Wein am Limit - Hendrik Thoma
12.04.2015 - Folge 212

Was ist eine Quevri?

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Weine im Video

Name des Weines Soulfaktor Preisspanne
2009 Rkatsiteli "Quevri"
Kindzmarauli, Kachetien
Soulfaktor 4
10-20 Eur
2011 Saperavi "Quevri"
Kindzmarauli, Kachetien
Soulfaktor 5
10-20 Eur

Heute ist Ronny Schreiber zu Gast bei Wein am Limit. Er fängt gerade im *** Michelin Restaurant von Christian Bau an der Mosel als Jung-Sommelier an zu arbeiten. In seinem Gepäck hat er zwei feine Weine, die er bei einem Ausflug am Prenzlauer Berg in Berlin bei einem Spezialitätenhändler gekauft hat.

Diese beiden Weine stammen aus Georgien und sind in der Amphore, der Quevri, gereift. Die im Schnitt 800-3500 Liter fassenden Tonamphoren sind dort seit Jahrtausenden in Gebrauch. Der Hype, der in einigen Weinkreisen um diese Reifungsgefäße in den letzten Jahren entstanden ist, dürfte auf die Georgier befremdlich wirken. Sie kennen nichts anderes und schwören auf diese Ausbaumethode, weil sie in dieser Region fest in der Tradition verankert ist. Die atmungsaktiven Amphoren werden ganz in der Erde eingegraben, um den Most zu kühlen. Dann vergären die Weine mit Stielen und Stengeln darin, um danach ein paar Monate weiter mit der Maische zu reifen. Somit könnte man diese Weine faktisch „Orange Weine“ (ein weiterer Trend) nennen. Auch hier wird sich meiner Einschätzung nach, die georgische Winzerschaft wenig Gedanken dazu machen.

Der erste Wein ist ein Rkatsiteli Quevri von der Kooperative Kindzmarauli aus der Region Kachetien, dem Zentrum des georgischen Weinbaus. Diese aromatische und meistangebaute Weißweintraube wird in Georgien für ihr fruchtiges Bukett sehr geschätzt. Allerdings wird sie durch den Ausbau zu einem wesentlich komplexeren und gehaltvollen Stoff. Ein frischer Duft begleitet von Aromen von Kräutern, Mandel und Honig weht im Glas. Im Geschmack ist der Stoff trocken, intensiv und mit einer feinen Säure, die ihm zu einem lang anhaltenden Geschmack verhilft, ausgestattet. Der reinste Nektar und ein Augen öffnendes Weinerlebnis.

Der Rotwein aus der Sorte Saperavi ist schlichtweg ein Hammer. Selten habe ich einen so geradling-würzigen Roten getrunken, der so ungeschminkt und pur daherkam. In diesem Preisgefüge kenne ich nur wenig, was soviel Qualität ins Glas bringt. Diese alte Sorte ist bekannt für dunkelfarbende, kraftvolle Rotweine, mit einem großartigen Lagerpotential. Dieser hier bringt es auf den Punkt mit seinem satten Geschmack und der schnörkellos konsequent trockenen Art. Groß!!

Beide Weine sind nach acht Monaten Reifezeit in der Amphore für ungefähr dieselbe Zeit im Holzfass weitergereift. Allerdings ist dies beiden Weinen nicht anzumerken. Sie strotzen nur so vor Vitalität und Leben.

Ich finde es großartig, dass die georgischen Winzer weiterhin diese Ausbauart am Leben erhalten. Wir sollten nicht vergessen was unsere Wurzeln sind und woher wir kommen. Die Quevri sind ein wichtiger Baustein in der DNA des Weinbaus und  in Zeiten von geschmacklicher Gleichschaltung wichtiger denn je.

Kommentare

10 Kommentare zu “Folge 212 : Was ist eine Quevri?

  1. Schöne logische Fortsetzung der letzten Folge! Amphore, maischevergoren, orange, traditionell oder auf neuen Wegen, egal ob alles zusammen oder auch nur in Teilaspekten: für mich nach wie vor der spannendste Bereich der Weinlandschaft und eine für mich nicht mehr wegzudenkende Bereicherung des Weingenusses! Sehr gerne mehr davon!

    PS: Folge 2012…

  2. Hallo Henrik und Ronny

    Sehr spannendes Wein Thema. Komme aus der Schweiz und bin auf der Suche nach diesen Weinen. Bin also für jeden Tipp dankbar.

    Muss man doch selber auspropieren. Danke für die Erweiterung meines Weinhorizontes.

    Gruss Pascal

      1. Musste eh unmittelbar nach dem Anschauen der Folge beruflich nach Berlin und bin dann gleich zum Prenzlauer Berg. Bei Grusignac hatten sie zum Glück noch eine Flasche des Rotweins aus Lager. Nach Auskunft des Geschäftsinhabers erwartet er spätestens in 2 Monaten wieder eine Lieferung. Also einfach mal nachfragen. Der Weißwein ist noch vorrätig.

        Viele Grüße
        Dirk

  3. Hallo Pascal,
    unbedingt mal probieren, sehr viel Wein für wenig Geld. Leider ist es in der Weinwelt immer noch so das Wein auch ein gewisses standing haben muss um überregional erfolgreich zu sein was Weinen aus Georgien natürlich fehlt. Aber seit froh deshalb muss man für einen großen Wein verhältnissmässig wenig zahlen.

    LG Ronny

  4. Moin,

    Danke Danke, toll das ihr das Thema Orange Weine mal anpackt . Einige weinhonorige Helligkeiten verteufeln das Thema und machen es zum Politikum. Eigentlich schade, es ist ein Teil der heutigen Weinwelt. Natürlich ist Orange Wein ein streitbares Thema und die geschmackliche Range ist sehr groß. Aber ich sehe parallelen zu den konventionellen Weinen. Auch bei den konventionellen Weinen gibt es auch genug Bockmist, deswegen verstehe ich oftmals nicht die Aufregung. Ich mag nicht alle Orangeweine und ebenso bei den konventionellen. Das spannende ist doch die Entdeckung und die geschmackliche Entwicklung und wenn der Wein gut ist, spielt es keine Rolle ob es Orange oder konventionell ist oder von der Mosel oder aus Georgien. Ganz richtig „expand your palate“ schaut auch mal über den Tellerrand. Danke Ronny für die klasse Vorstellung der Weine . 6 Soulpunkte für die Folge. Bitte öfters mal „um die Decke schauen“. Bis demnächst, ich bleibe euch gewogen.

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