Wein am Limit - Hendrik Thoma
14.06.2014 - Folge 179

WM Brasilien

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Weine im Video

Name des Weines Soulfaktor Preisspanne
2014 Casa Valduga 130 Brut „Método Tradicional“
Vale dos Vinhedos,
Soulfaktor 4
10-20 Eur
2012 ViniBrasil Rio Sol Rosé
Vale de Sao Francisco,
Soulfaktor
10-20 Eur

Liebe WALinauten,

Besuch aus London von Jan Konetzki der seit 4 Jahren Chef Sommelier beim weltberühmten „Chef“ Gordon Ramsay in der Royal Hospital Road ist. Mit Jan verbindet mich eine lange Bekanntschaft und ich bin stolz seine Ausbildung im Hotel Louis C. Jacob mit begleitet zu haben. Er ist ein aussichtsreicher Kandidat für den Master Sommelier und hat sich in einem Wettbewerb den Titel „Sommelier des Jahres“ gesichert. Châpeau! Eine passionierte Weinseele durch und durch!

Seit einiger Zeit ist der ehrgeizige Jan, Gastgeber auf der Interseite und App „winemeister“. Hier testet er Weine von ausgesuchten Fachhändlern und Supermärkten, aber auch vom Discounter. Ziel ist es, den Kunden mit Hilfe der App, Orientierung am Regal zu bieten. Dafür testet Jan im Jahr viele tausend Weine. Den Link zum „Winemeister“ findet Ihr weiter unten.

Da zufällig ein „Freebie Paket“ mit brasilianischen Weinen bei mir auf dem Tisch stand, verkosten Jan und ich aus gegebenem Anlass den Stoff des WM Gastgeberlandes. Ich muss gestehen, dass ich nur wenig über die Weinregionen dort weiß. Es ist das drittgrößte Anbauland Südamerikas, mit ca. 100.000 Hektar Anbaufläche (ungefähr soviel wie Deutschland, Südafrika oder Bordeaux). Die Hälfte der Weinberge befindet sich im Vale dos Vinhedos ganz im Süden des Landes. Hier ist das Klima gemäßigt und wir sind weit vom feuchtwarmen Äquatorklima entfernt. Die Böden bestehen aus Basalt und sind teilweise kalkig. Gute Vorraussetzungen für qualitativen Weinbau, da es auch einige hochgelegene Weingärten gibt. Bei mir waren die brasilianischen Tropfen lange unter „international ohne Eigenständigkeit“ abgebucht. Die Schaumweine hatten schon immer einen guten Ruf. Deswegen waren wir auch entsprechend neugierig auf unseren ersten Wein.

Der Schaumwein Casa Valduga 130 aus der Serra Gaucha, einer Subzone des Vale dos Vinhedos, ist eine Blend von 70% Chardonnay und 30% Pinot Noir, die auf 650 Meter über NN wachsen. Er wurde 36 Monate nach der klassischen Methode auf der Hefe gelagert und hat eine intensiv leuchtende, quittengelbe Farbe mit grünen Reflexen. Im Duft ist er eher fruchtig mit einem Potpourri von exotischen Früchten und hat eine nervöse, aber auch schön cremige Perlage im nicht ganz trockenen Geschmack. Der Casa Valduga hat nicht das nussige Champagneraroma, sondern eher ein fruchtiges Sektaroma. Das aber auf hohem Niveau. Ein sehr guter Schaumwein.

Der RioSol Rosé ist ein leckerer Alltagstoff mit einer dezent-blassen, eleganten Altrosé Farbe. Er ist ein Blend aus der portugiesischen Touriga Nacional und der französischen Syrahtraube. Er hat eine ansprechende rote Beerenfrucht und wirkt technisch gemacht. Es ist keiner von diesen Dropslutschern die man überall eingeschenkt bekommt, sondern seriös, sauber, klar und sehr gut zu trinken. Perfekt zum Fussballabend.

Der dunkelfarbende Tannat von Pizzato ist kein Publikumsliebling mit seinem ledrig-animalisch-würzigem Duft. Ein Wein für Kenner, die herbe Weine schätzen. Im Geschmack ist er kernig, tanninbetont und robust. Ein rauhbeiniger Rotwein zu schweren Fleischgerichten, wie man sie in der Urheimat dieser Rebsorte –dem Südwesten Frankreichs- genießt.

Der 2008er Merlot/Cabernet „Lote 43“ gilt als einer der besten Weine des Landes. Die Familie Miolo ist schon seit einigen Generationen hier und ursprünglich italienischer Abstammung, so wie die meisten der Winzer in Brasilien (und auch in Argentinien und Uruguay). Im Bukett erinnert er an eine Mischung aus Bordeaux und Napa Valley mit reifen Fruchtaromen, Zedernholz und Vanille. Ein dichter Rotwein, mit weichen Tanninen und einem runden Geschmack. Er liegt irgendwo im Bereich zwischen 4-5 Soulpunkten, mit deutlicher Tendenz nach oben. Ein Top Stoff zum Steak.

Wir wünschen Euch eine spannende WM. Und macht Euch ruhig mal einen Brasilianer auf! Zumindest bei diesen vier Weinen lohnt es sich.

Für die WM gilt die alte Regel: „Im Sieg verdient man sie, in der Niederlage braucht man sie!“

Habt einfach mehr Spaß im Glas,

Euer
Hendrik

Kommentare

8 Kommentare zu “Folge 179 : WM Brasilien

  1. Coole „Wein-Unterhaltung“ – bitte weiter machen. Hat mich allerdings nicht animiert einen der Weine verkosten zu wollen.
    Mich würde ein Vergleich einer Rebsorte über mehere Herkunftsgebiete interessieren z.B. Riesling Deutschland /Rheinhessen , Australien, USA etc… oder Shiraz/Syrah Frankreich, Australien, Neuseeland, Südafrika und Deutschland.

  2. Spannende Unterhaltung.
    Ich dachte die Brasilianer haben diese immense Importsteuer um die eigenen Weine im Land zu halten und so für die Einwohner interessanter zu machen.
    Zu Jans Frage: Mit Wein kam ich erst durch meine Hofa-Ausbildung in Kontakt und lernte somit auch das Genießen von Wein, verstärkt wurde das Ganze noch durch meine anschließende Tätigkeit als Juniorsommelier.
    Lg Micha

  3. Mal wieder eine Folge, die über den Tellerrand hinausschaut :-) Die ich in dieser Hinsicht eher kurzsichtig bin, wird Brasilien vorerst nicht zur unbedingten ToDo-Liste hinzugefügt.
    Beüglich der Frage deines coolen Gastes möchte ich sagen, dass ich zum Wein über die Verwandtschaft aus dem Elsass gekommen bin. Der Wein dort schmeckte irgendwie besser als der hiesige Supermarktstoff. Die Gegend tat ihr Übriges. Über das Elsass (Weiß) habe ich mich dann viel mit Deutschland beschäftigt, bin dann zum Burgund gekommen (zu zeitig,da bin ich noch nicht reif gewesen), Bordeaux und Restfrankreich und wieder zum Burgund. Deutschland und Frankreich stellen weiterhin den überwiegende Teil meiner Verkostungen dar. Weitere Regionen immer nur mal angeschnitten. Dabei Versuche ich in neue Gebiete schon im gehobenen Segment einzusteigen, weil ich nicht will, dass die Region wegen eines schwachen Erzeugers von Beginn an ausscheidet.

  4. Hendrik scheint sich in der englischen Spitzengastronomie nicht besonders gut auszukennen. Denn sonst wüsste er, dass nicht Gordon Ramsay (drei Sterne), sondern Jamie Oliver (Fernsehkoch / null Sterne) als „Naked Chef“ berühmt geworden ist. Das ist ungefähr so als würde man in Deutschland Lichter mit Lafer verwechseln. Oder Tim Mälzer mit Tim Raue.

  5. Ich finde es beim Zuschauen anstrengend, wenn eine Frage gestellt wird, der Gast aber schon beim Luftholen für seine Antwort schon wieder unterbrochen wird. ADHS: Aufmerksamkeit, die Hendrik schuldet… ;-)
    Noch ein Vorschlag: vielleicht eine Flasche weniger oder ein paar Minuten mehr. Und lass den Junior ruhig über die „reduktive Note“ reden. Ich find’s gut, wenn man bei WaL auch fachsprachliche Fortbildung mitnimmt. :-)

  6. Um die Frage zu beantworten:
    Erst im zarten Alter von 28 Jahren (das ist jetzt schon eine Zeit her) habe ich überhaupt das erste Wein-Aha-Erlebnis gehabt. Bis dahin war alles „bäh“.
    Es war eine Sylvesterfeier, bei der zu fortgeschrittener Stunde das Bier alle war und ich deshalb auf Wein umsteigen mußte. Günstigerweise waren wohl die für die Gäste gedachten Weine auch schon alle weg, weshalb ich einen Barolo ins Glas bekam und ich war baff erstaunt, wie Wein schmecken kann.
    Seither bin ich stetig unterwegs um die Weine in zwei Kategorien einzuteilen:
    Gut und Schlecht
    (oder „schmeckt“ und „schmeckt nicht“)

Menu