Liebe Walinauten,
unter allen Ländern aus unserem Waliversum haben die Südafrikaner in diesem Jahr wahrscheinlich am meisten gelitten. Der harte Lockdown und das mehrmonatige Exportverbot waren eine echte Hiobsbotschaft, auch und gerade für die südafrikanischen Winzer. Es ist sowieso kein Zuckerschlecken in diesen teils abgelegenen Regionen Wein zu erzeugen. Denn die Dürre und Trockenheit der letzten Jahre waren und sind eine echte Herausforderung gewesen. Umso erstaunlicher ist es, dass trotz all dieser Widrigkeiten einige der besten Weine entstanden sind, die hier jemals auf die Flasche gefüllt wurden.
Natürlich zählt für einen Winzer jeder Jahrgang und unsere Partner in Südafrika sind teilweise noch sehr junge Betriebe, aber ihre Ambition und die Passion sind riesig. Die Lernkurve und der Spannungsbogen sind enorm. Egal ob man den Decanter, die la Revue de France, Vinous, den Platter’s oder Tim Atkins Blog liest. Die Auguren überschlagen sich vor Euphorie und befeuern einen kleinen Hype, der nach unserer Meinung längst überfällig war. Vielleicht entdeckt die Weinwelt diese Weine gerade erst oder sie ist dabei, ihren wahren Wert zu erkennen, der im internationalen Kontext auch preislich angemessen ist. Ohne Frage sind die Weine selbstbewusster und fokussierter als jemals zuvor. Das sind keine Kopien, sondern echte Originale.
Wer ist unser WaL-Südafrika-Quartett?
Mit der Swartland Revolution, 2010 – 2015, begann dieses neue Kapitel in der über 350-jährigen Weingeschichte Südafrikas. Dieser Landstrich war bis dato bekannt für Getreide und galt als billige Quelle für einfache Weine, die in den Pressen großer Kellereien landeten. Irgendwie abgehängt und von einem rauen Charme geprägt, war es für Außenstehende schwer vorstellbar, dass hier einige der größten Weine entstehen sollten, die dieses Land je hervorgebracht hat.
Eben Sadie: The Sadie Family Wines & Ouwingerdreeks
Der erste war Eben Sadie, der nach etlichen Stationen im Ausland mit einer beseelten Idee von seinen Reisen zurückgekommen war. Weg von internationalen Rebsorten und Stil, mehr Eigenheit und Charakter, weniger Holz und vor allem das Blending aus besser an das warme Klima angepassten Rebsorten.
Andrea & Chris Mullineux: Mullineux & Leuu Family Wines & Leuu Passant
Es folgten die talentierten Mullineux‘, die ihre eigene Richtung von Eleganz und Finesse in den Focus ihrer Arbeit legten. Sie waren auch Teil der legendären Gruppe der Swartland Revolution, die die Blaupause und die Inspiration für eine neue Winzergeneration stellte.
Suzanne und Chris Alheit: Alheit Vineyards
Ein paar Jahre später kamen Suzanne und Chris Alheit auf die Bühne und begeisterten das Publikum mit ihren Chenin Blends und Lagenweinen, die sie rund um das Kap ausfindig gemacht hatten. Ihr Interesse gilt in erster Linie hochgelegenen und alten Weingärten aus vielen Regionen (deswegen erreicht man Chris fast nur im Auto). Die brillanten Ergebnisse katapultierte das Paar mit ihrem ersten Jahrgang gleich in die Champions League.
Peter Allan Finlayson: Crystallum
An ganz anderer Stelle wirkt Peter Allan Finlayson von Crystallum, dessen Vater Walter zu den Pionieren eleganter Chardonnays und Pinot Noirs in der Hemel-en-Aarde Region an der kalten Walker Bay ganz im Süden zählt. Niemand hatte es vor 40 Jahren für möglich gehalten, dass hier burgundische Verhältnisse herrschen. Dieser Zweifel wurde in den folgenden Jahrzehnten eindeutig widerlegt, aber für Peter ging es noch höher hinauf bis kurz unterhalb der Schneegrenze. Das war den meisten Außenstehenden unbegreiflich. Die Mischung aus heißen Tagen und kalten Nächten in bis zu 700 Meter Höhe lässt pure, klare Weine mit dem typischen Punch der südlichen Hemisphäre entstehen. Ich lehne mich weit aus dem Fenster, aber besser kann man diese anspruchsvollen Sorten nicht keltern, nur anders. Peter ist der Erste unter Gleichen, zumindest in den Augen vieler Experten, vor allem auch wegen einer auf der ganzen Linie überzeugenden Range, die Burgund als Vorbild hat, aber doch mehr Sonne sieht.
Muss man Weine um den Erdball schiffen?
Dies wird nicht erst seit diesen Tagen heiß diskutiert, sondern ist auch ein immer wieder ein gern kolportiertes Argument erbitterter Übersee-Wein-Gegner. Natürlich gibt es Pro‘s und Con‘s für den weltweiten Handel. Das gilt auch für viele Weine in Europa, denn es gibt in unseren Breitengraden genauso viele schlechte oder belanglose Weine wie es sie überall auf der Welt gibt. Für uns bei WEIN am LIMIT gilt weiterhin die Maxime: Auf der Welt gibt es besondere Produkte und Menschen mit einer Philosophie, die sich am Besten & an den Besten orientiert.
Hier setzen wir an. Diese südafrikanischen Weine sind von einer ganz eigenen Dimension und durch ihren spezifischen Geschmack geprägt. Wer anfängt beim Wein nationalistisch zu denken, dem wird sich das große Ganze, vor allem das Schöne an diesem Getränk nie erschließen. Guter Wein ist das sozialste Getränk der Welt und dient dazu, Menschen miteinander zu verbinden – nicht, sie zu spalten. In diesen Zeiten ist es wichtiger denn je, offen zu bleiben und zu genießen. Um nichts anderes geht es nach unserer Meinung.
In diesem Sinn wünschen wir Euch mehr Kapwein-Spaß im Glas,
Hendrik & das Wal-Team
