat.
        [http://www.discounter-archiv.de/de/archiv/ALDI-Nord/2010-02-01/2008er-Chateau-Saint-Benezet-Costieres-de-Nimes-AOC/553746/]

    2. Apropos, PN aus F könnte teurer werden – nein, zur Verkostung reicht auch eine halbe Flasche, es muss keine 0,75 Liter Flasche sein. Hab mir soeben auf gut Glück eine halbe Flasche Lignier-Michelot Chambolle Musigny 2007 1/2
      bestellt. Milchmädchenrechnung? Finde ich nicht, günstiger kann ich den Wein nicht probieren, oder? Dafür werden tragbare 12,50 EUR aufgerufen. Bin gespannt. :-)

      1. Naja, es ging Praterralle imo um vergleichbare Angebote. Und eine 0,75 Fl zu 12 € ist eben nicht vergleichbar mit einer 0,375 Fl zu 12 €, auch wenn der Preis gleich ist.

      2. Ja, das verstehe ich schon. Die genannte ½ Flasche hab ich auch zwischenzeitlich erhalten und an 2 Tagen verkostet. Ist trinkbar, wahrscheinlich liegt die „Delikatesse“ des burgundischen Pinot Noir in seiner Unauffälligkeit was irgendwelche hervorstechenden Aromen angeht. Ich fand den Wein langweilig, nichts reizt mich den noch mal zu kaufen.

        Hab es doch lieber etwas kräftiger mit mehr Tannin und mehr Frucht, das hat Frankreich ja auch zu bieten, es muss ja nun nicht
        das andere Extrem sein, irgendwas aus dem Bordeaux das vor lauter Holz und Aromenfülle kaum noch trinkbar ist. ;-)

        Mir hat der freundliche Preis der ½ Flasche zumindest Lust gemacht den Wein überhaupt mal kennen zu lernen. Es kann mir einer viel vorschwärmen, ob und wie der Wein mir dann selber schmeckt weiß ich nicht. „Himbeerfruchtiges Präzisionsgeschoss“ schwärmte Hendrik von/über einen NZ-Pinot – sehr witzig – lustiger Vergleich. Klingt wirklich gut, macht mich auch neugierig – na ja – mal abwarten was im nächsten WaL-Weinpaket für gute Sachen stecken, vielleicht ja auch ein NZ-PN-Geschoss?

  4. Auch wenn das Weinduell bis jetzt nur auf FB stattzufinden scheint; möchte ich an dieser Stelle zu der Idee gratulieren. Auf die Verkostungen bin ich sehr gespannt!
    hemlock

    1. Ja, da bin ich auch schon sehr drauf gespannt. Vor allem ob es zu einem Dialog über die von den Gästen mitgebrachten Weine kommt. Wäre langweilig wenn es nur ein hastiges Durchprobieren und kommentieren im Telegrammstil bleibt. Andererseits wenn jeder Gast tatsächlich 3 Weine mitbringt, wie soll dann die Menge an Weinen gewürdigt werden? ;-)

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