Wein am Limit - Hendrik Thoma
21.02.2021 - Folge 491

Blind durch Burgund - Jahrgangsverkostung Bourgogne Rouge 2018 & 2019

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Liebe Walinauten,

der Jahrgang kann kriegsentscheidend für die Qualität eines Weines sein. Er richtet über den finanziellen Erfolg oder Misserfolg in der Vermarktung und ihm wird viel Aufmerksamkeit beigemessen – spätestens bei der Besprechung des neuen Jahrgangs in den Medien. Meiner Meinung nach zu viel, denn in einer Zeit, in der wir uns von einem Superlativ zum Nächsten hangeln, ist der Jahrgang die einzige relevante Schlagzeile, von der man hört. Ich nenne es “Guillotinen Marketing“. Kopf ab und der Nächste bitte. Jetzt der Bourgogne Rouge!

Trotzdem ist an der Story vom Jahrgang doch etwas dran. Nicht umsonst gibt es Jahrhundertjahrgänge, die leider von einigen Medienvertretern ziemlich inflationär verwendet werden. Doch da war beispielsweise 1982, der Game Changer für die Weine aus Bordeaux, weil ein gewisser Robert Parker die Jahrgangsqualität rechtzeitig erkannte und sich mit seiner beharrlichen Berichterstattung gegenüber dem versnobten englischen Weinjournalismus durchsetzte. Er sollte recht behalten. 1982 war ein großer und warmer Jahrgang, der dem Bordelais aus Burgund durchweg eine tolle Qualität bescherte. Die Wahrheit siegte.

Im Gegensatz dazu ist bei Industrieweinen der Jahrgangsgeschmack sogar unerwünscht und wird durch Technologie wieder nivelliert. Ähnlich wie beim Bier oder Softgetränken muss der Inhalt immer gleich schmecken. Unterschiede sind unerwünscht. Bei Spitzenweinen sieht das anders aus. Sie werden am Limit der natürlichen Möglichkeiten hergestellt und der Winzer muss sich für Spitzenqualität ziemlich strecken. Dementsprechend ist das Klima ein wichtiger Baustein für die Herkunfts-DNA eines Weines, sprich für einen wesentlichen Teil seines Terroirs.

Der Jahrgang kann zu erheblichen geschmacklichen Abweichungen führen und das verunsichert wiederum viele Kunden – vor allem, weil sie ihre Komfortzone verlassen müssen. Ich rufe zu mehr Gelassenheit auf, denn ein verlässlicher Produzent versucht aus jedem Jahrgang das Optimum herauszuholen. Wahrscheinlich sollte man sich besser die Frage stellen, wann man das beste Trinkfenster erwischt. Das kann bei so genannten großen Jahrgängen mitunter lange dauern, während die kleinen Jahrgänge das Plateau der Reife schneller betreten. Dennoch kann man ein legendäres Statement von Jean-Bernard Delmas, jahrzehntelanger Direktor auf Château Haut-Brion, in Bezug auf großartige Jahrgänge sehr gut stehenlassen: „Ein großer Wein schmeckt immer groß, egal wann man ihn trinkt!“

Was definiert einen großen Jahrgang aus dem Burgund?

Das ist pauschal nicht zu beantworten, aber in einem Punkt sind sich wohl alle Produzenten trockener Weine einig. Es braucht reifes, gesundes Lesegut und stabile Säurewerte, ergo wenig oder gar keine Arbeit auf dem Sortiertisch. Dabei spielt der ganzjährige Witterungsverlauf eine große Rolle und dennoch sind die Ansprüche regional unterschiedlich. Wenn in einer Region durchgängig gute Qualitäten in ausreichender Menge geerntet werden können, dann ist das ein weiteres Indiz für außergewöhnliche Qualität.

Am Ende macht ein perfektes Klima noch lange keinen großen Wein. Denn die mikroklimatischen Bedingungen können genauso stark variieren, jede Rebsorte verhält sich anders und so mancher Produzent versaut es letztendlich im Keller. Alles ist möglich, da kann das Jahr noch so großartig gewesen sein. Wer sagt übrigens, dass ein Wein aus einem kleinen Jahrgang nicht genauso viel Freude machen kann? Aber jetzt sind wir schon beim Philosophieren…

Wie schmeckt der Bourgogne Rouge?

Die Jahrgänge 2015-2019 gelten in Burgund als ein episches Quintett. Einige Winzer vergleichen 2019 mit dem legendären 1865er, dem größten aller Jahrgänge an der Côte d’Or. Da können wir nicht mithalten und es fehlt uns an Grundlagen, um mitreden zu können. Fakt ist – und das ist ein ziemlich wichtiges Detail: In diesen Jahren war die Basisqualität – der Bourgogne Rouge wie Blanc – auf einem absolut überzeugenden Niveau. Bei einem aufstrebenden Weingut wie Remoissenet kommt noch hinzu, dass Kellermeisterin Claudie Jobard fast nur noch Beeren aus eigenen Weinbergen verwendet. Es ist die Visitenkarte und wichtigste Wein des Hauses, wenn man so will. An diesem Einstieg müssen sich alle anderen Cru messen.

Nachdem sich der 2018er Bourgogne Rouge im Blindtest in Folge 481 so phantastisch gegen weitaus teurere und bekanntere Lagenweine geschlagen hat (und zügig ausverkauft war) kommt mit dem 2019er ein würdiger Nachfolger aus einem ebenfalls warmen Jahr ins WaL-Portfolio. Den Unterschied machten Frühjahrfröste und ein kühlerer Jahresbeginn, der wiederum zu einer späteren Lese führte. Die Trockenheit und Hitzewellen im Sommer waren für Burgund ungewöhnlich. Deshalb sind die Weine mit ihrer reifen, exotischen Frucht ungewöhnlich offen und in ihrer jetzigen primären Fruchtphase begeisternd. Das Irre an dem 2019er sind die kernigen, feinen Gerbstoffe und die saftige Säure, die sich in perfekter Harmonie und Balance zu den anderen Komponenten verhält. Ob man in 156 Jahren über diesen Jahrgang so sprechen wird, wer weiß…? Halten wir es mit einer Zeile aus Bob Dylans legendärem Song: „ ….the answer my friend is blowin‘ in the wind… .“

Wir wünschen Euch mehr Jahrhundertjahrgang-Spaß im Glas,

Hendrik, Bianca & das WaL-Team

PS: Trotz seiner 14,5° Alc. wirkt der 2019er elegant und fein. Ich empfehle unseren Magazinbeitrag „Zu viel Alkohol im Wein, ein Drahtseilakt? zu lesen.

Die Weine aus dem Video

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Name des WeinesSoulfaktorPreis
2019 Bourgogne Rouge "Renommée"
Remoissenet Père & Fils, Burgund
24.00 €Details
2018 Bourgogne Rouge "Renommée" Magnum
Remoissenet Père & Fils, Burgund
55.00 €Details
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