Liebe Walinauten,
der stete Tropfen höhlt den Stein! Wenn man überlegt, dass vor 20 Jahren niemand auf der internationalen Bühne und den großen Verkostungsportalen die portugiesischen Weine – geschweige denn autochthone Reben – der Weltspitze zugeordnet hat, dann wurde das Rad ein ziemliches Stück weitergedreht.
Mit diesem Newsletter feiern wir ein sympathisches, weltoffenes Paar und einen Wein, der zu den besten seiner Kategorie zählt. Es gibt bisher drei Jahrgänge vom Missao und mit dem aktuellen 2017er scheint das Eis gebrochen. Die Aufmerksamkeit ist endlich da und das ist gut so.
Als wir den 2015er bei einem Besuch im Bairrada erstmals tranken, waren wir von den Socken. So einen feinen, eleganten und trotzdem dichten Wein – das muss kein Widerspruch sein – hatten wir bis dato aus dieser Region noch nicht verkosten dürfen. Der Missao wird gekeltert aus einer 0,6 Hektar kleinen Einzellage, die mit 130-160 Jahre alten wurzelechten Baga-Reben bepflanzt ist. Diese stehen auf Kalkboden und müssen sich einerseits mit dem kühlen maritimen Klima, andererseits mit gelegentlichen Hitzewellen auseinandersetzen. Das Bairrada, so ziemlich in der Mitte von Portugal in Atlantiknähe gelegen, gehört zu den herausforderndsten Terroirs des Landes. Genau aus diesem Grund entstehen an dieser Stelle große Weine.
Die Auszeichnung, die den 2017er Missao zu den 100 Entdeckungen des Jahres von Dr. Mark Squires von Robertparker.com zählt, ist ein Meilenstein in der jungen Geschichte des Weinguts. 2020/2021 ist trotz der ganzen Misere auf der Welt ein besonderes Jahr für Filipa Pato und William Wouters. Man soll die Feste feiern, wie sie fallen.
Wie schmeckt der große Stoff?
Ein großer Wein schmeckt immer groß! Dieses Bonmot aus der Weinwelt gilt auch für den 2017er Nossa Missao, der aus einem ungewöhnlich warmen Jahr stammt. Den alten Reben machen solche klimatischen Kapriolen nichts aus, vorerst. Trotzdem hat der Missao moderate 12,5° Alk. Sicherlich hilft dabei die biodynamische Arbeitsweise und das Vergären mit Stielen und Stängeln. Der Wein duftet ätherisch, elegant und zeitlos. Normalerweise sind die „Bairradas“ jung schwer zu genießen, aber lassen erahnen, dass die Zukunft noch einiges zu bieten hat. Doch wenn man unbedingt möchte, dann darf man die Zunge und Nase in diesen Wein schon mal eintauchen. Er steht erst am Anfang eines langen Lebens, denn Weine aus der Baga-Traube sind berühmt für ihre Langlebigkeit.
Wer sind Filipa Pato & William Wouters?
Das bodenständige belgisch-portugiesische Ehepaar ist durch und durch vom Weinbazillus besessen. Filipas Vater Luis Pato – einer der großen Pioniere – fing nach der Nelkenrevolution an, dem lusitanischen Wein mit seiner Unbeirrbarkeit neues Leben einzuhauchen. Filipa selbst ist ausgebildete Chemikerin (!) und hat einige internationale Stationen im Weinbau hinter sich. Sie gilt in ihrer Heimat als die fürsorgliche Patronin alter Reben und ist seit einigen Jahren dabei, auf biodynamische Bewirtschaftung umzustellen.
William, ein begnadeter Koch, großartiger Gastgeber und Antwerpener Ex-Gastronom, ist der amtierende Präsident der Internationalen Sommeliervereinigung. Mit seiner Weinbar Pazzo setzte er Maßstäbe und als „Partner in Crime“ inspiriert er Filipa, sich mit der gesamten Weinwelt auseinanderzusetzen. Ihre Weine sind gastronomisch, aber anspruchsvoll ohne kompliziert zu sein, regional und trotzdem weltgewandt. Weine ohne Make-up, voller Esprit und Lebensfreude. Ganz so, wie die beiden selbst.
Wir wünschen Euch mehr ungeschminkten Spaß im Glas,
Hendrik, Bianca & das WaL-Team
