Wein am Limit - Hendrik Thoma
29.06.2015 - Folge 223

Die blauen Franken

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Weine im Video

Name des Weines Soulfaktor Preisspanne
2013 Blaufränkisch „Wiesenbronn“
Weingut Roth, Franken
Soulfaktor 3.5
0-10 Eur
2012 Blaufränkisch Heller Berg „G“
Weingut Roth, Franken
Soulfaktor 4.5
10-20 Eur

Die Gemeinde Wiesenbronn ist eine Rotweinenklave an den Hängen des Steigerwalds, dem östlichsten Teil Frankens. Hier keltert Gerhard Roth seit 1974 Weine nach biologischem Anbau. Er ist kein Dogmatiker und sicherlich auch kein weltfremder Winzer, sondern eher ein nüchternder Pragmatiker. Wenn man ihm zuhört, sollte man die Ohren spitzen. Das ist kein Halbwissen, sondern echte Erfahrung. Heute wird das Weingut von seiner Tochter Nicole und ihm in die nächste Dekade geführt.

In den 70igern gab es kaum Winzer in Deutschland, die sich mit dem biologischen Anbau auseinandergesetzt haben. Gerhard galt als Fremdling in einer Welt, die sich damals (und auch noch heute) mehr Gedanken über Öchslegrade und hohe Erträge Gedanken machte. Er war seiner Zeit weit voraus, denn erst in den 90igern nahm die „Bio-Bewegung“ an Fahrt auf. Gerhard Roth hat Bio aus Überzeugung und nicht aus Mode gemacht.

Heute gehört der „Old Pro“ zu den Granden im Weinanbaugebiet Franken. Sein damaliges Prinzip des biologischen Anbaus ist heute aktueller denn je. Er liebt Weine mit Frische und Trinkfluss. Seine Weinberge sehen gesund aus und haben nun das nötige Alter, um große Weine daraus zu keltern.

Das er bereits in den 80iger Jahren Rebstöcke der Sorte Blaufränkisch -mitgebracht von einem Trip aus dem Burgenland – anpflanzte, zeigt seine visionäre Haltung und Innovationsgeist. Das brachte ihm viele Probleme und in den ersten Jahren legte ihm die deutsche Bürokratie einige Steine in den Weg. Zumindest wurde sein Blaufränkisch als Versuchsanlage durchgewunken.

Diese Sorte, in Deutschland Lemberger genannt, ist in der allgemeinen Wahrnehmung ein Mauerblümchen und in Franken ist Gerhard höchstwahrscheinlich der einzige Winzer, der einen Wein mit Format aus Ihr keltert. Die meisten deutschen Lemberger schmecken zu holzig, zu fett, zu tanninreich und lassen das würzig-pfeffrige Spiel dieser eleganten Sorte kaum zu.

Dabei sind die mit kühler Luft durchdrungenen Weinberge am Steigerwald ideal für diese spätreifende Sorte. Der 2013er Blaufränkisch „Wiesenbronn“ ist einer der besten Rotweine Deutschlands dieser Preiskategorie, der mir jemals auf die Geschmackspapillen gespült wurde. Pfeffrig, würzig, mit einem angenehmen Sauerkirscharoma verzaubert er durch seinen köstlichen Trinkfluss. Natürlich ist er in fränkischer Manier knochentrocken und in einer wunderbaren Balance. Ein großartiger „Vin de Soif“ und perfekter Alltagswein!

Der 2012er Blaufränkisch „Heller Berg G“ ist ein Klassiker. In dieser Top-Lage des Hauses mit seinen Keuperböden befinden sich die ältesten Reben aus den 80iger Jahren. Der spontanvergorene Wein wird 2 Jahre in neuen und gebrauchten Barriques gereift. Für mich gehört er zu den besten 3 Blaufränkisch, die mir aus Deutschland je auf die Zunge gekommen sind. Das Holz ist perfekt eingebunden in die Pfeffernase, mit seinem pflaumig-würzigen Duft. Kein lauter Wein, sondern ein anmutiger Klassiker, mit saftiger Frische. Ein Stoff, der mit den großen burgenländischen Klassikern auf Augenhöhe ist. Ein Leuchtturm in einem Meer aus Tristesse und eine Bereicherung für die deutsche Weinszene. Wer ihn nicht trinkt, ist selbst schuld.

Kommentare

11 Kommentare zu “Folge 223 Wein am Limit – Die blauen Franken

  1. Super Empfehlung! Da ja der BF auch zu meinen roten Lieblingssorten zählt, ich aber mit dem Lemberger-Stil dieser Rebsorte meist nicht zurecht komme, bin ich für jeden Hinweis dankbar, der diesbezüglich auch mein fränkisches Herz (im Exil) befriedigt…

  2. Sehr schön! Kommt gleich mal auf die Verkostungs Liste.
    Wieviel kostet der „G“ +/-?
    Ton passt auch super, die Säge hat man kaum gehört.
    Grüße :)

  3. Danke für diese Folge über „Blaufränkisch“. Zu unrecht unterschätzt .Für solche Weine muss öfter eine Lanze gebrochen werden. Darüber hinaus ein sehr sympathisches Winzerduo.

  4. Freut mich riesig zu hören, dass sich die Weine unserer Region nicht zu verstecken brauchen. Ich habe die Weine zusammen mit einem Freund auf der VDP Messe in Nürnberg verkostet. Auch für uns ein echtes Highlight.
    Am vergangenen Sonntag waren wir dann auf „gut Glück“ bei den Roth’s vor Ort. Nur leider standen wir -wie bei den meisten Weingütern an einem Sonntag in Franken- vor verschlossenen Türen. Macht ja nix, wir kommen nächste Woche wieder. Um uns dann etwas zu trösten, saßen wir im Anschluss bei ca.40 Grad im „Julius Echter Berg“ und tranken ein kühles Gläschen „Küüwee“ von meinem Freund Philipp.

  5. Super Enddeckung mein lieber Hendrik.Habe gerade beide Weine bestellt ! Bin sehr gespannt,den aus Deutschland,kenne ich bisher nur die Blaufränkisch von ST. ANTONY und die finde ich schon klasse.

  6. Ich war letztes Jahr im Weingut. Die Weine sind alle super! Da war ich mit sicherheit nicht das letzte Mal. Richtig geil sind neben den beiden Blaufränkisch auch die Spätburgunder.

Menu