Liebe Walinauten,
in der neuen Folge von Wein am Limit haben wir einen passionierten, weinverückten Sommelier aus Wien zu Gast. André Drechsel vom Restaurant Tian liebt elegante, feine Weine, besonders die aus dem Ribeira Sacra in Galizien. Durch einen Zufall war er in Hamburg und deswegen haben wir ihn für die 378. WaL Folge vor die Kamera gezerrt.
Gibt es einen Unterschied zwischen Trousseau und Bastarda?
Nein, denn genetisch gesehen handelt es sich um die selbe Sorte von der es weltweit nur ca. 3400 Hektar (Stand 2009) gibt. In Portugals Douro Tal und auf der Insel Madeira heißt sie Bastardo und im spanischen Galizien wird sie Merenzao genannt. So 100% einig sind sich die Gelehrten aber nicht. Wie immer gibt es in der europäischen Weinwelt noch einige weitere Synonyme oder Mutationen wie z.B. Gros Cabernet oder Malvoisie Noire. Man findet sie selten in Südafrika, Oregon, Kalifornien, Argentinien und sogar der Schweiz.
In ihrer Urheimat Jura (seit 1732 bekannt), dort vor allem in der Gemeinde Arbois, war ihre Fläche jahrelang im Rückgang, nicht zuletzt weil man dem Pinot Noir den Vorzug einräumt. Jetzt erfährt sie eine kleine Renaissance, sogar vermehrt als reinsortige Variante, da sie eigentlich nur in der Blend vorkam. Trotzdem bleibt sie mit 5%, der sowieso schon kleinen Anbaufläche des Jura ein Zwerg. In Nordspanien hingegen, war sie schon früh als Einzelgänger bekannt und hat sich bestens an das Klima angepasst. Leider strafft sie aufgrund ihre natürlichen Eigenschaften den Winzer häufig mit Minierträgen. Es braucht also Produzenten mit Courage.
Wie schmeckt diese Sorte?
Die dunkelfarbige, säurearme Sorte kann ohne weiteres hohe Alkoholgrade erreichen und entwickelt ein würziges Bukett, das an Walderdbeeren, Himbeeren, Waldboden, Veilchen und getrocknete Kräuter erinnert. Auch das Tannin ist präsent und mit Vorsicht zu genießen, wenn es zu stark aus den Beerenhäuten mazeriert wurde. Wir mögen lieber die eleganten nicht überextrahierten Exemplare. Dann erinnert sie etwas und je nach Herkunft an Grenache, ironischerweise auch an Pinot Noir/Gamay und manchmal, aufgrund ihrer Erdigkeit und Würze, an Cabernet Franc. Vor allem die Langlebigkeit ist erstaunlich und im Jura ist es zwar selten, aber möglich gut gealterte Trousseau von 20+ Jahren ins Glas bekommen.
Welche drei Weine sind im Paket?
Unser Paket gibt einen sehr guten Einblick in diese Sorte. Wobei der Fokus für uns auf Finesse und Eleganz liegt. Als Schwergewicht sehen wir diese Sorte nicht, eher als Aperitif (leicht gekühlt bei 14-16°C) oder als kongenialen Speisebegleiter für experimentierfreudige Zeitgenossen. Man könnte sie auch für einen kräftigen Rosé halten, insbesondere die kalifornische Variante von Arnot-Roberts. Der Bastarda von den Fedellos de Couto ist von einer großartigen Duftigkeit und schwer zu toppen, auch die kühle mineralische Note macht ihrer steinigen Herkunft alle Ehre. Der würzig kraftvolle Klassiker aus dem Jura, der 2016 Trousseau, ist das Debut von Château d’Arlay und Schwergewicht in diesem Paket mit über 13,5 Alk.. Das Projekt für eine reinsortige Trousseau wurde in 2005 begonnen und nun fühlt sich Cômte Alain de Laguiche soweit das Ergebnis zu präsentieren..
Auf die Vielfalt der Weinwelt und mehr Spaß im Glas,
Hendrik & das WaL Team
Trousseau ist schon eine spannende Sorte! Interessantester und auch freakigster Wein davon war für mich bisher der „le Ginglet“ von Philippe Bornard. Könnt ihr sagen, welcher der drei Weine meiner „Referenz“ am nächsten kommt? Könnte gemäß eurem Gespräch fast der Ami sein…
Moin, Moin, etwas besonderes sind sie alle drei. Der Trousseau von Arnot-Roberts geht etwas in Richtung Gamay. Viele Grüße, Hendrik
Ihr habt die Möwe abgeschossen!