Wein am Limit - Hendrik Thoma
19.03.2013 - Folge 95

Les Winescheichs

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Weine im Video

Name des Weines Soulfaktor Preisspanne
2008 Pinot Noir
St. Thomas, Bekaa
Soulfaktor 4
10-20 Eur
2008 Château St. Thomas
St. Thomas, Bekaa
Soulfaktor 5
10-20 Eur

Liebe WaLinauten,

es geht weiter aus dem Libanon mit dem kompetenten Blogger und Buchautor Michael Karam als Guide durch die libanesische Weinwelt. Dieses Mal sind wir im Zentrum des libanesischen Weinbaus, dem Bekaa Tal. Hier stehen über 90% (von insgesamt 2000 Hektar) der Reben, die auf ca. 900 bis 1400 Meter über dem Meeresspiegel angepflanzt sind. Das Klima ist kontinentaler Prägung mit superheißen Tagen von bis zu 50 ° C im Sommer und im Gegensatz dazu kühlen Nächten und Winden aus den angrenzenden Bergketten. Der Unterschied zwischen Tages- und Nachtemperatur kann bis zu 20 Grad Celsius betragen.

Die Rotweine von hier können massive Tannine haben und verfügen über ein unfassbares Reifepotential. Manche sind förmlich unbeweglich und man hat den Eindruck, dass sie sich kaum verändern. Die Kunst ihrer Vinifikation liegt in meinen Augen darin, die massiven Tannine nicht zu überextrahieren. Die Natur hier ist schroff und nicht großzügig in den Erträgen: im Schnitt weit unter 30 Hektoliter pro Hektar.

Das Weingut Château St. Thomas, der Familie Touma liegt im Herzen des Bekaa Tals. Die 20 Hektar Weinberge befinden sich alle in Hanglage und eine weitere Besonderheit ist der Felsenkeller mit konstanter Kühlung. Said-Assad Touma keltert gemeinsam mit seinem Sohn Joe-Assad den einzigen Pinot Noir des Libanons. Ich muss gestehen, ich war etwas verblüfft, denn ich erwartete einen langweiligen gekochten Wein. Für diese Rebsorte ist es hier einfach zu heiß, aber ich wurde eines besseren belehrt. Der Weingarten befindet sich auf 1200 Meter Höhe und wird nicht zu heiß. Ein bisher ungekannter, aber schöner Ausdruck des empfindlichen Pinots mit einem exotischen Duftspiel. Ein Erlebnis mit einem festen und würzigen, aber nicht marmeladigen Ausdruck. Einfach nur anders, aber auf seine Art faszinierend.

Für mich war DER Wein der Verkostung der 2000er Château St. Thomas. Eine im Holzfass ausgebaute Blend aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah, die im Libanon nicht ungewöhnlich ist. Ein orientalisch balsamischer Duftriese, der Geruchsorgien von Datteln, Feigen und Basargewürzen im Glas verbreitet. Am Gaumen ist er satt und voll entwickelt, ohne die häufig anzutreffenden Wahnsinnstannine. Ein Steakhouseklassiker, den ich gerne mal zum runterspülen eines US-Prime Steaks ausprobieren möchte. Als Alternative würde ich ihn zu einem Tajine mit Lamm und Kreuzkümmel wünschen. Ein großartiger Stoff, der mir richtig viel Spaß gemacht hat. Der „Holzaffe“ ist in ihm auch nicht zu finden, sondern schön in die Frucht integriert. Ein volles, sattes Weinerlebnis das sich zu suchen lohnt. Der Orient lässt grüßen.

Wer von euch auf die ProWein 2013 in Düsseldorf geht, der kann mich zu einer „Masterclass“ am Stand von Wines of Lebanon in Halle 2 D12, Montag 25.3. um 15.00 Uhr besuchen. An allen Tagen werden euch darüber hinaus Michael Karam und der Maitre des Münchener ** Sterne Restaurants Tantris, Rakhsan Zhouleh, euch in die Geheimnisse des libanesischen Weines einführen.

Ich freue mich auf euch,

euer Hendrik

Kommentare

6 Kommentare zu “Folge 95 : Les Winescheichs

  1. Hallo Hendrik, Pinot aus dem Libanon würde mich ja sehr interessieren, Wird wohl schwer das bei uns in der Schweiz zu bekommen. Hatte schon Chateau Musar aus dem Libanon, was ja mehr ein Bordeaux Blend ist, aber unseren ganzen Weinclub begeistert hat.

    Mehr Pinot im Glas
    Pascal

  2. Hallo,
    Weinkultur vom Feinsten, ich hatte das Glück schon vor recht langer Zeit einige libanesische Weine verkosten (und trinken) zu können und war damals von der Qualität begeistert. Mitlerweile bekommt man sie in Deutschland auch recht gut (zumindest online). Hinzu kommt das die libanesische Küche ein absoluter Hammer ist (für mich mit die beste der Welt). Es loht sich also gleich beides zu probieren und irgendwie habe ich da jetzt auch richtig Lust drauf…
    Cheers
    Steffen

  3. Diesen „Pinot weit weg“ muss ich mir natürlich beschaffen :-)! Hört sich sehr interessant an!
    Aus Israel hatte ich schon einige und nicht wenige von denen konnten erstaunlicherweise mit ihrer Frische und klaren Frucht überraschen.

    Gruss

    Chris

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