Liebe Walinauten,
Rüdiger Ewerth, ursprünglich ein Hamburger Jung, ist vor einigen Jahren auf die kanarischen Inseln umgesiedelt. Auf der kleinen Vulkan-Insel La Palma keltert er authentische und atemberaubende Weine, die ziemlich einzigartig in der Weinwelt sind. Letzte Woche war er auf Stippvisite in seiner alten Heimat und hat uns im WaL-HQ überrascht.
Eigentlich wollte Rüdiger nur ein paar Probeflaschen von La Palma nach Hamburg schicken. Als er feststellte, dass die Logistikkosten teurer sind als ein Flug nach Hamburg, setzte er sich kurzerhand selber in den Flieger, um seine Flaschen persönlich bei uns abzuliefern. Kurz nach seiner Ankunft haben wir ihn für ein Interview mit Verkostung verhaftet.
Was fasziniert den Exil-Hamburger an der Insel La Palma so sehr, dass es ihn vor vielen Jahren dort hin verschlagen hat? Das Klima, die Liebe und natürlich der einzigartige Weinbau. Interessanterweise konnten sich aufgrund der isolierten Lage im Atlantik einige autochthone Rebsorten etablieren, die auf dem spanischen Festland kaum noch existieren. So baut Rüdiger unter anderem Listan Blanco an, der auf dem spanischen Festland unter dem Synonym Palomino angebaut wird, aber nach Jahren der Abgeschiedenheit nur noch wenig mit seinem Bruder vom Festland gemein hat.
Was ist das Besondere an Azul Perdido?
Auf der grün bewaldeten Kanareninsel La Palma befindet sich das Garagenweingut Azul Perdido (verlorenes Blau) von Rüdiger Ewerth, der mit seiner Familie bereits seit einigen Jahrzehnten auf der Insel lebt. Während seiner Zeit an der Mosel, wurde er vom Weinbazillus befallen und kümmert sich seither liebevoll um seine Weinberge in der neuen Wahlheimat. Er verwendet keine Herbizide, sondern nur Orangenöl, Ziegenmolke, minimal Schwefel und zur Düngung kommt ausschließlich Ziegenmist aus lokaler Haltung zum Einsatz.
Das Klima auf La Palma ist gleichzeitig von krassen Passatwinden und Hitzewellen geprägt, die es den lokalen Winzern schwer machen und die Ursache für stark reduzierte Ernten sind. Geologisch gesehen ist dieses noch sehr unberührte Eiland das jüngste der Kanarengruppe, denn Vulkanausbrüche sind nicht allzu lange her. Der letzte fand im September 2021 im Westen der Insel statt. Der Vulkan auf dem Gebirgszug Cumbre Vieja fing an Lava zu spucken und vergrub ganze Landstriche der kleinen Insel. Die Auswirkungen sind heute noch zu spüren.
Es ist ein faszinierendes, vor allem hartes Unterfangen, der Natur mit ihren rauen Bedingungen ein paar Früchte abzuringen. Dafür sind die Ergebnisse im Glas atemberaubend, vor allem pur. Die alten über den Boden kriechenden Reben, die teilweise in großer Höhe bis zu 1500 Meter über dem Meer wachsen, sind wurzelecht und der Weinanbau funktioniert bei Rüdiger ausschließlich in Handarbeit.
Die charaktervollen Inselweine sind weit weg von eindimensionalen Touri-Weinen, die man auf den Kanaren häufig findet. Wir sind froh, dass es jedes Jahr ein paar seiner Weine zu uns nach Deutschland schaffen.
Auf mehr Kanaren-Spaß im Glas,
Hendrik, Bianca & das WaL-Team