Wein am Limit - Hendrik Thoma
28.08.2016 - Folge 272

Wie bewerte ich die Farbe eines Rotweins?

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Nach dem großen Interesse an der letzten Folge „Wie bewerte ich die Farbe eines Weißweines?“ versuche ich in dieser Ausgabe den Rotweinfarben auf den Grund zu gehen. Zugegeben auch hier ist das schwierig die gesamte Palette darzustellen. Die Vielfalt ist umwerfend, allerdings lassen sich einige Dinge wie Klima, Rebsorte oder Ausbau (z.B. Filtration) mit etwas Gespür ablesen.

Da sich die wertvollen Farbpigmente in der Traubenhaut befinden, müßen diese über eine Extraktionsprozess herausgelöst werden. Es ist ein bißchen wie bei der Teezeremonie, die Gärtemperatur (Maischeerhitzung oder Kaltmazeration vorher?), das Verhältnis von Flüssigkeit zur Maische, die Qualität der Trauben, Zusatzstoffe um die Farbe zu stabilisieren, die Häufigkeit und Art des Untertauchens des Maischehutes und natürlich die Länge der Mazeration sind wesentliche Faktoren. Wer schon mal ein feinen japanischen Grüntee gebrüht hat, wird verstehen was ich meine.

Selbst farbarme Rotweintrauben lassen sich mit entsprechend intensiver Auslegung dunkel „machen“. Das wiederum geht auf Kosten des Gesamteindrucks. Denn es werden über die Maischegärung nicht nur Farbstoffe, sondern auch Gerbstoffe gelöst. Ein heikler Prozess der viel Erfahrung vom Winzer erfordert, um an die richtige Balance zu kommen. Ein zu lange gebrühter Tee ist ein „nachhaltiges“ unangenehmes  Erlebnis.

Die vielleicht wichtigste Faustformel lautet: „Rotweine verlieren durch zunehmende Reife und Oxydation ihre Farbe!“ In der Entwicklung erscheinen erst orangene, dann bräunliche Reflexe. Die Farbe wird am Rand wässrig und irgendwann am Ende seiner Laufbahn verabschiedet sich der Wein mit einer bräunlich modrigen Farbe. Aber auch hier hat es schon das ein oder andere Wunder gegeben.

In der Jugend finden sich mehr lila farbende Reflexe wieder. Natürlich sind auch hier Herkunft und Rebsorte in Betracht zu ziehen. Denn ein Pinot Noir mit einer schwarzroten Farbe ist selten, bei einem Shiraz oder Cabernet Sauvignon bekommt man so ein Ergebnis eher.

Nichts ist überbewerteter als Farbe, wenn sie nicht im Gesamtkontext bewertet wird. Trotzdem ist die Farbe des Weines ein wichtiges Indiz, um eine Idee über seine Herkunft, Ausbau und Qualität zu treffen. Dieses kleine Video soll Euch zu Anregung dienen, mehr nicht.

Weiterhin gilt, nur mit Erfahrung kommt man weiter.

In diesem Sinne mehr Spaß im Glas,

 

Hendrik & Sebastian

 

Kommentare

4 Kommentare zu “Folge 272 – Wie bewerte ich die Farbe eines Rotweins?

  1. Die Geschichte mit dem Professor kenne ich übrigens aus einem Buch, welches bereits in den frühen 50ern erschienen ist…

    Bei den Roten sind meiner Meinung nach die Aussagen, die man aufgrund der Farbe treffen kann, in der Regel eindeutiger als beim Weißwein. Jedenfalls habe ich selbst bei dieser Farbe viel weniger Ausnahmen von der Regel gefunden…

  2. Solche Lernvideos sind immer interessant.
    Erwähnenwert wäre auch noch, dass die Farbe in der 100er Punkte Skala eine Rolle spielt.
    Es war lange Zeit nicht möglich dass ein Pinot Noir beim Robert Parker 100 Punkte bekam, aufgrund seiner Farbintensität.

    Am besten sah man die Farbunterschiede im Glas dort, wo der Stiel ansetzt. (im Video)

  3. hallo hendrik , hallo sebastian,

    schön, wie auch die weissweinfarbprobe… nur als kleine idee, ein sauberes licht und das jeweilige glas
    zum vergleich nicht wegzuschütten wäre schön gewesen – (hat sebastian nach dem video auch ein paar gläser zu trinken) :-)
    übrigens witztig wie der weissabgleich flippt (bei min. 10.00) aber es geht ja nur um farben ..
    gerade für die „weinneulinge“ wär´s doch schön den direkten vergleich nebeneinander zu sehn.
    aber genug gemault :-) schöne folge trotzdem – und du wolltest ja rückmeldung.

    nix für ungut und liebe grüsse
    auch und vor allem an die mädels !
    harald

  4. Ich persönlich musste mich an manche Farbe auch erst gewöhnen. So konnte ich zu Beginn meiner Wein-Entdeckungsreise mit Pinots gar nichts anfangen und war immer auf der Jagt nach den ganz dunklen Weinen. Momentan, nachdem ich mich durch die Champions League der deutschen Spätburgunder getrunken habe gibt es für mich wenig schöneres als einen ehrlichen, leicht trüben Spätburgunder, der erst durch seine Farbe, dann durch die Nase und abschließend am Gaumen überzeugt.

    Schönes Video mit Leidenschaft und Witz. Mehr davon!!

    Liebe Grüße – Michl

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