Liebe Walinauten,
heute wollen wir uns mal ganz einem Projekt im Süden Spaniens widmen. Den köstlichen, nach Feuerstein und Mandeln duftenden, Weinen aus Jerez, die unfitriert aka „en rama“ abgefüllt werden.
Auf den weißen, kalkhaltigen Albarizaböden rund um Jerez de la Fonterra, Cadiz und Sanlucar de Barrameda wächst die Palominotraube. Im Wechselbad von heißen und feuchten Winden entsteht ausschließlich hier, mit Ausnahme des französischen Jura, ein besonderer Hefestamm namens Flor. Dieses geschmacksgebende Element verleiht vor allem den Manzanilla und Fino Sherrys ihr untrügliches Aroma. Da der Sherry vor allem ein wertvoller Exportartikel war und ist, wurde er ursprünglich für den langen Seeweg haltbar gemacht, indem man ihn mit Branntwein verstärkte, bzw. fortifizierte.
Wie schmeckt Sherry ohne dieses Verfahren?
Wahrscheinlich so, wie der Urwein dieser Region, nur mit deutlich weniger Alkohol. Denn der Flor bildet sich natürlich auch in den Grundweinen. Genau das wollte der aus dem galizischen Bierzo stammende Winzer Mario Rovira wissen, und startete sein Experiment namens „Tosca Cerrada“. Fasziniert vom Terroir und der traditionsreichen Geschichte wurde er Partner der kleinen Bodega Delgado Zuleta aus Jerez. Er selektiert Partien und Einzelfässer aus deren Pago de Balbaina. Sein Fokus liegt auf den unterschiedlichen Albarizaböden, die den Charakter der Weine prägen. Das Terroir klar herauszuarbeiten, ist dem Wesen des großen Bruders Sherry fremd und sicher ein weiterer Aspekt zur Unterscheidung. Denn im Solera-System gehen die individuellen Eigenschaften zugunsten eines generischen Typus verloren.
Der Boden macht die Musik!
Die etwas gräulich-gefärbte und weniger kalkhaltige, vor allem sehr feste Variante des Bodens namens „Tosca Cerrada“ bedeckt 80% des Gebietes. Diesem Boden sagt man nach, dass besonders runde, gut strukturierte und elegante Weine auf ihm entstehen. Der organische Anbau der Reben und die minimale Verwendung von Schwefel ist für Marios -ironischerweise als Landweine eingestuften Gewächse- obligatorisch. Das Ergebnis ist einzigartig und fantastisch. Mit dieser Finesse und Delikatesse bringt dieser Sherry-Urtyp eine ganze andere Wahrnehmung mit, als das bisher Bekannte.
Ich wünsche Euch mehr Fino-Spaß im Glas
Eurer Hendrik