Liebe Walinauten,
dieser unsägliche Virus zwingt uns alle, in vielen Bereichen umzudenken oder sich neu zu erfinden. Natürlich hätten wir Christian Tschida aus Illmitz am Neusiedlersee gerne vor Ort getroffen und mit ihm eine neue Folge gedreht.
Denn vor kurzem sind ein paar aktuelle Gewächse des kantigen Burgenländers bei uns eingetroffen. Wie immer sehr limitiert und in ihrer Art zeitlos, auch polarisierend, aber niemals langweilig. Vor kurzem sagte er mir am Telefon: „Wenn der Kunde konsequent hergestellte naturbelassene Weine möchte, dann muss er sie so akzeptieren wie sie sind!“
Man sagt, dass authentische Gewächse die Seele und den Charakter ihres Erzeugers widerspiegeln. Im Fall von Christian Tschida würde ich das jederzeit unterschreiben. In unserer heutigen Folge gewährt er uns einen kleinen Einblick in seinen Keller, seinem Werkzeug wie er sagt. Das Allerwichtigste sind trotz allem seine Weingärten. Sie sind der Ursprung für seine außergewöhnlichen Weine. Eigentlich nichts Neues und häufig als Verkaufsargument kolportiert, aber selten so beinhart umgesetzt wie bei Christian.
Wie schmeckt der avantgardistische Stoff?
Sie sind knochentrocken, leicht und trotzdem ausdrucksstark. Primärfrucht findet im Aroma so gut wie gar nicht statt, dafür wilde Hefenoten und in der Jugend lässt sich der ein oder andere kleine Böckser erschnüffeln. So ist es eben. Sauerstoff und Reife tut ihnen gut, seine Weine müssen es sogar. Wenn man sie jung trinken will, dann am besten zu Soulfood, egal ob Proteine oder fermentierte Gemüse. Die hohe Mineralität ist krass und sehr pur.
Der 2018er Non Tradition, ein Grüner Veltliner und sein komplexester Weißwein, ist ein perfekter Stoff zu Austern oder einer Meeresfrüchteplatte. In diesem Jahr ist der Non Tradition von einer delikaten Klarheit geprägt, Holzaromen sucht man vergebens, aber erahnt sie. In anderen Jahrgängen findet sich mehr Schmelz, aber der 2018er kommt linear und straight daher. Ein echtes Original, weit weg von dem was man als traditionellen Grünen Veltliner bezeichnen würde, ein Non Tradition eben.
Der 2019er Himmel auf Erden Maische schillert in diesem Jahrgang mit einem zarten Roséstich im Glas. Der aromatische Pfisichduft der Scheurebe ist zwar zu erkennen, aber nicht in der Gummibärchenvariante, sondern mit Kalk-, Zitrus- und Kräuternoten. Ein frecher, provokanter Auftritt, der sehr vorsichtig mazeriert wurde und der ganz anders als die krassen Orange-Weine schmeckt, obwohl es sich um dieselbe Herstellungsmethode handelt.
Der Birdscape, mit dem einprägsamen künstlerischen Etikett einer Vogellandschaft, stammt aus einem gemischten Satz, vornehmlich mit Blaufränkisch. Saftig, mit provozierender Kohlensäure am Gaumen, im Aroma mit Rhabarber und roter Johannisbeere. Ein herber saftiger Auftritt. Reifen kann er noch ein wenig, aber im hier und jetzt ist er ein Spaßmacher, der was von Rock n’Roll hat. Komplett „out of the box“ und markant. Ziemlich kauzig! Ein weiteres Original in der bunten Tschida Palette.
Was sollte man noch über Christian Tschida wissen?
Dieses treffende Portrait beschreibt den Burgenländer ziemlich gut. Ein lesenswertes Stück.
Zum Artikel über Christian Tschida bei „A la Carte“
Wir wünschen Euch charakterstarken Spass im Glas,
Hendrik & das Wal-Team