Wein am Limit - Hendrik Thoma
23.03.2013 - Folge 96

Osmanischer Vino

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Weine im Video

Name des Weines Soulfaktor Preisspanne
2010 Öküzgözü „Pendore“
Kavaklidere,
Soulfaktor 4
10-20 Eur
2010 Selendi-Merlot, Cabernet Sauvignon, Shiraz, Cabernet Franc
Akon Öngör, Akhisar
Soulfaktor 4
10-20 Eur
2010 Syrah „Centum“
Sevilen, Güney-Denilzli
Soulfaktor 5
10-20 Eur

Liebe WaLinauten,

für eine weitere WaL Folge bleibe ich vorerst in östlichen Gefilden. Dieses Mal geht es um die vielbeachtete Türkei, die sich qualitativ immer bemerkbarer macht. Obwohl sie über eine riesige Weinbaufläche von 565.000 Hektar verfügt, ist sie nur ein kleiner Player im internationalen Weingeschäft. Weniger als 5% der Trauben davon werden zu Wein verarbeitet. Der Rest wird als Tafeltrauben verkauft. Nur ein Bruchteil der Weine wird exportiert. Die extrem hohen Steuern belasten den lokalen Verkauf und machen Wein zu einem unerschwinglichen Luxusprodukt für Normalverdiener.

Allerdings ist die kleine türkische Weinszene sehr lebhaft, vital und stolz. Besonders Istanbul hat sich in den letzten Jahren zunehmend für das Thema Wein geöffnet. Es gibt schon ein paar Weinbars, Fachgeschäfte und sogar Weinschulen. Alles noch in den Kinderschuhen, aber immerhin.

Der erste Wein der heutigen Runde ist ein Wein aus der lokalen Rebsorte Öküzgözü, was übersetzt so viel wie „Ochsenauge“ heißt. Die großen Beeren werden auch gerne als Tafeltrauben gegessen. Der „Pendore Öküzgözü“ von Kavaklidere, der größten Kellerei des Landes, ist ein klasse Stoff. Saftig, fruchtig, würzig und mit einem satten weichen Geschmack. Kein feiner, aber ein authentischer Stoff. Die Türken haben viele autochthone Rebsorten und sind gut beraten, diese auch international stärker zu spielen. Allein des USPs wegen. Das „Ochsenauge“ ist eine Traube, die man sich auf alle Fälle merken sollte.

Das Weingut Selendi in Akhisar ist ein kleines Boutiqueweingut nördlich von Izmir, das ein warmes mediterranes Klima genießt. Akon Öngör steckt viel Leidenschaft in sein Vorzeigeweingut und hat sich önologische Hilfe aus Frankreich und Italien geholt. Stilistisch gesehen hat mir der Stoff zuviel vom „Holzaffen“, aber es steckt eine wunderbare intensive Frucht in ihm. Spannend ist auch die „BDX Blend“ im Zusammenspiel mit Syrah. Trotz der 14,5 ° Volt ist er frisch und gut zu trinken. Das ist im Übrigen eine Eigenschaft, die viele türkische Weine haben. Sie sind trotz des warmen Klimas mit einer überraschend, knackigen Festigkeit ausgestattet.

Der Syrah „Centum“ von der Kellerei Sevilen zeigt das Potential, welches die Türkei hat, insbesondere mit dem Syrah. Die Reben wachsen auf dem Hochplateau von Güney-Denizli nördlich von Izmir. Ein klasse Stoff mit tiefdunkler Farbe und einem fleischigen Charakter. Er hat die typische Syrahnase, die nach dunklen Beeren, Veilchen und Lakritz duftet. Der „Centum“ ist sehr fest und weniger verspielt als die Australier und nicht ganz so straff wie die Franzosen. Eine Bereicherung für die Weinwelt ist er allemal.

Ich kann mir vorstellen, dass die Türken künftig erste große internationale Erfolge und Bewertungen mit dieser Rebsorte feiern werden. Sie zeigt ein Reisenpotential und fühlt sich hier ziemlich wohl.

Wer von Euch auf die ProWein 2013 in Düsseldorf geht, der kann mich zu einer „Masterclass“ am Stand von Wines of Turkey in Halle 6.1 F08 (Falstaff Stand), Montag 25.3. und Dienstag um 13.00 bis 13.45 Uhr besuchen.

Ich freue mich auf Euch,

Euer Hendrik

Kommentare

26 Kommentare zu “Folge 96 : Osmanischer Vino

  1. Hallo, die Weine der „Orients“ sind völliges Neuland für mich. Der Centum klingt für mich ein bisschen nach Südafrika,Paarl /Stellenbosch? Oder ist das was ganz anderes? Gibt es deutsche Bezugsquellen?

  2. Hallo zusammen,

    ich denke die wenigen Kommentare rühren auch daher, dass sich der ein oder andere (und dazu zähle ich mich selbst), der sich mit Wein noch nicht so unglaublich gut auskennt und noch keine 20000 Flaschen von jedem Punkt der Erde getrunken hat zuerst einmal mit den Weinen aus Europa beschäftigt und dann später über geht um neue Weinregionen für sich zu entdecken. Natürlich haben auch Weine aus den Randregionen des Weinbaus ihre Berechtigung.

    Grüße
    Marc

    1. Mir geht’s da ähnlich wie Marc – ich habe bisher keinerlei Erfahrung mit Weinen aus Libanon oder Türkei, daher schwierig für mich dazu Kommentare abzugeben. Aber wir sind schon dabei Hendrik :-).

      Und wenn wir gerade bei den weniger gängigen Weinländern sind möchte ich mal wieder an das Thema Slowenien erinnern – wäre echt mal wert in einer WaL-Folge behandelt zu werden.

    2. @m_arcon: Sehe ich auch so. Wozu BDX-Kopien aus dem Libanon? Wenn ich mich richtig erinnere war weit vorher schon eine Folge aus dem Bordelaise selbst abgemacht worden.

      [https://weinamlimit.de/2012/12/21/73-folge-2-deluxe-weinpaket-im-livestream/]
      Stefan Paeffgen schreibt:
      21. Dezember 2012 um 21:26
      OK Hendrik, damit bekommst Du nun Deine persönliche formelle Einladung hierher. Ausreden werden nicht akzeptiert. Ist ja nur ein Katzensprung von Hamburg hierher.

  3. Hi, ja die letzten Folgen aus Fernost waren echt spannend aber auch für mich komplettes Neuland. Das Thema wird sicher weiter in den Focus rücken und dann gibts hoffentlich auch mehr Bezugsquellen hier in Deutschland. Für die hier vorgestellten Weine habe ich keinen Dealer gefunden, auch Google konnte da nicht wirklich helfen. Bin für Hinweise dankbar! Wäre vielleicht auch mal ein Thema für eine Onlineverkostung. Und zum Thema Pro-Wein: dachte die Messe ist nur für Fachbesucher (Händler, Winzer, etc..) und nicht für „normale“ Weinliebhaber? Würde mich auch hier über einen kleinen Beitrag freuen. Ansonsten bis 28.03. zum WaL Paket Nr.4
    Grüße aus dem Saarland
    Pierre

  4. Hallo Hendrik,
    also das mit den Kommentaren könnte auch daran liegen, dass bestimmte Regionen für viele einfach nicht interessant sind. Bei manchen Sendungen überschlagen sich die Kommentare, bei anderen nicht. Vielleicht ließe sich daraus ja auch ein gewisser Trend ableiten. Ausserdem hat man eine ganze Zeit lang keine Reaktion von Dir auf Kommentare erhalten.
    Ich find es etwas schade, das die lokalen, innovativen Dinge so selten vorgestellt werden. Hatte vor zwei Wochen die Möglichkeit auf dem Randersackerer Weinfrühling die 2012er von 13 Winzern zu probieren, in absolut entspannter Atmosphäre und ohne den Druck einer Mammutveranstaltung. Alte Bekannte, die man auf einen Schwatz trifft und die für ein Feedback dankbar waren. Echte Überraschungen mit Top-Spätburgundern für kleines Geld. Ich finde eine echte Rotweinrevolution tut sich derzeit in Deutschland und es wird reichlich wenig darüber berichtet. Manche Regionen, wie Saale-Unstrut oder Mittelrhein, kommen überhaupt nicht in den einschlägigen Medien vor. Obwohl aus diesen ebenfalls Ausnahmewinzer kommen.

    1. Das sehe ich genauso. Jedoch lebt Hendrik wahrscheinlich vom Verlassen der ausgetreten Pfade. Ich nehme an, die Nische bezahlt auch entsprechend dafür, dass sie hier vorgestellt wird!
      Das die Türkei so einen kleinen Anteil nur exportiert, liegt wahrscheinlich schlichtweg daran, dass kein Mensch ihre Weine hier in Mitteleuropa braucht. Auch in Indien habe ich bemerkenswerte inländische Rotweine aus von internationalen Trauben getrunken, würde mir den Wein aber niemals hier in D. kaufen. Wenn Du deine Reise gen Osten weiter ausdehnst, Hendrik, dann landest du ja vielleicht bald in India ;o)
      Randersacker wäre mir da persönlich jedoch viel lieber…
      Salute!

      1. Apropos „Wein aus Indien“
        [http://www.captaincork.com/Weinleute/in-indien-machen-wir-alles-m%C3%B6glich?Seite=2]
        In den Leserzuschriften gibt es ein paar sehr appetitlich klingende Empfehlungen zu passenden Weinen die indische Spezialitäten aus der Küche idealer weise begleiten.

  5. Hallo Hendrik,
    vielen Dank für die Folgen über Libanon und Türkei. Definitiv Wein am Limit und für mich eine Horizonterweiterung. Vielleicht kaufe ich mal welche, wenn sich die Möglichkeit ergibt.

    Meine „Randerfahrung“ war bis jetzt nur Marokko. Dort habe ich in den Restaurants einfach mal die verschiedenen Weine probiert. Das Essen war immer sehr gut. Die Weine haben mir jedoch nicht so gefallen.

    VG Yeah!

    1. Bei den Weinen aus Marokko kommt es sicher auch auf die eingesetzte Kellertechnik an. Das wirkt von Fall zu Fall mehr oder minder beeindruckend wie diese 2 virtuellen Rundgänge durch 2 marokkanische Chateaus zeigen:

  6. Zweifellos gibt es im Libanon und in der Türkei auch hervorragende Weine, aber irgendwie ist der Funke bei mir nicht so richtig übergesprungen. Insbesondere bei den Libanon-Folgen ging das vielen anderen anscheinend auch so. Vielleicht wird es irgendwann auch einfach zu unübersichtlich, wenn immer noch ein Weinland und noch eine Rebsorte dazu kommen. Meine Highlights in dieser Folge: „Vanillesauce“ (schöner Versprecher!) und „Cola-Geschmack“!

  7. Ich kann natürlich nicht sagen, warum die letzten Folgen nur spärlich kommentiert wurden, würde mich aber der schon geschriebenen Meinung anschließen. Die Weine sind fast allen unbekannt und es ist damit schwer eine Meinung abzugeben. Ich persönlich kenne die Weine auch nicht und ich benötige sie auch nicht. Es gibt genug in der eigenen Umgebung zu entdecken. Das hat im Übrigen nichts mit der Qualität des Weins zu tun, sie wecken nur nicht mein Interesse. Chinesische Süßweine werden sicher auch keine Kommentarflut hervorrufen. Man kann anhand der Quantität des Mitmachens aber ganz gut erkennen, welche Art von Videos die WaLinauten sehen, welche Weine sie diskutieren und schmecken wollen. Back to the roots.

  8. ZDF-Mediathek: Messe Pro-Wein, Düsseldorf

    [http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1869734/Messe-ProWein-Weine-aus-aller-Welt#/beitrag/video/1869734/Messe-ProWein-Weine-aus-aller-Welt]

    Sehr viele interessante Informationen mit Power und Schwung im Stil einer Werbe-Verkaufs-Show. Infotainment rund um Wein aus Fern- und Nah-Ost. Und da ist er – Hendrik Thoma! ;o)

  9. Hallo Hendrik,

    ich lebe seit einem Jahr in Istanbul und habe mich sehr über deinen Beitrag gefreut. Leider ist Wein hier wirklich teuer. Ich habe bis jetzt allerdings viele tolle Überraschungen erlebt und freue mich jedes Mal aufs Neue, wenn nach dem Entkorken wieder ein tolle neue Aromenwelt ins Glas fließt.

    Bisher haben mich vor allem die Sevilen Weine überzeugen können. Aber auch Kavaklidere hat tolle Weine im Angebot. Hast du noch andere Tipps in Sachen Türkei nach denen man einmal Ausschau halten sollte?

    Von den Beeka Weinen hatte ich das erste mal in dem Buch von Kienzle (1001 Nacht) gelesen. Ich werde die Augen offen halten und hoffe, dass ich vielleicht hier mal eine Flasche finde.

    Beste Grüße,

    Raoul

  10. Also ich finde solche Folgen (trotz des leicht werblichen Charakters) immer noch sehr spannend und eine gelungene Abwechslung zu den ausgetretenen Pfaden. Am Ende macht es m.E. die Mischung und die stimmt einfach.

    Mit den Blends hast Du übrigens durchaus recht, selbes Phänomen beobachte ich auch verstärkt in Griechenland. Insbesondere die Paarung einheimischer Rebsorten wie Limnio mit klassischen Franzosen wie Cabernet ergibt wirklich interessante Wein. Überhaupt ist die griechische Weinwelt unglaublich vielfältig und allgemein auf einem sehr hohen Qualitätsniveau. Ein Land für das ich mir hier auch einmal mehr Resonanz wünschen würde….

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