Weine im Video
Name des Weines | Soulfaktor | Preisspanne | |
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2011 “La Pola” Dominio de Bibei ,Ribeira Sacra | ![]() | 10-20 Eur | |
2008 Tres Patas „Old Mountain Garnachas“ ,Mentrida | ![]() | 10-20 Eur |
Liebe Walinauten,
wie der ein oder andere von Euch vielleicht mitbekommt, bin ich zurzeit viel in der Weinwelt unterwegs. Neulich habe ich am Flughafen von Madrid einen Shop mit wirklich interessanten Weinen entdeckt. Nicht den langweiligen Mainstream, der einem teuer als „Duty Free“ verkauft wird, sondern ein Sortiment mit ausgefallenen spanischen Weinen. Die meisten Einkäufer verlassen sich heute lieber auf gesetzte Marken die sich problemlos vom Regal aus verkaufen. Hier war das erfrischend anders.
Als erstes hat mich der „La Pola“ von der Dominio Bibei aus dem galizischen Ribeira Sacra, das heißt soviel wie „Heilige Uferbänke“, angesprochen. Dieses Weingut wird von Sara Perez und ihrem Vater René Babier (Clos Mogador) aus dem Priorat beraten. Da Ribeira Sacra winzige 1200 Hektar groß ist, von denen so gut wie nichts exportiert wird, kennt es kaum jemand.
Das besondere an dieser Region sind hochgelegene, teilweise sehr alte Terrassenanlagen mit Schieferboden. Vor allem die rote Menciatraube ist in diesem teilweise atlantisch beeinflussten Klima eine spannende Rebsorte, die viel Frische und Würze entwickelt. Die Weißweine von Dominio Bibei kannte ich bisher noch nicht und somit war mein Interesse geweckt. Der „La Pola“ wird aus 6-100 Jahre alten hochgelegenen Weingärten der Rebsorten Godello, Albarino und Dona Blanca behutsam in gebrauchten 500 und 1200 Liter Fässern ausgebaut.
Die satte strohgelbe Farbe deutet auf hohe Reife, doch der Alkohol ist mit 13 Volt für so ein warmes Weinanbaugebiet moderat. Ein köstlicher Wein mit einer extrem kargen steinigen Note. Der Stoff ist knochentrocken und hat viel Substanz. Wenn man bedenkt, wie uniform und langweilig viele technische gemachte Weißweine aus Spanien schmecken, ist dieser Stoff eine wahre Pracht im Glas. Der „La Pola“ hat intensive Steinobstnoten und duftet fein ohne den störenden „Holzaffen“. Leider war er in der Verkostung etwas kühl und ich glaube, er gehört in eine Karaffe umgefüllt und bei 10-14° Celsius getrunken. Sicherlich ist dieser Stoff bei den besten, auf alle Fälle bei den interessantesten Weißweinen Iberiens zu suchen. Die Viskosität und Feinheit sucht ihresgleichen.
Auf den roten „Old Wine Garnacha“ aus Mentrida war ich auch sehr neugierig. Die hochgelegene Region an der Peripherie von La Mancha, dem größten Anbaugebiet der Welt, war mir bis dato unbekannt. Das Anbaugebiet liegt südlich von La Mancha in der Provinz Toledo und ist für seine kargen, steinigen Böden bekannt.
In Mentrida ist die hitzebeständige Rebsorte Garnacha, die hier in Buschform wächst, die Nummer 1 und es gibt viele alte Weingärten. Ich mag die feine, süßlich betörende Frucht von der Garnacha (in Frankreich Grenache) die mich manchmal an Erdbeeren, Marschmellows und gekochte Kirschen, sogar an Weinnachtsgewürz, erinnert. Die mediterrane Variante riecht auch häufig nach Pfirsich und Orangenzeste.
Leider ist die Garnacha sehr dünnschalig, bzw. empfindlich und nach oxydiert beim Verarbeitungsprozess. Bei diesem Wein fehlte mir die verspielte Art dieser weit verbreiteten Rebsorte. Am Gaumen waren hitzestressgeprägte Gerbstoffe zu spüren die Trockenheit vermitteln. Es fehlte mir der runde ausgewogene Geschmack, den ich bei der Garnacha so schätze. Ich würde den “Tres Patas” zwar zu einem rustikalem Essen empfehlen, aber als Solist fehlt mir der Spannungsbogen und am Ende auch die Tiefe. Ein gut gemachter Wein mit Soul, der etwas Luft braucht damit er besser wird.
Spanien hat auf alle Fälle mehr zu bieten als Ribera del Duero, Rioja und Co.. Dieses Land hat eine enorme Wandlung und Rückbesinnung zu durchlaufen. Es wird Zeit, dass das hierzulande die Verbraucher auch endlich mal merken.
viele Grüße,
Euer Hendrik