Liebe Walinauten,
das größte Weinklischee der Welt, neben Frankreich, bietet der Stiefel am Mittelmeer. Traditionsgemäß, oder besser über Generationen hinweg hält uns das italienische „La Dolce Vita“ in seinem kulinarischen Bann. Keine Nation der Welt beweist gastronomisch mehr Flexibilität und Anpassungsfähigkeit als die Azzurri, eventuell noch die Chinesen aber nicht auf demselben Niveau. Denn imagemäßig liegt Italien ganz weit vorn. Natürlich möchte niemand die Luftschlösser in unseren Köpfen zerstören, auch wir nicht. Es ist wie beim Marketing oder Fußball, eigentlich ist jeder so ein bisschen Italienexperte. Das kann auch gerne so bleiben, weil wir das Land am Apennin auf unseren unzähligen Forschungsreisen kennen und lieben gelernt haben. Trotzdem möchten wir Euch mit diesem Spezial auf die Vielfalt und Reichhaltigkeit Italiens hinweisen und ein paar unserer neuesten Entdeckungen wie Giuseppe Calabrese vorstellen.
Welche neuen Trends gibt es am Stiefel? – mehr von Giuseppe Calabrese!
Italien verfügt über die meisten autochthonen Rebsorten der Welt (400 allein für die Weinherstellung), ist mengenmäßig konstant einer größten Produzenten und hat eine 3000-jährige Weingeschichte. Diese ist Teil des Lebensgefühls und bedeutendes Kulturgut zugleich. Wenn man eine*n Italiener*in nach sein*er Blutgruppe befragen würde, dann wäre wohl die Antwort: Rotwein. Leider sind viele Entwicklungen in Italien an uns Deutschen vorbeigegangen, denn die regionalen Weine und Sorten sind in den letzten Jahren qualitativ immer besser geworden. Vor allem sind sie nicht im selben Maße austauschbar, wie die vielen Industriestoffe und bekannten Markenweine. Transparenz, weniger Zusätze und besonnene emphatische Weinherstellung sind im Fokus der jungen handwerklich inspirierten Generation.
Natural Wine ist ein globaler Trend und bald eine richtige Bewegung. Die besten Produzenten sind ihren konventionellen Counterparts absolut ebenbürtig. Vor allem zu der frischen Küche, die manchmal deftiger ist, als wir das hierzulande glauben wollen, sind regionale Weine großartige Begleiter. Mit unserem Italien Spezial wollen wir Euch eine andere, neue Seite von Bella Italia zeigen. Salute.
Wer ist der Gast unserer heutigen Folge?
Francesco aka Franco stammt aus Syrakus am südöstlichen Ende Siziliens. Lange betrieb er sein Restaurant San Michele vis a vis zum „Michel“, Hamburgs barockem Wahrzeichen, oder Hauptkirche St. Michaelis. Heute findet man ihn in der Kanalstraße 22 auf der Hamburger Uhlenhorst. Franco ist ein leidenschaftlicher Koch, der mit 70 Jahren noch jeden Tag seine Cucina di Primavera für seine Gäste kocht und sie dabei liebevoll bewirtet. Seine Erfahrung, auch im Umgang mit Wein, die kompromisslose Produktbesessenheit und ein so großes Gastgeberherz findet man vergleichbar nur selten in unseren Breitengraden und in dieser Zeit. Ich darf mich glücklich schätzen, ihn seit 25 Jahren zum Freund zu haben und durch ihn ein wahrhaft kulinarisches Italien kennenzulernen. Als mein erfahrener, grundehrlicher Vertrauensmann lasse ich ihn in dieser Folge die Weine von WaL Familien Neuzugang Giuseppe Calabrese probieren. Dieser junge Mann hat ein paar alte Weingärten am Fuße des kalabrischen Pollino Gebirges von seiner Großmutter geerbt und wurde somit zum Winzer. Giuseppe arbeitet auf unkonventionelle Art mit den lokalen Sorten wie Guarnaccia, Magliocco Dolce und Moscato. Für uns sind seine naturbelassenen Gewächse eine echte Entdeckung, die einen authentischen Hauch des Südens im Glas verströmen. Ein Italien, wie man es sich wünscht.
Wir wünschen Euch mehr azzurrischen Spaß im Glas,
Hendrik & das Wal-Team
