Liebe Walinauten,
fast jeder, der sich für Essen und Trinken interessiert, kennt den schillernden Bäcker Jochen Gaues, der einst von Hannover aus sein Brot in die besten Restaurants Deutschlands verschickte. Schlagzeilen machten seine Lieferungen im Ferrari an den Bundespräsidenten a. D. Horst Köhler, die von der Presse als dekadent abgestraft wurden. Willkommen in der genussfeindlichen Zone. Aber auch zahlreiche Hollywoodstars und die Deutsche Nationalmannschaft von 2006 feierten sein Brot. Vor kurzem hat er am Hamburger Lehmweg sein Geschäft „Der echte Gaues“ eröffnet und die Leute stehen Schlange davor.
Der qualitative und geschmackliche Unterschied zu seinem voran gegangenen Engagement ist enorm. Es scheint so, als ob der Friese zu seiner alten Bestform findet. Seine Brotkreationen und Rezepturen behält er lange bei, ändert wenig und verlässt sich auf beste Zutaten und keine Zusätze, lange Standzeiten für den Teig und einen sehr heißen Ofen. Salz- und Röstaromen sind sein offenes Geheimnis, um sein Qualitätslevel zu erreichen, doch sicher auch eine gehörige Portion Leidenschaft. Denn schon seit der 9. Klasse wollte der aus einer Akademikerfamilie stammende Jochen Gaues Bäcker werden.
Sein kapriolenhaftes Leben hat ihm einige Spitznamen eingebracht: Champagner-Jochen, Ferrari-Jochen, Pleite-Jochen und Doktor-Jochen. Egal wie, wir schätzen ihn für seine großartige Leistung, wenn es um erstklassiges Brot geht. Ein sympathischer Entertainer vor dem Herrn, der für Brot allererster Güte steht.
Welches Brot und welche Weine gab es?
Ich habe versucht dazwischen zu kommen, aber es war nicht ganz einfach. Jochen ist eben ein Exzentriker und hat einiges zu erzählen. Seine drei Klassiker „Sylter“ (den Namen hat er von Herbert Seckler aus der Sansibar mitgenommen), sein deftiges „Kohl-Speck-Brot“, das er auf einem Trip mit dem bekannten Koch Christian Lohse bei einer alten elsässischen Bäckerin kennengelernt hat, und sein herrliches nach schwarzen Oliven und Anis duftendes „Ox-Brot“.
Auf das Brot wurde das leicht flockige australische Murray-River-Salz gestreut, Thise Biobutter aus Dänemark und Delice de Chêvre aus Frankreich und dazu die köstlichen in Öl marinierten 2018er Sardines au Citrone von der traditionellen bretonischen Manufaktur Quiberonnaise (gibt’s bei Dinses Culinarium).
Wie hat es denn geschmeckt?
Brot, Wein und ein paar Schmankerln, mehr braucht es nicht. Der superelegante 2017er Chardonnay Verve von Ocean Eight, vor den Toren Melbournes auf der Mornington Peninsula angebaut, ist mehr für Jochens Frau Betty geeignet. Er braucht mehr Holz, Reife und Alkohol im Wein, dieser limonenhaft duftende Stoff ist (m)eine Offenbarung zu geröstetem Sylter Weißbrot mit salziger Thise Butter.
Auch die zweite Kombi mit dem herbwild-duftigen Bastion de la Luna von der galizischen Atlantikküste mit der bretonischen Jahrgangssardine auf Kohl-Speck-Brot konnte Körpertrinker Jochen nur bedingt abholen. Egal, somit bleibt mehr für uns und die beste Waffe gegen fettige Speisen sind nun mal würzige, kernige Rotweine.
Immerhin, mit dem letzten Wein des Trios haben wir unseren kritischen Gast überzeugt. Der 2016er Syrah „Les Collines“ von Gramcery Cellars aus Washington ist eine Offenbarung. Obwohl er nur 12,5 Alc. auf die Mostwaage bringt, hat der Stoff eine intensive Dichte und kompakte Frucht. Gewürze, Veilchen und schwarze Oliven und einen lang anhaltenden ausgewogenen Geschmack. Dazu das köstlich aromatische Ox-Brot von Jochen mit einem cremigen milden Ziegenkäse von unserer Nachbarin Andrea (Käse, Wein & mehr). Leider hatten wir nicht das fruchtige, herbe Olivenöl von Montecarrubo zur Hand, damit wäre es perfekt gewesen, aber wir waren auch so dem Genusshimmel sehr nah an diesem Vormittag .
Wir wünschen Euch unterhaltsamen Spaß im Glas,
Eurer Hendrik & das WaL Team
Die Weine aus dem Video
![]() | DAS "ECHTE JOCHEN GAUES"-PAKET Wein am Limit | 99.00 € | Details | |
![]() | 2017 Verve Chardonnay Ocean Eight, Mornington Peninsula | 34.90 € | Details | |
![]() | 2017 Bastion de La Luna Bodegas y Viñedos Forjas del Salnés, Rías Baixas | 16.90 € | Details | |
![]() | 2016 SYRAH „LES COLLINES“ Gramercy Cellars, Washington | 55.00 € | Details |
Hallo Hendrik, viele Grüße aus der Isolationshaft in Gütersloh. Die benachbarten Kreise sollte man meiden: Vorige Woche sah ein älterer Bielefelder dort mein GT-Kennzeichen:“Aus Gütersloh! Was willst Du denn hier? Kannst da verrecken!“….
Ich kenne das Gaues -Brot ganz gut, weil ich Weinfreunde in Hannover habe, die es immer gekauft hatten, wenn ich dort war.
Ich selbst finde die Kruste oft viel zu schwarz, das Innere habe ich mehrfach klitschig (!) erlebt, er wird sagen, das sei halt Handwerk, na ja. Es kann allerdings wirklich gut schmecken. Der Kerl geht in seiner Lautstärke und Arroganz aber eigentlich gar nicht! Das ist ungefähr wie bei meinem Lieblingshandwerker im Weinbereich, von Chateau Rayas – von dem habe ich schon Weine zum Niederknien getrunken und manchmal Weine zum Abwinken. Der Typ ist übrigens auch sehr eigenartig. Es lebe das Handwerk, aber es gibt auch konstant gute Handwerker. Meine Frau, Deine frühere Lehrerin, läßt schön grüßen: Sie backt jeden Sonntag ein Roggen-/Dinkelbrot, natürlich mit eigenem Sauerteig, nicht so spektakulär wie das Gaues Brot, aber gleichmäßig gut. Wir essen es jeden Tag dann bis incl. Freitags, da schmeckt es fast am besten. Sie hat viele begeisterte Fans….
Beste Grüße!
Reinhard Fulde
(Gleich gibt es fränkische Würstchen und Freilandhähnchen vom Holzkohlegrill, dazu 2006 Rasteau Dom. Soumade , Cuvee Confiance, vorher unseren derzeitigen Lieblingsweisswein, ein Albarino aus dem Rias Baixas von Zarate (Lobenberg). In unserem Alter werden die Flaschen aber nicht ganz leer..
was für ein Harzer!…warum 1000 Schnitte? wie unauthentisch!