Wein am Limit - Hendrik Thoma
14.08.2016 - Folge 270

Betreutes Trinken mit Hendrik und Theodora

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Weine im Video

Name des Weines Soulfaktor Preisspanne
2015 Theodora
Soulfaktor 4
10-20 EurDetails

Liebe Walinlauten,

ich bin kein Fan davon anderen vorzuschreiben, wie sie einen Wein zu trinken haben oder genießen sollen. Geschmack ist etwas sehr subjektives. Doch heute möchte ich Euch an die Hand nehmen, um diesen Wein besser zu verstehen und am Ende auch einen Lustgewinn haben.

Das, was die Weine von Gut Oggau am Neusiedlersee auszeichnet, ist ihre individuelle Art, aber auch die Kompromisslosigkeit mit der Stephi und Eduard Tscheppe ihre Weinfamilie keltern. Man muß diese naturbelassene Art auch wollen und nicht davon ausgehen, daß der Reiz darin liegt ein genormter Standard zu sein. Das ist bei vielen Weinen heute der Fall, aber sicher nicht bei Gut Oggau. Erst kommt der Markt, seine Nachfrage, dann das Produkt. Das diktiert den Winzern häufig in die Arbeit. Man kann nicht immer dieselbe Dosierung an Holz, Extraktion oder Reifezeit voraussetzen, sondern muß sich den Gegebenheiten anpassen und den Charakter beibehalten. Einige Weingüter, wie die legendäre Bodega Lopez de Heredia in Rioja, warten 20 Jahre und mehr bevor sie einen Wein für gut befinden und freigeben. Das Weingut Candialle in der Toskana kam erst mit den 2009 auf den Markt, um jetzt aktuell erst die 2008er zu verkaufen. Der Jahrgang hat einfach länger gebraucht. Das ist für mich Luxus, zugegeben nicht immer nötig, aber das Produkt und der Genuss bleibt der Star. Häufig höre ich nur: „Das verstehen die Leute nicht!“ Der Kunde wird anscheinend nicht immer wertgeschätzt. Das halte ich für falsch. Immer mehr Weintrinker haben keine Lust mehr auf (vor)genormte Ware, sondern suchen bewusst die Eigenständigkeit. Nicht aus Protest, sondern weil sie die Abwechslung und Qualität schätzen.

Im Jahr 2015 sind einige Partien für die Theodora, trotz langer Gärung, nicht komplett durchgegoren, sondern hatten 3-4 Restzucker. Da auf Gut Oggau kein Schwefel zum Wein hinzugefügt wird, besteht die Gefahr einer Nachgärung auf der Flasche. Denn es könnte passieren, das Hefe und Zucker nochmals aufeinandertreffen und fleissig Kohlensäure produzieren. Somit hat sich das Paar entschlossen die kecke Theodora in diesem Jahr mit einem Kronenkorken zu verschließen. Eine tolle Idee, wie ich finde. Denn sollte wirklich etwas passieren, dann hat man wie bei einem Petillant Naturell (Pet Nat) alle Komponenten für eine lange Lagerung (Hefe & Kohlensäure) auf der Flasche.

Die beste Erklärung für diese ungewöhnliche 2015er Theodora hat Eduard Tscheppe selbst gegeben:

„Wie schon geschrieben haben wir Theodora heuer in eine Sektflasche gegeben, damit der Wein bei einer eventuellen und auch erwünschten Nachgärung in der Flasche bleibt. Vereinzelt haben wir schon Flaschen entdeckt, die zum Moussieren begonnen haben. Hier empfiehlt es sich unbedingt, wie auch am Rückenetikett angeführt, zu dekantieren.Der Wein kippt durch den Aufbau der Hefe in eine Reduktion, die im ersten Moment beim direkten Öffnen manche irritieren mag. Mit Luft erholt sich das dann aber schnell. Für uns ist diese Reduktion ein wichtiges Zeichen für die Energie und Spannkraft des Weines, auch ohne Schwefelzusatz wird Theodora ein sehr langes Leben in der Flasche beschert sein.“

Und genau so ist. Nach der ersten Füllkrankheit erholt sich die Theodora immer mehr und benötigt etwas Luft in der Karaffe (mindestens 1 Stunde, aber besser einen Tag). Eine köstliche Grüner Veltliner/Welschriesling Komposition mit einem ungehemmten Trinkfluss, der uns am besten aus einem nicht zu großen Glas und bei ca 10-12° C schmeckt.

Schön, daß es sie endlich wieder gibt, und im Jahr 2015 ganz anders ist. Die großartige Qualität und die freche Art, sind geblieben. Es gibt also doch einen Standard auf Gut Oggau…

Viele Grüße,

 

Hendrik & Bianca, Dagmar & Sebastian

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